Radeberg. Vergangenen Freitag konnte man vormittags viele glückliche Gesichter sehen: Auf der Fläche vor der geschlossenen Kaufhalle in der Schillerstraße hatte der Leipziger Gemüsehändler Elias Albek seine Waren aufgebaut und die Leute kamen, schauten und kauften. Über 100 Produkte hatte er dabei.
"Das ist ein super Angebot", fand zum Beispiel der 82-jährige Roland Weber. Er wolle jetzt regelmäßig kommen, sagte er. Und auch Petra Gebhard und Rita Müller waren rundum zufrieden, lobten Auswahl, Qualität und Preise. "Das lässt wirklich keine Wünsche offen."
Doch an diesem Freitag werden die Bewohner der Südvorstadt wieder gähnende Leere vor der geschlossenen Kaufhalle vorfinden - keine Kartoffeln, keine Beeren, keine Tomaten. Der Leipziger Elias Albek und sein Team werden nicht noch einmal nach Radeberg kommen.
Eigentümer hat Nutzung untersagt
Wie Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) am Mittwochabend im Rahmen der ersten Stadtratssitzung nach der Sommerpause bekannt gab, hat der Eigentümer der Fläche eine weitere Nutzung untersagt. "Das Angebot kann leider nicht fortgeführt werden, was nach den zahlreichen positiven Stimmen zum Markstand in der vergangenen Woche umso bitterer ist", sagt der OB. "Die Stadtverwaltung kann daran jedoch nichts ändern und vorerst nur abwarten, welche Entwicklung die Nutzung der alten Kaufhalle nimmt."
Der OB hatte die Nahversorgung der Südvorstadt zuvor zur "Chefsache" erklärt - dass der Leipziger Albek nach Radeberg gekommen war, war auch für den Rathauschef ein Erfolg. Der Eigentümer beruft sich nach Angaben der Stadt auf versicherungstechnische Gründe, warum er die Nutzung seiner Fläche nun untersagt. Die Nutzung vergangenen Freitag hatte der Dresdner noch gestattet. Die Verwaltung war zuletzt sogar mit weiteren Interessenten im Gespräch gewesen - unter anderem einem Bäcker und einem Fleischer.
Aktuell kein alternativer Standort in Sicht
Für die Bewohner der Südvorstadt ist diese Entwicklung ein herber Schlag. Viele sind auf Nahversorgung angewiesen und können oder wollen ungern mit dem Auto einkaufen fahren, viele sind bereits älter. Die Kaufhalle hat Ende Juni ohne Nachfolger geschlossen. Sie war neben der ersten Anlaufstelle für Lebensmitteln auch ein sozialer Treffpunkt. Viele Stammkunden kamen täglich, man traf sich, unterhielt sich.
Die Hoffnung war groß, dass sich auf der Fläche vor der Kaufhalle nun etwas Ähnliches entwickeln könnte. Der Obst- und Gemüsehändler aus Leipzig hatte den Anfang gemacht.
Wie OB Frank Höhme ebenfalls in der Sitzung berichtete, hat sich die Stadtverwaltung bemüht, einen alternativen Standort zu finden. Doch keine der städtischen Flächen in unmittelbarer Nähe ist geeignet. Die Straße kurzfristig zu sperren, wie es CDU-Fraktionschef Frank-Peter Wieth vorschlug, sei auch nicht machbar, sagte der Rathauschef. "Die Straße gehört uns nicht."