Merken

Putins Schatten

Wo Kremlchef Wladimir Putin ist, ist auch Generalleutnant Alexej Djumin. Russland rätselt über einen Mann, den das Land bisher nicht kannte.

Teilen
Folgen
© dpa pa

Von Klaus-Helge Donath, SZ-Korrespondent in Moskau

Kremlchef Wladimir Putin hat Generalleutnant Alexej Djumin vorige Woche zum Gouverneur im 200 Kilometer südlich von Moskau gelegenen Gebiet Tula ernannt. Bis zu den Wahlen im September soll der 43-Jährige das Amt geschäftsführend übernehmen. Die Ernennung kam überraschend und sieht erst mal nach Karriereeinbruch aus. Erst Ende Dezember war der Sicherheitsexperte zum stellvertretenden Verteidigungsminister ernannt worden. Auch das kam für ihn unerwartet, wie er dem Blatt Kommersant gestand.

Wird vom Kremlchef ein Thronfolger aufgebaut, der sich in der schwierigen Provinz Sporen verdienen soll? Das Land rätselt, ähnlich wie im August 1999. Damals betrat Wladimir Putin die Bühne, und Moskau fragte ungläubig: Wer sind Sie, Herr Putin?

Alles sieht nach Inszenierung aus.  Diese Woche widmete der Kommersant dem neuen Gouverneur ein anderthalbseitiges Interview. Die Fragen stellte Andrej Kolesnikow, der für die Zeitung schon mit Putin das erste lange Interview geführt hatte und seither Hofchronist des Kremlchefs ist. Im Interview geht es um Djumins Weg an der Seite Putins. Als dieser am 9. August 1999 das Amt des Ministerpräsidenten antrat, war Djumin zur Stelle und vom ersten Tag an für Putins Sicherheit zuständig. Dennoch blieb er im Land ein Unbekannter. Kolportiert wird, Putin habe ihn 2008 zu seinem Adjutanten gemacht, Djumin bestreitet das. 2012 stieg er zum Vizechef des präsidialen Sicherheitsdienstes auf, zwei Jahre später zum stellvertretenden Leiter des Militärischen Geheimdienstes. Im letzten Jahr übernahm er noch die Funktion des Stabschefs der Landstreitkräfte.

Wo Putin ist, ist auch Djumin. Er beschützt den Präsidenten in allen Lebenslagen – auf stürmischer See ebenso wie in den Bergen, wo Djumin einen Bären in letzter Minute bewegen konnte, vom schlafenden Kremlchef zu lassen. Ohne finalen Rettungsschuss. Das klingt nach tiefer Männerfreundschaft. Dazu gehört auch das gemeinsame Eishockeyvergnügen in der „Nachthockeyliga“, in der Wladimir Putin vermögende Freunde, Minister und Altstars versammelt. Es stürmt der Präsident, und im Tor steht Alexej Djumin. Der soll sich auf die Raffinesse verstehen, wann es die Staatsräson gebiete, einen Puck zu halten oder durchzulassen.