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Preisgekröntes Umgebinde

Gestern wurden wieder schöne Häuser prämiert. Die Bewerbungen dafür gehen zurück. Sind die Anforderungen zu hoch?

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© Rafael Sampedro

Von Romy Kühr

Für Familie Kipke hat sich ein Traum erfüllt. Der Traum vom Leben auf dem Land, mitten im Grünen, mit vielen Tieren – und in einem historischen Haus. Der Ebersbacher Thomas Kipke lebte schon immer in einem Umgebindehaus. Mit seiner Frau wagte er vor mittlerweile acht Jahren den großen Schritt, ein ganz besonderes dieser typischen Häuser zu kaufen und aufwendig zu sanieren. Jetzt, nach vielen Jahren Bauzeit, ist ihr Grünsteinhof am Oberen Kirchweg fertig.

In Bogatynia ist ein Haus versetzt worden. Dafür bekam Besitzerin Zuzanna Mogilnicka den Umgebindehauspreis.
In Bogatynia ist ein Haus versetzt worden. Dafür bekam Besitzerin Zuzanna Mogilnicka den Umgebindehauspreis. © Matthes
Katrin und Hartmut Gräfe aus Sebnitz haben einen Preis für die Gesamtsanierung ihres Hauses bekommen.
Katrin und Hartmut Gräfe aus Sebnitz haben einen Preis für die Gesamtsanierung ihres Hauses bekommen. © Matthes
Die Bürgervereinigung Lunaria in Jindrichovice (CZ) hat ein Freilichtmuseum im Umgebinde eingerichtet.Fotos: Matthes
Die Bürgervereinigung Lunaria in Jindrichovice (CZ) hat ein Freilichtmuseum im Umgebinde eingerichtet.Fotos: Matthes © Matthes

Für das Gesamtwerk und die neue Nutzung als Ferienhaus für Urlauber hat die Familie gestern den Umgebindehauspreis verliehen bekommen. Den vergibt die Stiftung Umgebindehaus. Das Preisgeld stellen die Sparkassen Oberlausitz-Niederschlesien und Bautzen zur Verfügung. Seit 2006 würdigt die Stiftung mit dem Preis Menschen, die sich besonders für die Umgebindehäuser einsetzen. Vier Preise mit einem Preisgeld von jeweils rund 1.400 Euro hat die Stiftung diesmal vergeben. Insgesamt hat die Stiftung dieses Jahr Preisgelder in Höhe von 7.000 Euro für besonders schön sanierte Häuser vergeben. Elf Hausbesitzer hatten sich beworben oder sind von anderen vorgeschlagen worden.

Das sind noch weniger, als im vorigen Jahr. Da waren bei der Stiftung noch 20 Anmeldungen eingegangen. Warum das so ist, kann auch Arnd Matthes von der Stiftung Umgebindehaus sich nicht so recht erklären. „An der Öffentlichkeitsarbeit kann es nicht liegen“, sagt er. „Wir haben darüber informiert.“ Er hat die Vermutung, dass viele vor den Anforderungen zurückschrecken, die Preisträger erfüllen müssen. „Die Kriterien sind streng“, sagt Matthes. So müssten Preisträger nachweisen, dass ihr Haus denkmalschutzgerecht saniert ist und alles mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt wurde. „Zu einem Umgebindehaus gehören nun einmal Holzfenster“, nennt Denkmalexperte Matthes ein Beispiel. Wer Kunststofffenster verbaut hat, kann keinen Preis erhalten – auch wenn der Unterschied für den Laien auf den ersten Blick manchmal kaum zu sehen sei.

Um dennoch Hausbesitzer zu würdigen, die sich für den Erhalt der typischen Häuser einsetzen und mit viel Eigenleistung liebevoll sanieren, vergibt die Stiftung zusätzlich zum Umgebindehauspreis sogenannte Anerkennungspreise. Als Trostpflaster will Matthes das aber nicht verstanden wissen. „Wir wollen ja dazu animieren, die Häuser zu sanieren und schön herzurichten. Was zählt ist das Gesamtbild in den Orten“, sagt der Mann von der Stiftung.

Oftmals würden Besitzer ihre Umgebindehäuser erst nach und nach sanieren, meist in Eigenleistung. „Viele wissen dabei gar nicht, ob ihr Haus ein Denkmal ist oder nicht und was sie denkmalschutzrechtlich beachten müssten“, vermutet Matthes einen weiteren Grund, weshalb immer weniger Hausbesitzer sich tatsächlich an die genauen Vorgaben des Denkmalschutzes halten. Alle Häuser, die als Denkmale registriert sind, stehen in der Denkmalliste, erklärt Matthes. Die liegt den Gemeinden vor. „Dort kann man nachschauen, ob man ein Denkmal hat oder nicht.“ Denn die blauen Schilder, die ein Haus als Denkmal ausweisen, gibt es nicht mehr, sagt Matthes. „Die stammen noch aus DDR-Zeiten.“ Inzwischen sind die Listen immer wieder aktualisiert worden und auch Häuser hinzugekommen, die nachträglich den Denkmalstatus erhalten haben.

Aber nicht nur zum Sanieren motivieren will die Stiftung Umgebindehaus. Sie will auch ein Zeichen setzen, dass nicht immer der Abriss die letzte Lösung sein muss, auch wenn die Lage ausweglos scheint. Ein Beispiel dafür ist die Polin Zuzanna Mogilnicka, die ebenfalls zu den Preisträgern zählt. Sie hat ein Haus in Bogatynia aus dem Hochwassergebiet in sicherere Gefilde versetzt.