Merken

Radeberg tut sich mit neuem Bauland schwer

Mancher, der Flächen für den Bau neuer Wohnungen bereitstellen will, hat derzeit in der Bierstadt ein Problem.

Teilen
Folgen
© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

. RadebergDiese Sätze dürften wohl in den Computern des Radeberger Bauamtes mittlerweile gespeichert sein; und werden nun regelmäßig in Beschlussvorlagen für den Radeberger Stadtrat gedruckt. Sätze, die so manchem Grundstücksbesitzer und zahlreichen Bauwilligen nicht gefallen werden.

Auch in Großerkmannsdorf (oben) wird ein kleines Baugebiet an der Hauptstraße vorbereitet.
Auch in Großerkmannsdorf (oben) wird ein kleines Baugebiet an der Hauptstraße vorbereitet. © Thorsten Eckert
Erste Arbeiten für das neue Wohnbauareal Wagnerstraße in Radeberg laufen.
Erste Arbeiten für das neue Wohnbauareal Wagnerstraße in Radeberg laufen. © Thorsten Eckert

Denn weil die Nachfrage nach Bauland in Radeberg immer weiter steigt – was natürlich grundsätzlich auch die Stadtverwaltung mit Blick auf wachsende Einwohnerzahlen und Steuereinnahmen freut –, stellen immer mehr Grundstücksbesitzer den Antrag, ihre Flächen in Bauland umwandeln zu lassen. In der jüngsten Stadtratssitzung lagen zum Beispiel erneut gleich zwei solcher Anträge auf den Tischen der Radeberger Räte. So sollten bisher für die Landwirtschaft genutzte Felder parallel zur Lotzdorfer- und Dr. Rudolf-Friedrichs-Straße sowie ein Areal „An der Bahn nach Arnsdorf“ zu Bauland für Wohnhäuser werden. Der Bedarf ist in jedem Fall ja da – beinahe sämtliche große Wohngebiete, wie das Areal am Sandberg oder auch Bauflächen in den Ortsteilen, sind quasi voll ausgelastet. Am Sandberg hatte der Stadtrat jüngst bekanntlich sogar Flächen für den Wohnungsbau freigemacht, die bisher für Gewerbeansiedlungen reserviert gewesen waren. Dennoch: Auf den beiden erwähnten Landwirtschaftsflächen darf vorerst nicht gebaut werden. Womit die Grundstücke das Schicksal zahlreicher Flächen teilen, denen es in den vergangenen Stadtratssitzungen ähnlich ergangen war. An der Dresdener Straße zum Beispiel, kurz nach der Tankstelle in Richtung Radeberger Ortsausgang sollten Wohnungen entstehen – und auch Teile des Feldes im Eck zwischen Thälmannstraße und Schillerstraße an der Ortsgrenze zwischen Großerkmannsdorf und der Radeberger Südvorstadt sollten zum Wohngebiet werden.

Auch das wurde abgelehnt. Wobei die Stadträte – wie auch die Verwaltung – grundsätzlich den Bedarf sehen und den Anträgen deshalb durchaus offen gegenüberstehen. Und doch tut man sich im Rathaus derzeit schwer mit einem Ja zu den Anfragen. Um einer baulichen Zerstückelung vorzubeugen und um überhaupt hier und da neu über die Entwicklungsmöglichkeiten bestimmter Bereiche der Stadt nachdenken zu können, solle zunächst der bisherige Flächennutzungsplan im Paket noch einmal komplett neugeschnürt werden. Jener Plan also, der unter anderem regelt wo in Radeberg zum Beispiel neue Wohngebiete wachsen sollen oder auch, wo künftig neue Gewerbeflächen ihren Platz haben könnten. „Das müssen wir einfach im Ganzen angehen“, macht jedenfalls Rathaus-Chef Gerhard Lemm (SPD) regelmäßig klar, wenn es um entsprechende Anfragen einzelner Grundstücksbesitzer geht. Und weil das auch eine spürbare Mehrheit im Stadtrat so sieht, werden dort auch ebenso regelmäßig Wünsche laut, das Thema Flächennutzungsplan möge doch nun endlich mal angepackt werden. Aber Lemm bremst den Tatendrang dann ebenfalls mit stoischer Regelmäßigkeit aus: Im Moment gebe es nur wenig Chancen auf mehr Wohnflächen in der Stadt, ist der OB mit Blick auf den gesetzlichen Rahmen überzeugt. Zu viele bürokratische Hürden seien da derzeit noch aufgebaut, über die im Moment niemand so richtig springen könne. Der Gesetzgeber hatte mit den strengen Regelungen unter anderem versucht, zunächst einmal Lücken in den Orten bebauen zu lassen, statt immer neue grüne Wiesen zuzubetonieren. Und auch den Wildwuchs an Gewerbegebieten vor den Toren von Städten wollte man verhindern. Aber jetzt sind so manche Ideen von der Realität längst überrollt worden; die Lücken in den Städten sind lange zugebaut. Es braucht dringend neue Wohnareale – nicht zuletzt in einer Region wie Radeberg, in die immer neue Einwohner drängen, auch, weil sich hier die Wirtschaft in den vergangenen Jahren bestens entwickelt hat und bekanntermaßen unter anderem mit dem Feinkost-Riesen Homann ja auch weitere Großansiedlungen in der Nähe anstehen. Mittlerweile habe man das auch in der Landesregierung erkannt, auch auf Druck der Städte und Gemeinden, macht Stadtoberhaupt Lemm nun immer wieder in den Stadtratsdebatten deutlich. Es passiere etwas hinter den bürokratischen Kulissen. „Auf diese neuen Regelungen, die vieles einfacher machen werden, sollten wir unbedingt warten, bevor wir den Flächennutzungsplan neu auflegen“, findet der OB. Grünen-Stadtrat Rolf Daehne wollte in der Sitzung Mitte voriger Woche von Lemm wissen, wann er mit den neuen Rahmenbedingungen rechne. „Ich gehe davon aus, dass das noch ein längerer Prozess wird“, wollte sich der OB vorsichtshalber nicht festlegen. Heißt, so lange werden auch regelmäßig die eingangs erwähnten Sätze aus dem Computer des Bauamts in Beschlussvorlagen des Stadtrats gedruckt, wenn mal wieder Grundstücksbesitzer Flächen zu Bauland umwidmen lassen wollen: Im Moment könne man diesem Antrag nicht zustimmen, weil das Ganze erst im Rahmen eines neuen Flächennutzungsplanes betrachtet werde …

Lediglich dort, wo es bereits einzelne Bebauungspläne für Flächen gibt, könne man bei Änderungswünschen etwas tun, so Lemm in der jüngsten Stadtratssitzung. Bebauungspläne regeln ja die Bebauung einzelner Grundstücke – und wenn dort nun zum Beispiel mehr Häuser entstehen sollen als bisher geplant, könnte man dieser Änderung zustimmen. Das habe ja keine grundsätzlichen Auswirkungen auf die anstehende Neubetrachtung des Gesamt-Flächenplans. Und so darf nun beispielsweise an der Badstraße ein Grundstück sozusagen in zweiter Reihe bebaut werden. Auf dem an den Parkplatz Oberstraße angrenzenden Areal sollen Wohngebäude entstehen. Der Stadtrat gab dazu grünes Licht.