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Das sind die Neuen in der Marienmühle im Seifersdorfer Tal

Gute Laune und Optimismus sind die Begleiter von Ivonne Elés und Norbert Munser. Völlig ohne Geld starteten sie während Corona in der historischen Marienmühle im Seifersdorfer Tal erfolgreich ihr eigenes Restaurant.

Von Siri Rokosch
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Die Marienmühle im Seifersdorfer Tal und ihre fröhlichen Betreiber Ivonne Elés und Norbert Munser.
Die Marienmühle im Seifersdorfer Tal und ihre fröhlichen Betreiber Ivonne Elés und Norbert Munser. © René Meinig

Wachau. Im Seifersdorfer Tal steht die Marienmühle. 1852 war sie letztmalig umgebaut worden, erwähnt wurde die Mühle aber bereits im 16. Jahrhundert erstmals. Wanderer erreichen sie vom Hermsdorfer Schloss aus, von Langebrück und auch von Schönborn aus. Tina von Brühl hatte hier Ende des 18. Jahrhunderts einen Landschaftsgarten anlegen lassen, mit 50 Denkmälern. 38 sind noch vorhanden - auch in der Nähe der historischen Marienmühle steht eines, das des Hofkomponisten Johann Gottlieb Naumann.

Und wie kamen Ivonne Elés und Norbert Munser an dieses idyllisch gelegene Restaurant? Mit Glück, einer positiven Einstellung und ohne Geld. "Hätte uns jemand nach Geld gefragt, dann wären wir jetzt nicht hier", sagt Norbert Munster und lacht.

Mit Crêpes und Alkohol in Thermosflaschen durch die Coronabestimmungen

"Während der Coronzeit hatte ich ein schlechtes Gewissen", sagt Ivonne Elés. "Mein Geschäft lief super, während andere Gastronomen wegen der G2- und G3-Regeln Kunden verloren oder zeitweise gar nicht mehr öffnen durften."

Sie und ihr "Ehemalsgatte", wie sie Norbert Munster nennt, hatten im Januar 2020 damit begonnen, in der Garage im Gartenbereich der Ausflugsgaststätte Crêpes zu verkaufen. "3.000 Euro hatte mir mein Ehemalsgatte von seinem Dispokredit geborgt, denn ich hatte selbst gar kein Geld, und ich kaufte davon eine Crêpes-Maschine, eine Zweier-Herdplatte, Ikea-Geschirr und einen Kühlschrank. So sind wir gestartet", erinnert sich die Gastronomin. Zudem habe sie von der Feldschlösschen-Brauerei Unterstützung erhalten und konnte unter anderem Bier verkaufen.

Zu Beginn seinen nur sehr wenige Gäste gekommen, doch dann sei die Marienmühle eine Art "Leuchtturm" für die Wanderer geworden, denn dort gab es Speisen und Getränke to go. "Wir haben Alkohol in Thermosflaschen verkauft, zum Mitnehmen", erinnert sich Norman Munster. Das sei erlaubt gewesen, dafür habe es keine Corona-Vorschriften gegeben.

"Ja, wir hatten auch Anzeigen bekommen", sagt Ivonne Elés, und auch die Polizei sei oft dagewesen. "Doch da wir alles richtig gemacht haben und nicht gegen Verordnungen oder Gesetze verstoßen haben, sind alle Anzeigen im Sande verlaufen."

Das bestätigt auch die Polizei auf Nachfrage von Sächsische.de. So habe es am 14. Februar 2021 einen Hinweis auf Alkoholausschank in der Marienmühle gegeben, sagt der Pressesprecher der Polizeidirektion Görlitz, Kai Siebenäuger: "Der Streifendienst des Polizeirevieres Kamenz war mit einer Prüfung beauftragt wurden. Die Polizeibeamten vor Ort stellen im weitläufigen Umfeld der besagten Gaststätte circa 70 Personen im Bereich mehrerer zusammenführender Wanderwege fest. Die notwendigen Abstände wurden eingehalten."

Daraufhin sei eine Rücksprache mit der Betreiberin erfolgt. "Diese verkaufte aus ihrem Imbiss Alkohol in mitnahmefähigen und verschlossenen Behältnissen zum Mitnehmen. Da hier die damals aktuellen Corona-Schutz-Bestimmungen eingehalten wurden, wurden keine Verstöße festgestellt", bestätigt Siebenäuger.

