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Prozess nach Husarenhofbrand

Drei junge Männer sollen bei den Löscharbeiten in Bautzen gestört haben. Vor Gericht geht es für sie aber noch um viel mehr.

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© Archivfoto: Christian Essler

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Seit Monaten steckt Bautzen in den Schlagzeilen, liefert immer neue Bilder, die den Ruf der Stadt erheblich schaden. Begonnen hat das nicht mit den Ausschreitungen am Kornmarkt. Vielmehr markiert der Brand des Husarenhofs im Februar den Beginn einer medialen Wahrnehmung, in der Bautzen seitdem als braunes Nest abgestempelt wird. Befeuert im mentalen Sinn wurde das auch durch die Meldung der Polizei, die am Morgen nach dem Brand berichtet hatte, dass drei junge Männer „die Arbeiten der Feuerwehr massiv behindert hätten.“ Ab Montag muss sich das Trio deshalb vorm Amtsgericht verantworten.

Prozess startet am Montag

Auf den Tag genau ein Dreivierteljahr nach dem Brand des ehemaligen Hotels, in dem die Kreisverwaltung ursprünglich bis zu 300 Asylsuchende unterbringen wollte, wird am Montag der Bautzener Jugendrichter Manfred Weisel gemeinsam mit zwei Schöffen den Prozess gegen die jungen Männer eröffnen. Für viele Bautzener geht es vor allem darum, was sich in der Nacht tatsächlich auf dem Supermarkt-Parkplatz auf der Rückseite des Husarenhofs abgespielt hat – für die Angeklagten indes um deutlich mehr. Denn die Vorwürfe über ihr Tun in der Brandnacht sind nur ein Punkt auf einer ellenlangen Liste von Vorwürfen.

Bereits im Vorfeld hatte Jugendrichter Manfred Weisel durchblicken lassen, dass er die von der Generalstaatsanwaltschaft in Dresden erhobene Anklage wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte mit weiteren Anklagepunkten gegen die Männer im Alter zwischen 20 und 21 Jahren in einem Prozess bündeln möchte. Überdies wird neben dem Trio auch gleich noch der Bruder eines der mutmaßlichen Störer mit vor Gericht stehen. Der war zwar nicht mit am Husarenhof aufgegriffen worden – allerdings bei anderer Gelegenheit mit ins Visier der Strafverfolgungsbehörden geraten.

Angeklagte bei Gericht keine Unbekannten

In dem am Montag startenden Prozess müssen sich die Männer wegen Beleidigung, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung, Verstöße mit Drogen und Diebstählen – auch in Zusammenhang mit Wohnungseinbruch – verantworten. Zumeist sollen Drogen oder Alkohol im Spiel gewesen sein. Für Manfred Weisel sind die Angeklagten keine Unbekannten. Die Männer, drei wohnen in Bautzen, einer in Malschwitz, waren demnach auch schon zuvor strafrechtlich in Erscheinung getreten.

Auch wenn die Anklage wegen der Vorfälle am Husarenhof aus dem juristischen Blickwinkel im Vergleich zu den übrigen Vorwürfen eher eine nachgeordnete Rolle spielt, könnte das Gericht jetzt zumindest eine von den vielen, vielen offenen Fragen rund um das Feuer im Husarenhof beantworten. Über den eingangs von der Polizei zitierten Satz gibt es in Bautzen geteilte Ansichten – zumal die Verallgemeinerung in den Medien und die zumeist undifferenzierte Wahrnehmung dieser Aussage das Klischee vom „braunen“ Bautzen nährt.

Polizeipräsident Conny Stiehl hatte im Nachgang die Aussage gerechtfertigt. Die jungen Männer seien in den Einsatzort hineingelaufen, hätten sich auch durch Rufe nicht davon abhalten lassen. Schließlich, so seine Darstellung, hätten sie sich gegen die Polizisten noch zur Wehr gesetzt. Feuerwehrleute gaben jedoch an, vor Ort nichts oder kaum etwas mitbekommen zu haben.

Ermittlungen zum Brand laufen noch

Eine Reihe weiterer spannender Fragen wird hingegen der Prozess nicht beantworten können. Denn nach wie vor völlig unklar ist, wer hinter dem Brandanschlag steckt. Zwar hatten mit dem Operativen Abwehrzentrum (OAZ) und der Generalstaatsanwaltschaft in Dresden ranghohe Behörden den Fall rasch an sich gezogen. Doch bis heute können die Sprecher bei Nachfrage stets nur auf laufende Ermittlungen verweisen. Auch die Anfang Juli durchgeführten Hausdurchsuchungen bei einem 27- und einem 33-jährigen Bautzener brachten offenbar keinen Durchbruch.

Ein juristisches Nachspiel droht unterdessen aber auch dem Landratsamt. Denn die Eigentümer hatten nach der Beendigung der Verträge durch den Kreis juristische Schritte erwogen. So weit ist es bisher nicht gekommen. Die Besitzer halten sich diese Option aber weiter offen. Entsprechend beschäftigen sich die Eigentümer derzeit auch noch nicht mit der Frage, wie es mit der Brandruine weitergeht.

Für den Prozess gegen die vier Männer sind mehr als 30 Zeugen geladen. Richter Manfred Weisel hat zunächst drei Verhandlungstage angesetzt. Zur Zeit der angeklagten Taten galten die Männer allesamt noch als Heranwachsende. Denkbar ist aber auch, dass im Fall eine Verurteilung das Erwachsenenstrafrecht angewandt wird.