(Fast) alles eitel Sonnenschein beim Stadtbad

Radeberg. Über 25.000 Euro Besucher seit der Stadtbaderöffnung am 15. Mai: "Von dieser Bilanz bin ich selbst erschrocken. Im positiven Sinne", sagt Stadtbad-Geschäftsführer Michael Weber auf Anfrage von sächsische.de. "Das sind deutlich mehr als in den vergangenen beiden Jahren." Wobei Weber auch dazu sagt, dass 2020 und 2021 "Corona-Jahre" waren. Zum Vergleich: 2020 wurden im Vergleichszeitraum 15.000 Besucher gezählt, allerdings hatte das Bad in diesem Jahr erst am 1. Juni seine Pforten für Schwimmer geöffnet.
Der absolute Rekordtag in diesem Sommer war - bisher - der 19. Juni. An diesem Sonntag strömten sage und schreibe 1.438 Radeberger in ihr Stadtbad. Wobei wahrscheinlich auch der ein oder andere Dresdner dabei gewesen ist, denn auch bei den Schwimmern aus der Landeshauptstadt erfreut sich das Bad großer Beliebtheit. "Durchschnittlich haben wir hier 400 bis 500 Besucher", berichtet der Geschäftsführer. "Ab 1.000 Leuten ist es schon extrem voll." Wobei das eigentlich nur fürs Wasser gelte, "Liegeflächen haben wir genug". Und vielleicht knackt das Stadtbad in diesem Jahr noch den Rekord? Das kommt sicher auf das Wetter in den kommenden Wochen an. "Absoluter Spitzenwert waren einmal 1.700 Besucher."
70 Kinder haben schon das Seepferdchen geschafft
"Wir hatten wirklich durchgängig super Badewetter", konstatiert Michael Weber. "Außerdem haben viele Schulen und Klassen hier bei uns ihre Abschlussfeste gefeiert, manche mit Übernachtung." Diese Möglichkeit komme immer super an bei den Schülern. Enorm wichtig ist dem Stadtbad auch, dass Kinder überhaupt erst einmal richtig Schwimmen lernen - die Kurse sind sehr beliebt. "70 Kinder haben bisher bei uns ihr Seepferdchen geschafft", berichtet Weber. Vier Kitas nehmen derzeit das Angebot des Freibades an und schicken interessierte Vorschulkinder zum Schwimmkurs. "Für 2023 haben wir außerdem Anfragen von zwei weiteren Kitas."
Es gibt nur einen Schwimmmeister: Frank Hantschmann
Also alles eitel Sonnenschein beim Stadtbad? Fast. Die Zahlen sind super, das Freibad kommt ganz offensichtlich gut an. Doch es gibt auch einen Punkt, der dem Stadtbadverein große Sorgen bereitet. Und das ist der akute Mangel an Schwimmmeistern. Seit im vergangenen Herbst der in der ganzen Stadt beliebte und bekannte Schwimmmeister Gerd Lippmann bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist, lastet nun die Verantwortung auf einer zwar breiten, aber eben nur einer Schulter: auf der von Frank Hantschmann, der auch Vorsitzender des Stadtbadvereins ist.
Das Stadtbad hat zwar ausreichend Rettungsschwimmer, die tagein tagaus die Badeaufsicht übernehmen können, aber eben nur Frank Hantschmann, der mit der Wasseraufbereitung zu tun haben darf. "Zum Glück haben wir selbst Rettungsschwimmer ausgebildet", sagt Geschäftsführer Michael Weber. "Manche sind geringfügig, andere ehrenamtlich beschäftigt." Aber Frank Hantschmann müsse zumindest immer in Rufbereitschaft erreichbar sein. "Er muss nicht immer im Bad sein", erklärt Weber. "Bei der Wasseraufbereitung haben wir auch viel automatisiert. Aber die Chemie muss an die Besucherzahl angepasst werden. Dafür ist Frank da."
Im Umkehrschluss bedeutet das folgendes, dramatisches Szenario: Fällt Frank Hantschmann aus, muss das Bad schließen. "Er kann theoretisch auch mit einem gebrochenen Arm ins Bad kommen, aber wenn er richtig ausfällt, dann müssen wir dicht machen", sagt Weber.
Der Stadtbadverein wünscht sich eine ganzjährige Vollzeitstelle
Was also tun? "Natürlich ist das so keine Dauerlösung", sagt der Geschäftsführer. "Wir suchen dringend einen zweiten Schwimmmeister." Das Problem sei dabei vielschichtig: Zum einen hat die Schwimmmeisterschule in Rabenberg im Erzgebirge ihre Pforten geschlossen - für immer. "Dort konnte man einen sechswöchigen Intensivkurs belegen, um dann die Prüfung beim Ministerium abzulegen", berichtet Weber. Nun müssten Interessierte in andere Bundesländer ausweichen - "total unpraktisch", sagt Weber. Zum anderen bietet die Stadt Radeberg aktuell ausschließlich einen Saison-Vertrag für Schwimmmeister von April bis Oktober. "Bei Gerd Lippmann war das kein Problem", erinnert sich Michael Weber. "Der hatte das übrige Jahr eben eine andere Arbeit." Für einen neuen Schwimmmeister wäre es freilich deutlich attraktiver, ganzjährig bei der Stadt angestellt zu sein.
"Der Wunsch des Stadtbadvereins ist ganz klar, eine Vollzeitstelle zu schaffen", sagt Weber. Der Stadtrat hat demnächst über den nächsten Haushalt zu entscheiden - da wird sich zeigen, ob Geld für das Stadtbad übrig ist oder nicht. Und wenn nicht? Dann hängt im nächsten Sommer wieder alles daran, dass Frank Hantschmann auf gar keinen Fall krank werden darf.