Ohne Geld den Gemeinderat überzeugt

Für die Gastronomin sei es schon immer ein Traum gewesen, ihr eigenes Restaurant zu haben, doch der Weg dahin war voller Überraschungen, wie sie erzählt: "Viele Leute hatten sich gewünscht, dass die Marienmühle eine Gastronomie bleibt und eigentlich sollte der Seifersdorfer Talverein das Gebäude bekommen mit einem Erbbaupachtvertrag", erzählt sie. Doch dieser habe keinen Gastronomen gefunden und ein Geldproblem gehabt, so Norbert Munser. Das gesamte Objekt sei in einem schlechten Zustand gewesen, die Abwasseranlage war kaputt, die Innenräume hatten keine Zwischenwände mehr, Stromleitungen waren herausgerissen. "Alleine 40.000 Euro kostete die Reparatur der Abwasseranlage und dieses Geld konnte der Talverein nicht aufbringen", sagt Norbert Munser.

So stellte sich das Paar am 23. Juli 2019 erstmals persönlich beim Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) vor mit dem Ziel, die Gastronomie zu übernehmen. Drei Termine gab es seitdem mit dem Talverein und der Gemeinde, um einen Erbbaupachtvertrag zu schließen, doch alle seien geplatzt wegen der fehlenden 40.000 Euro.

Am 14. August 2019 waren Norbert Munser und Ivonne Elés dann in den Wachauer Gemeinderat eingeladen worden. "Das war sehr aufregend. Alle hatten dafür gestimmt, dass wir den Erbbaupachtvertrag für die Marienmühle bekommen, mit Ivonnes Konzept, und die Gastro wieder aufbauen", sagt Munser. Zum Glück fragte keiner nach den Finanzen.

"Es öffneten sich immer mehr Türen", erzählt Ivonne Elés. Durch die Unterstützung des Wachauers Steffen Jacob kamen die beiden an eine LEADER-Förderung. "Allerdings brauchten wir dazu 50 Prozent Eigenkapital. Doch auch hier half uns der Optimismus und wir kamen bei der Sparkasse an eine sehr nette Beraterin, die uns den Kredit gewährte", erinnert sich die Gastronomin. Zuerst wurde die Abwasseranlage saniert, damit die Toiletten in Betrieb genommen werden könnten. Als Nächstes folgte der Innenausbau.

Musiker sanierten in der Coronazeit die Mühleninnenräume

Der Familien-Hund Apollo vor der Marienmühle am Schönborner Weg 3 in Wachau.
Der Familien-Hund Apollo vor der Marienmühle am Schönborner Weg 3 in Wachau. © René Meinig

Norbert Munser, eigentlich Musiker mit eigener Band aus Dresden, hatte seine Kollegen gefragt, ob sie ihm bei der Sanierung der Innenräume helfen könnten. Alle hatten in den Corona-Jahren entweder Auftrittsverbote oder durften nur begrenzt spielen, und hatten somit viel Zeit. Innerhalb von zwei Jahren wurde die Marienmühle entkernt und unter historischem Vorbild liebevoll und detailverliebt von den Musikern renoviert. Am 1. Dezember 2022, als die reine Außenwirtschaft nicht mehr so gut lief, entschied Ivonne Elés, ab jetzt auch innen zu öffnen.

Veranstaltungen sollen im Sommer Gäste locken

Gemeinsam mit ihren fünf erwachsenen Kindern, dem Schwiegersohn sowie vier Teilzeitangestellten und 14 Minijobbern bewirtet sie die Gäste. Elés selbst ist die Küchenchefin. Mehr als 200 Plätze gibt es im Biergartenbereich der Marienmühle. In den verwinkelten Innenräumen haben 38 Gäste Platz und zusätzlich bietet der Mühlenraum noch 30 Sitzplätze für Gäste.

Serviert werden regionale Produkte. So beziehen die beiden unter anderem den Käse aus der Hofkäserei Schönborn, Fleisch und Wurst vom Wurschtelpeter aus Eschdorf, Weine vom Winzer aus Liegau-Augustusbad und Brote sowie Backwaren von der Bäckerei Böhme aus Grünberg. Die Speisekarte soll noch erweitert werden, ein paar klassische Gerichte für ältere Menschen seinen nötig, und so soll auch das Schnitzel noch einen Platz auf der Karte finden.

Bislang gibt es zum Beispiel Leberkäse mit Petersilien-Kartoffeln, Flammkuchen, Steinofenbrote, selbst gemachte Burger, Flammkuchen und den Mühlentopf. Ab dem 16. März soll es regelmäßig donnerstags Hausmusikabende geben, bei denen auch unbekannte Künstler sich präsentieren können und die Gäste mitsingen können.

Die Inhaber planen für die warmen Monate noch viele Veranstaltungen in und rund um die Marienmühle. Fest stehen bislang zwei Open-Air-Konzerte am 2. Juni und am 1. September. Zudem gibt es auf Wunsch Führungen durch die alte Mühlenanlage.