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Wie der Pullunder populär wurde - und wo ist der Westover geblieben?

Eine kleine Kulturgeschichte von Hans-Dietrich Genscher bis Olaf Schubert.

Von Bernd Klempnow
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Hans-Dietrich Genscher
Hans-Dietrich Genscher

Der FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher trug immer einen gelben, der SPD-Politiker Ludwig Stiegler wählt stets einen roten. Doch außerhalb der Politik wurde der Pullunder hierzulande  erst durch einen Dresdner Kabarettisten populär. Olaf Schubert, der an seinem Astralkörper einen mit einem Argyle-Rautenmuster zur Schau stellt.

Viele kennen noch die heute als veraltet geltende Bezeichnung des Westovers. Dieser Begriff geht auf die ursprüngliche Herkunft des Kleidungsstücks zurück, denn es ist ein traditioneller Bestandteil der Bekleidung im Golfsport und im Cricket. Entworfen wurde es für den sportlichen Herren und kommt aus dem Englischen als „sweater vest“. Die ärmellose Form bezieht sich dabei auf die Weste, die geschlossene Vorderseite auf den Pullover.

Während Olaf Schubert seine Kunstfigur mit dem Comedian-Pullunder ins Lächerliche ziehen will, so ist der eigentliche Pullunder in allen Zeiten immer wieder ein wichtiges Mode-Accessoire für einen gewissen Retro-Stil. Er kann zu einem sportlichen wie auch zu einem klassischen Outfits kombiniert werden. Traditionell wird er über einem Oberhemd - oder bei Damen über einer Bluse - und meist unter einem Jackett getragen. Auf diese Trageweise weisen als Analogie zu Pullover die englischen Wörter „to pull - ziehen“ und „under - (zieh) unter“ hin. Allerliebst sehen auch Kinder darin aus.

Rapper DCVDNS
Rapper DCVDNS
Olaf Schubert
Olaf Schubert
SPD-Politiker Ludwig Stiegler
SPD-Politiker Ludwig Stiegler

Der modebewusste Herr, die modebewusste Dame sollte darauf achten, dass der Pullunder die Hemdschultern komplett bedeckt. Zudem sollte das Kleidungsstück immer einige Farbnuancen dunkler sein als das darunter getragene Hemd, damit ein harmonisches Gesamtbild entsteht.

Klassische Pullunder bestehen aus Woll- oder Mischfasern und werden gestrickt. Dabei kommen verschiedene Wollfasern zum Einsatz, deren Eigenschaften Tragegefühl, Aussehen, Beständigkeit und Pflege der Pullunder bestimmen.

Populär sind welcher aus Lammwolle. Diese Wolle der ersten Schur ist besonders weich und bietet auch bei direktem Hautkontakt einen hohen Tragekomfort. Zudem kann das Naturmaterial viel Feuchtigkeit aufnehmen. Allerdings ist dieses Material empfindlich. Eine Wassertemperatur beim Waschen von über 30 Grad Celsius und intensives Schleudern kann zu Verfilzungen führen.

Pullunder aus Baumwolle gelten als hautfreundlich, atmungsaktiv, strapazierfähig und haben ein geringes Allergiepotenzial. Da dieses Material mit seiner glatten Oberfläche wenig Wärme speichert, eignet es sich gut für sommerliche -Pullunder. Zudem ist Baumwolle meist kochfest, bügelfähig und trocknerunempfindlich, was die daraus gefertigte Kleidung besonders pflegeleicht macht.

Während es im Kaufhaus oder online Pullunder ab knapp 20 Euro gibt, bieten exquisite Ausstatter auch welche aus Kaschmir für über 500 Euro.