Auszubildende übernehmen Station: Testlauf im Radeberger Krankenhaus

Radeberg. Spritzen aufziehen, Verbandsmaterial anlegen, Patienten versorgen: Erstmals haben Leonida Tunaja aus Radeberg und 15 andere junge Leute aus der Region eine komplette Krankenstation geleitet. Die jungen Frauen und Männer aus den Asklepios-Kliniken in Radeberg, Hohwald und Sebnitz kümmerten sich um die internistische Abteilung im Sebnitzer Krankenhaus. Dabei stehen sie noch mitten in der Ausbildung. Sie sind angehende Gesundheits- und Krankenpfleger.
Drei Wochen lang waren sie die "Chefs" auf der Station, jetzt ist das Projekt vorerst abgeschlossen. "Für uns war es wunderbar zu sehen, wie sie alle gemeinsam so manche stressige Situation gemeistert haben und dabei Wissen anwenden konnten", sagt Marina Hunziger, Projektleiterin und Lehrkraft am Asklepios Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe Sachsen (BZG). Die Auszubildenden sind alle im dritten Lehrjahr, im Juni beginnen die Prüfungen. Die Corona-Pandemie bestimmte in den vergangenen Jahren ihre Lehrzeit.
"Ich war sogar einige Wochen auf einer Corona-Station eingesetzt", erzählt Paul-Gerhard Brauner, der derzeit regulär in der Asklepios Orthopädischen Klinik Hohwald mitarbeitet. Das Arbeitspensum und die extreme Belastung für Pflegekräfte gerade während der Pandemie hätten ihn aber nicht an seinem Berufswunsch zweifeln lassen. "Ganz im Gegenteil, ich habe gesehen, was das für ein krisenfester Job ist, wie sehr wir gebraucht werden", sagt er. Homeoffice oder Kurzarbeit – das wäre in den Pflegeberufen kein Thema.
Zusammenarbeit ist das A und O
Das sieht auch seine junge Kollegin Leonida Tunaja so. Die drei Wochen im Projekt auf der Sebnitzer Station hätten sie sogar noch weiter in ihren Zukunftsplänen bestärkt. "Natürlich war das anstrengend, aber wir konnten selbstständig arbeiten und für die Patienten da sein. Das erfüllt einen und macht unglaublich Spaß."
Sie ist während der Ausbildung in der Asklepios-ASB Klinik Radeberg tätig und will nach der Lehrzeit erst einmal dortbleiben. Die größte Erkenntnis nach dem Projekt? "Dass es Punkte gibt, an denen man rechtzeitig den Kollegen signalisieren muss, dass man Arbeit abgeben muss", sagt Paul-Gerhard Brauner. Eine gute Arbeitsverteilung sei nun mal das Wichtigste auf Station.
"Ich glaube, bei vielen von uns ist der Respekt vor unserem Beruf noch einmal gestiegen", ergänzt Leonida Tunaja. Sie machen einen wichtigen Job, von ihnen hängen Menschenleben ab.
Reanimation von Auszubildenden
Das bekamen sie in einem Moment auf Station alle deutlich zu spüren. Ein Patient musste reanimiert werden. Auszubildende und Pflegekräfte der Station arbeiteten dabei eng zusammen. Am Ende gab es ein großes Lob von den Ärzten.
Respekt vor den Leistungen der jungen Kollegen hat auch Marita Kraft, Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Station 7 in Sebnitz. "Sie waren alle super vorbereitet und die Wochen mit ihnen waren leider viel zu schnell um." Natürlich sei es für sie als reguläre Pflegekraft manchmal schwer gewesen, einfach nur zuzuschauen oder nicht immer ungefragt Hinweise zu geben. "Die Auszubildenden sollten ja selbst Lösungen finden."
Sie wünscht sich, dass das Projekt in Zukunft weitergeführt wird. Für alle sei es sehr bereichernd gewesen. Auch Lehrkraft Marina Hunziger hofft auf eine Fortsetzung. "Wir werden bei der Auswertung auch besprechen, ob wir beim nächsten Mal vielleicht in einer unserer anderen Kliniken zu Gast sind." (SZ/td)