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Radeberg wächst nach Osten

An der Kleinwolmsdorfer Straße soll ein neues Wohngebiet entstehen. Eine Art Türöffner für das gesamte Areal.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Jetzt kommt sozusagen die Ost-Erweiterung. Radeberg soll wachsen. Und entlang der Kleinwolmsdorfer Straße ist ja noch reichlich Platz; bisher war das Gebiet eher weitgehend unbeachtet geblieben. Obwohl es dort eine Menge Potenzial gibt, wie auch Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD) Mittwochabend im Stadtrat erläuterte. Aber, so blickte er zurück, bisher seien die Investoren eher zurückhaltend gewesen, was diesen Bereich der Bierstadt betrifft. Dabei hatte es kurz nach der Wende durchaus große Pläne für ein Wohngebiet auf der einstigen Kokosmatten-Fabrik gegeben, die ja ebenfalls an der Kleinwolmsdorfer Straße liegt. Aber diese Pläne hatten sich vor allem wegen der damals fehlenden Nachfrage nach Wohneigentum zunächst zerschlagen – mittlerweile ist hier zudem aus naturschutzrechtlichen Gründen keine Bebauung mehr möglich, so Lemm.

Aber die Zeiten haben sich gewandelt, Radeberg wird regelrecht überrannt von Nachfragen nach Bauland und Wohnungen. Die städtischen Bau-Grundstücke am Sandberg beispielsweise – am westlichen Stadtrand sozusagen – gehen weg wie das sprichwörtliche „geschnitten Brot“. Und auch in der Innenstadt wird derzeit ja bekanntlich eine Baulücke nach der anderen gefüllt; und auch etliche eigentlich fast abrissreife Häuser bekommen neues Mieterleben eingehaucht.

Anfrage aus Wachau

Und so kommt der Stadt die Anfrage einer Investorin aus dem benachbarten Wachau gerade recht. Sie will auf dem Gelände des ebenfalls seit Jahren leer stehenden und vor sich hin dümpelnden einstigen Helestra-Firmengeländes ein Wohngebiet wachsen lassen. Und auch die Investorin selbst will mit ihrer Familie hierher ziehen. Insgesamt, so die Pläne, könnten auf dem Areal zunächst elf Eigenheime entstehen. Ruhig und zentrumsnah, beschreibt die Wachauerin die Vorzüge der Fläche in ihrem Antrag an die Stadtverwaltung.

Dort rennt sie quasi weit offen stehende Türen ein. „Wir sind uns im Klaren, dass wir bei einem Ja zu diesen Plänen durchaus eine Entwicklung in diesem Bereich der Stadt anschieben könnten“, warb OB Lemm deshalb auch eifrig um Zustimmung der Stadträte. Und die ließ dann auch nicht lange auf sich warten. SPD-Fraktionschef Frank Höhme kam regelrecht ins Schwärmen über den Bereich entlang der Kleinwolmsdorfer Straße: „Ein wunderbarer Teil Radeberg, das Röderufer hier ist wirklich idyllisch – hier könnte sich ein neuer Stadtteil entwickeln!“

Da er ja nicht nur Stadtrat, sondern auch Chef der Radeberger Feuerwehr ist, atmet Frank Höhme aber auch aus einem anderen Grund auf: „Ich bin froh, dass wir bisher als Feuerwehr nicht zu diesen Baracken auf dem einstigen Helestra-Gelände ausrücken mussten, auch aus dieser Sicht ist es gut, dass sich hier etwas tun wird.“

OB muss auf die Bremse treten

Detlev Dauphin, Chef der Freien Wähler im Stadtrat, würde am liebsten gleich den kompletten Flächennutzungsplan der Stadt umkrempeln, wie er in der Debatte klar machte. Jenen Plan also, der festlegt, auf welchen Flächen sich die Stadt wie entwickeln soll – also auch, wo man sich neue Wohngebiete vorstellen könnte. „Da könnten wir gleich die gesamte Kleinwolmsdorfer Straße einbeziehen; auch was das Thema Anschluss an die Abwasserversorgung betrifft“, findet er.

Aber OB Lemm hob warnend den Zeigefinger. Er hält den Zeitpunkt für verfrüht, sich des kompletten Flächenplans anzunehmen. „Da gibt es aktuell noch viel zu viele restriktive Vorgaben des Gesetzgebers, was die Möglichkeiten für die Ausweisung neuer Wohnareale betrifft“, mahnte er in der Debatte. Und verwies darauf, „dass da einiges auf dem Weg ist, das zu ändern – darauf sollten wir in jedem Fall noch warten“.

Also wird die Stadt nun zunächst einen Bebauungsplan für diese ersten Wohngebietspläne der Wachauer Investorin auf den Weg bringen. Den Plan also, der festlegt, wie das konkrete Bauvorhaben aussehen soll. Und so ist quasi eine Bebauung in zweiter Reihe geplant; eine dritte Reihe für weitere gut fünf Eigenheime hat die Stadt zunächst abgelehnt. „Wir warten da erstmal die Entwicklung ab“, so Lemm zur Begründung.

Aber es ist davon auszugehen, dass das Ganze wohl tatsächlich eine Art Startschuss wird, für die Ost-Erweiterung der Stadt Radeberg entlang der Kleinwolmsdorfer Straße.