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Puzzeln für die Röhrsdorfer Kirche

Gemeindemitglied Cornelius Neumann organisiert die Sanierung des Denkmals, das es offiziell gar nicht gab.

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© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Röhrsdorf. Cornelius Neumann hat ein neues Hobby: Puzzeln. 252 Teile der Röhrsdorfer Kirche liegen schon an ihrem Platz. 1 000 Teile hat das Puzzle. Immer wenn 25 Euro für die Sanierung der Kirche gespendet wurden, kommt ein Teil an seinen Platz. Das Puzzle ist eine der Ideen, mit denen die Kirchgemeinde die 25 000 Euro Eigenanteil zusammenbekommen will. Eine andere ist das Modell der Kirche, das als Sparbüchse dient.

„Unser Kirch’l ist es wert“, sagt Gemeindemitglied Neumann. Er hat die Aufgabe übernommen, die Sanierung zu organisieren. Nach Dach und Fassade vor 14 Jahren und dem Glockenstuhl ist nun das Innere an der Reihe. „Das Sensationelle an unserer Kirche ist ihr ursprünglicher Zustand.“ Gebaut 1748/49, sind Steinfußboden, Malereien und Logen noch original erhalten. Trotzdem war die Kirche in keiner Denkmalliste zu finden. Das kam erst heraus, als Neumann für die Sanierung Zuschüsse wollte. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Neumann für die Kirche einsetzt. Vor zweieinhalb Jahren war die Stelle des Pfarrers vakant. Damit der Gottesdienst gesichert ist, absolvierte er eine Lektorenausbildung. Vier Monate lang investierte er in die Wochenenden. Nun darf er Gottesdienste halten, trauen, beerdigen. Die Lockwitzer Pfarrstelle ist wieder besetzt, Neumanns Ausbildung war aber nicht umsonst. „Ich bin jetzt Wanderprediger.“

Cornelius Neumann ahnte nicht, wie viel Zeit ihn die Sanierung der Kirche kosten würde. Doch er rechnet nicht in Stunden. „Es ist eine wunderbare und dankbare Aufgabe, alles hier atmet die Geschichte von Generationen.“

Der alte Schrank zum Beispiel. Man fand ihn verschlossen, und weil man keinen Schlüssel hatte, blieb er es auch. Bis die Neugier doch größer war und man einen Tischler rief. In dem Schrank befand sich das Kirchenarchiv und damit auch die älteste Urkunde von 1647. Das war die Zeit der alten Kirche, sagt Neumann. „Die haben die Carlowitz dann abreißen und die neue bauen lassen.“ In dem Schrank fand sich auch das alte Taufgeschirr. „Halten Sie sich fest, das stammt von 1816 und ist damit 200 Jahre alt“, sagt Neumann. Es ist aus Altenberger Zinn gefertigt. Ein Meißner Restaurator hat es aufgearbeitet. Neumanns haben die Sanierung aus Anlass der Taufe des Enkels gespendet. Die Taufe war am 24. April – Neumanns Hochzeitstag.

Eifrige vierbeinige Kirchgänger

Der Atem der Geschichte bedeutet aber auch, „dass alles so dahin bröselt“. Deshalb muss nun etwas gemacht werden. Zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen. Zu Erntedank – der Kranz hängt noch am Eingang – wurde das Kirchenmodell übergeben. Es dient seither als Sparbüchse. Im Dezember sollen alle Gemeindemitglieder in Lockwitz, Röhrsdorf, Nickern, Luga, Borthen und Burgstädtel angeschrieben sowie 5 000 Faltblätter verteilt werden. Es ist der Auftakt zur großen Spendenaktion.

Sobald der Frost dann vorbei ist, beginnen die Arbeiten. Am ersten Advent 2017 soll die sanierte Kirche fertig sein. Erst wollte die Gemeinde dafür das Reformationsjubiläum wählen. „Doch da werden viele nach Dresden gehen wollen“, sagt Neumann. „Und Advent ist doch auch ein schöner Anlass.“

An der Seitentür hängt ein Schild: „Bitte Tür einklinken.“ In Klammern hat jemand dahinter geschrieben: „Katzen sind eifrige Kirchgänger.“ Zu den Gottesdiensten alle zwei Wochen kommen im Schnitt 15 Gläubige. Vielleicht werden es nach der Sanierung ja mehr. Am Sonntag in Lockwitz freut sich Neumann, wenn er sein Puzzle weiterbauen kann.

Spenden an: Ev.-Luth. Schlosskirchgemeinde Dresden-Lockwitz, IBAN DE67 3506 0190 1605 4000 15, LKG Sachsen/ Bank für Kirche und Diakonie, Verwendung: Innensanierung Kirche Röhrsdorf.