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Produkte mit Gesicht - Initiative fördert Lausitzer Kreisläufe

Pferdefleisch und falsch gekennzeichnete Eier - Skandale wie diese stellen das Verbrauchervertrauen auf die Probe. Regionale Initiativen könnten davon profitieren.

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© ZB

Von Anett Böttger, dpa

Bautzen. Die größere Nachfrage nach Eiern hat Annett Pursche in ihrem Laden gespürt, als Meldungen über Bio-Ware kursierten, die gar keine war. „Jeder Lebensmittelskandal bringt uns neue Kunden“, sagt die Geschäftsfrau. Sie fügt allerdings einschränkend hinzu: „Vorläufig.“ Seit 2011 verkauft sie in Cunewalde (Landkreis Bautzen) ausschließlich Erzeugnisse aus der Region und freut sich über zunehmenden Kundenzuspruch. Die Eier etwa kommen direkt von zwei ostsächsischen Höfen. Oft entscheide jedoch der Preis, dass Kunden am Ende doch wieder in den Supermarkt gehen.

Mit ihrem Geschäft hat sich Annett Pursche der Initiative „Die Lausitz schmeckt“ angeschlossen. Diese ging 2006 aus Imagekampagnen für Spargel und Kartoffeln in der Region hervor. Zum Verbund gehören inzwischen 38 Lebensmittelerzeuger und Verarbeiter mit Sitz in der Lausitz. Die Palette ihres Angebots reicht von Fisch, Fleisch und Wurst über Obst und Gemüse bis hin zu Milcherzeugnissen und geräucherten Spezialitäten. „Die Unternehmen arbeiten innerhalb kleiner Wertschöpfungsketten zusammen und ergänzen ihr Sortiment gegenseitig“, sagt Sebastian Klotsche vom Sächsischen Landeskuratorium Ländlicher Raum, das die Initiative unterstützt.

Die wenigsten Leute können von Hof zu Hof fahren, um Lebensmittel direkt beim Erzeuger ihres Vertrauens zu kaufen. Um den Kunden entgegenzukommen, seien deshalb Gemeinschaftsläden mit breitem Sortiment ganz wichtig, sagt Klotsche. Fünf davon gibt es mittlerweile in Cunewalde, Wittichenau, Hoyerswerda, Bischofswerda und Lieske. Vertrauen zur Kampagne „Die Lausitz schmeckt“ schaffe auch, dass Produzenten und Geschäftsinhaber genaue Auskunft über ihre Ware geben könnten.

„Da weiß man, wo das Fleisch her ist“

Die Initiative dürfte ganz im Sinne von Sachsens Umweltminister Frank Kupfer (CDU) sein, der über jeden neuen Lebensmittelskandal erbost ist. „Der beste Weg besteht darin, beim örtlichen Fleischer einzukaufen. Da weiß man, wo das Fleisch her ist“, sagte er an die Adresse der Verbraucher. Den Preisdruck des Handels hält Kupfer für fatal. Einige Produkte würden teilweise mit Preisen unter den Herstellungskosten in den Regalen landen. Man müsse allerdings auch Tierproduktion in Deutschland zulassen und dürfe nicht gegen jeden Schweinestall protestieren. „Sonst kommt das Fleisch aus anderen Ländern, bei denen wir nichts über die Haltungsbedingungen wissen.“

Die Krabat-Milchwelt im Wittichenauer Ortsteil Kotten wirbt längst mit gläserner Produktion, die sich Besucher bei Führungen anschauen dürfen. Angesichts des extrem niedrigen Milchpreises hatte der Agrarbetrieb vor einigen Jahren beschlossen, sich unabhängiger zu machen und auf eigene Wertschöpfung zu setzen, sagt Marketingchef Tobias Kockert.

Das Unternehmen baute eine Schaukäserei auf, um die Milch seiner etwa 300 Kühe wenigstens teilweise selbst zu verarbeiten. Der Anteil liegt im Moment bei 10 Prozent, soll aber steigen. Der Rest wird an eine Molkerei in Niesky geliefert und bleibt damit auch in der Oberlausitz. Einblicke in regionale Kreisläufe von Produktion und Verkauf zu geben, zahle sich aus. „Man muss die Verbraucher mitnehmen und aufklären, wie Landwirtschaft funktioniert“, ist Kockert überzeugt. Allerdings: „Man kann das nur in Kooperation mit anderen schaffen.“ (dpa)