Dresden
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Protest gegen die Nordbad-Schließung

Die Schwimmhalle macht über den Sommer wegen Personalnot zu. Das kann unter anderem eine Angestellte nicht nachvollziehen. 

Von Melanie Schröder
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Am 1. Juli soll das Nordbad schließen.
Am 1. Juli soll das Nordbad schließen. © Archivbild: André Wirsig

Das Nordbad soll wegen Personalnot über den Sommer geschlossen werden. Das hat die Dresdner Bäder GmbH angekündigt, nun prostestieren Anwohner. Am Montagabend haben sich Neustädter und Mitglieder des Stadtbezirksbeirats in der Louisenstraße versammelt. Viele geben ihre Unterschrift ab für eine Aktion, die unter dem Motto „Nordbad erhalten“ läuft. Sie alle können sich einen Sommer ohne Nordbad einfach nicht vorstellen.

„Ich finde es sehr schade, dass das Bad zwei Monate dichtgemacht werden soll“, sagt Elias Gerling, der hier einmal in der Woche schwimmen geht. „In der Nähe gibt es keine vergleichbare Alternative.“ Das Georg-Arnold-Bad sei zu teuer und zu groß für die kleine Erholung im Alltag. Gerd Pilarzewicz-Zocher sieht es ähnlich. „Gerade für die Kinder im Viertel ist das traurig.“ Mit der Liegewiese unter freiem Himmel bekomme das Nordbad im Sommer Freibadcharakter – und das zu erschwinglichen Preisen. Der Familienvater hofft, dass noch eine Lösung gefunden wird. Allerdings: Viel Zeit bleibt nicht.

Bereits am 1. Juli soll das Bad schließen. Bäder-Sprecher Lars Kühl kündigte zudem an, dass die vorübergehende Schließung alternativlos sei. Um den reibungslosen Betrieb in den acht Freibädern der Stadt zu gewährleisten, müsse ausreichend Personal vor Ort sein. Nur so könne der erwartete Gästeandrang bewältigt werden. „Wir haben uns deshalb entschlossen, fünf Angestellte vorübergehend an neue Arbeitsorte zu schicken.“ Dass Personal fehlen soll, ist für Rettungsschwimmerin Lena Burghardt jedoch nicht ganz nachvollziehbar.

Seit vielen Jahren hat die Studentin inzwischen im Nordbad ausgeholfen. Im Monat zwischen 20 und 45 Stunden. Doch bereits seit Januar wird Burghardt nicht mehr eingesetzt. Angestellt ist sie noch, ihr unbefristeter Vertrag läuft weiter. „Mir wurde mitgeteilt, dass es keinen Bedarf mehr an geringfügig Beschäftigten gibt. Der Betrieb soll mit Vollzeitkräften abgedeckt werden.“ Das sei prinzipiell ja gut, sagt sie. Allerdings: „Es ist sehr schade, dass das Nordbad deswegen schließen muss. Das gab es noch nie.“

Der Vertrag von drei weiteren Pauschalkräften sei Ende 2018 ausgelaufen und nicht verlängert worden. Seit dem 1. Januar dieses Jahres zahlt die Dresdner Bäder GmbH ihren rund 100 Angestellten Tariflohn. Steigende Kosten für das Personal könnten ein Grund sein, warum an anderer Stelle gekürzt werden muss und Aushilfen wie Burghardt nun auf Jobsuche sind. Die Rettungsschwimmerin hat zwar ein neues Angebot unter anderem für das Arnholdbad bekommen, allerdings hätte sie ihre Stundenzahl verdoppeln müssen. Das sei mit dem Studium leider nicht zu vereinbaren, sagt sie. „Ein Angebot mit weniger Stunden wollte man mir nicht machen.“

Nicole Schumann, die für Die Linke im Stadtbezirksbeirat Neustadt sitzt, hat die Unterschriftensammlung mit initiiert. Sie befürchtet, dass sich Kontinuität im Handeln einschleichen und das Nordbad perspektivisch wieder über den Sommer zugemacht werden könnte. Auch SPD-Stadtrat Vincent Drews unterstützt den Widerspruch der Anwohner. Er ist Mitglied im Aufsichtsrat der Bäder GmbH und war selbst überrascht von der Ankündigung: „Gerade im Dresdner Norden gibt es viel zu wenig Schwimmfläche. Hier nun noch das Nordbad für den Sommer zu schließen, ist nicht hinnehmbar.“ Er stehe bereits mit der Geschäftsführung des Unternehmens in Kontakt, um Hintergründe dieser Entscheidung und Alternativen abzuklären. Auf eine Rückmeldung wartet er noch.