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Prelle-Jubiläum mit Wermutstropfen

Deutschlands einzigartige Schauanlage der Granitindustrie in Häslich ist 20 Jahre alt. Der Vorstand ist über 80. Mittlerweile werden dringend Jüngere gesucht.

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Häslich. Etwa 200 Jahre lang schufteten viele unserer Vorfahren in Steinbrüchen und Veredlungsbetrieben der Region. Seit 1998 erinnert die Schauanlage in der Prelle an diese harte Zeit. Mittlerweile macht man sich Sorgen, ob es weiter gehen kann, denn es fehlen Mitstreiter.

In der Hochzeit wurden einst bis zu 600 Leute im industrialisierten Abbaugebiet im Haselbachtal beschäftigt. Nach dem Fall der Mauer Ende der 80er-Jahre wurden die volkseigenen Betriebe privatisiert und scheiterten an den marktwirtschaftlichen Aspekten. „Die Maschinen, die in den Betrieben liefen, sind zum Teil 100 Jahre alt gewesen. Die neuen Eigentümer haben aus allem Geld gemacht und alles verkauft“, sagt Heinz Liebelt. Der 80-Jährige war jahrzehntelang als Steinmetz in den Gebieten unterwegs und kennt sich genau aus.

Zusammen mit Freunden, wie dem Vorsitzenden der Schauanlage Gerhard Lilge (80), entstand 1998 die Idee, die Schauanlage des Granitabbaus ins Leben zu rufen. „Wir wollen der geschichtswürdigen Zeit und allen Arbeitern, die Jahrzehnte lang gebuckelt haben, eine Art Museum schaffen“, sagt Lilge. Mit viel Engagement haben sich damals zahlreiche Gönner zusammengefunden und das fast Unmögliche möglich gemacht. „Wir hatten fast nichts. So haben wir die heutige Prelle aus der Ruine zum gepflegten Areal verwandelt und sind mit vielen Granitbetrieben der Region ins Gespräch gekommen“, so der Vorsitzende.

Maschinen und Werkzeuge zusammengetragen

Kein leichtes Unterfangen, doch die Mühe trägt Früchte. „Nachdem wir vom Staat eine gute Förderung bekommen haben und die vielen Gespräche mit Firmen positiv verliefen, konnten wir immer mehr Maschinen und Werkzeuge herholen“, sagt Lilge. Und das macht die sogenannte Prelle aus. „Wir sind das Granitmuseum samt Schauanlagen, in welchem alle Maschinen funktionsfähig sind“, schwärmt Heinz Liebelt. Er ist einer der erfahrensten im Team, da er direkt aus dem Granitgewerbe kommt.

Seine Mitstreiter, das rechnet er ihnen hoch an, sind Quereinsteiger und haben nie im Granit gearbeitet. Wie sehr Liebelt und Lilge für ihr Schaffen blühen, merkt man, wenn über gute und weniger gute Zeiten gesprochen wird. Kaum einer in Deutschland wird so fundiertes Fachwissen haben wie die beiden 80-Jährigen. „Ich habe mein ganzes Leben mit Granit zu tun“, sagt Heinz Liebelt und erzählt, was man in der Prelle alles entdecken kann. Von einem wunderschönen Museum mit Bildern und Ausstellungsstücken bis hin zum weitläufigen Gelände, auf welchem alle Arbeitsschritte mit echten Maschinen zu bestaunen sind.

Ob Kräne, die Schmiede, Sägen, der Transport mit kleinen Waggons oder dem Brettfallhammer, wo letztendlich das Pflaster aus dem Granit gehauen wurde – all diese Maschinen und Arbeitsgegenstände sind einsetzbar. Eine Einzigartigkeit in Deutschland. „Wir sind ein gutes Team im Verein, welches sich als Herzensaufgabe gemacht hat, hier ein Denkmal in Form einer Schauanlage zu schaffen.“ Doch mittlerweile sind im Vorstand alle über 80 Jahre alt. „Uns fehlt es bei 30 Mitgliedern dringend an Nachwuchs, um diese deutschlandweit einzigartige Anlage weiter so zu betreuen und den vielen interessierten Besuchergruppen einen Rundgang zu ermöglichen“, sagt Gerhard Lilge ernst. Nun bleibt zu hoffen, dass sich rasch Mitstreiter finden, sodass es der Schauanlage nicht so geht, wie den Steinbrüchen Anfang der 90er-Jahre.