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Prost Brücke!

Hunderte Dresdner feiern am Waldschlößchen das letzte Brückenpicknick. Helma Orosz triumphiert mit.

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Das letzte Mal ist das erste Mal für Helma Orosz. Am Sonnabend ist die Oberbürgermeisterin der umjubelte Stargast beim 65. und letzten Picknick der Befürworter der Waldschlößchenbrücke. Mehr als 300 Dresdner trotzen dem Dauerregen. Bei Band, Bier und Bratwurst kommt am frühen Nachmittag Volksfeststimmung im Biergarten des Brauhauses am Waldschlößchen auf. Die Bretter des beengten Holzunterstands werden für Helma Orosz zur großen Bühne.

Sie dankt den Teilnehmern für ihre Ausdauer, auch wenn sie 65 Monate Brückenpicknick zunächst mit 65 Jahren verwechselt. „Ohne sie wäre es nicht zum Bürgerentscheid gekommen. Die deutliche Mehrheit der Dresdner will die Brücke. Sie haben Dresden das Jahrhundertbauwerk ermöglicht.“

Orosz genießt den Applaus der Brückenfans und übt harsche Kritik an Brückengegnern, insbesondere den Umweltverbänden. „Die vielen Rechtsstreits haben zu unzumutbaren Verzögerungen geführt. Wenn mich jemand zur Eröffnung der Brücke im Sommer fragt, warum die Kosten so aus dem Ruder gelaufen sind, dann habe ich diese klare Antwort für sie.“ Die Flut der Gerichtsverfahren habe den Bau verzögert, immer wieder gestoppt.

Orosz nutzt ihren Auftritt vor wohlgesonnenem Publikum, um mit den intensiven Protesten gegen die Brücke abzurechnen. „Manch einer wusste nicht mehr, was sich gehört. Es ging bis hin zu körperlichen Angriffen gegen einzelne Personen.“ Manch Gegner habe noch immer nicht akzeptiert, dass es schon immer der Wunsch der Dresdner gewesen sei, diese Brücke zu bekommen. Dass sie gebraucht werde, zeige der aktuelle Stau, den die drei größeren Straßenbaustellen links und rechts der Elbe auslösten. „Brücken verbinden und die neue Brücke wird die Straßen entlasten, den Norden mit dem Süden enger verbinden und auch die medizinische Versorgung des Nordens verbessern, da statt des Hubschraubers Rettungsfahrzeuge von der Uniklinik schnell über die Brücke kommen.“ Die Brückeneröffnung werde für die Mehrzahl der Dresdner eine Freude sein. Sie lud die Dresdner ein, die Eröffnung groß zu feiern. Einen Termin dafür konnte sie noch immer nicht nennen.

Ein persönlicher Triumph wird der Nachmittag für den Initiator des Bürgerentscheids für die Brücke und Veranstalter des Picknicks, Hans-Joachim Brauns. Der CDU-Stadtrat sprach von einem Sieg der direkten Demokratie. Anders als heute mit fünf Prozent habe die Initiative noch Unterschriften von 15 Prozent der Wahlberechtigten sammeln müssen und zwei Drittel der Dresdner stimmten 2005 für die Brücke. „Dieser Wille ist umgesetzt worden. Das macht uns stolz.“

Viele Besucher des Picknicks bestätigen sich gegenseitig, wie die 64 Monate Bauzeit zuvor auch schon, wie gelungen die Brücke sei. „Ich weiß nicht, wo sie das Elbtal verschandelt. Das Blaue Wunder ist viel hässlicher. Das wird die Unesco auch sehen, wenn sie zur Eröffnungsfeier kommt“, sagt der Dresdner Hartmut Fischer. Wie er, kaufen zahlreiche Gäste als Andenken Brückentaler und Brückenbierkrüge. Für versöhnliche Worte an die Brückengegner ist kein Platz. Stattdessen gibt es ein fröhliches „Prost“ auf die Brücke.