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Schwere Zeiten für Gastronomen: Liegauer Wirt in Sorge um die Pechhütte

Der Liegauer Wirt Mario Friedrich ist in Sorge um sein Restaurant. Fachkräftemangel und steigende Lebensmittelpreise machen ihm zu schaffen. Doch er will kämpfen.

Von Verena Belzer
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Mario Friedrich im Wintergarten seiner Pechhütte in Liegau-Augustusbad. Zu den Spezialitäten des Hauses gehören unter anderem Rinderrouladen und das Pechhüttenschnitzel.
Mario Friedrich im Wintergarten seiner Pechhütte in Liegau-Augustusbad. Zu den Spezialitäten des Hauses gehören unter anderem Rinderrouladen und das Pechhüttenschnitzel. © René Meinig

Liegau-Augustusbad. Mit 40 wollte Mario Friedrich entweder ein eigenes Restaurant oder ein eigenes Haus haben. Das hatte er sich mit Anfang 20 vorgenommen - und auch eingehalten. Seit nunmehr 12 Jahren ist er der Wirt der Pechhütte in Liegau-Augustusbad.

Die erste Zeit sei schwer gewesen, erinnert sich Mario Friedrich. Nur ein Jahr nach der Übernahme dachte er sogar daran, seine Gastwirtschaft mit Spezialisierung auf deutsche Küche wieder aufzugeben. Hatte sie ihm doch nichts als Pech gebracht? Nein, Mario Friedrich berappelte sich - und ab 2014 ging es sukzessive aufwärts. "Bis dahin hatte ich einfach zu hohe Nebenkosten, auch zu hohe Personalkosten. An den Gästen hat es nicht gelegen, ich hatte immer volles Haus."

Den Traum vom eigenen Restaurant in Liegau verwirklicht

Mario Friedrich stammt aus Dresden und ist gelernter Koch. Unter Eventmacher und Erlebnis-Gastronom Mirco Meinel war er zeitweise für vier Küchen zuständig. Doch der Traum vom eigenen Laden ließ ihn nicht los. Nachdem er sich viele Objekte angeschaut hatte, sei er in Liegau "hängengeblieben", wie er sagt. Die Gründe? "Parkplätze, der gute Zustand des Hauses, ein Biergarten, die Räumlichkeiten und natürlich die Lage", fasst Mario Friedrich zusammen. Kurzum: Die Pechhütte und er - das passte.

Als er in Liegau anfing, gab es sechs weitere Restaurants mit deutscher Küche in der näheren Umgebung - da war die Konkurrenz noch deutlich stärker als jetzt. Denn alle sechs haben zwischenzeitlich zugemacht, "die meisten altersbedingt, weil kein Nachfolger gefunden werden konnte", berichtet der Gastronom.

Eigentlich beste Ausgangslage für Mario Friedrich: ein funktionierendes Restaurant, beliebt bei Einheimischen und Gästen in guter Lage und ohne Konkurrenz. Doch so einfach ist es nicht. Mario Friedrich äußert sich deutlich: "So schwer wie momentan war es eigentlich noch nie."

Kürzere Öffnungszeiten aufgrund des Personalmangels

Was den Gastronomen am meisten Sorge bereitet, ist der akute Fachkräftemangel. Zwei festangestellte Mitarbeiter hat er momentan, einen Koch und eine Angestellte für den Service. Nach Corona hätten sich einige Mitarbeiter einen anderen Job gesucht, erzählt er. "Ich würde sofort noch zwei Leute fest anstellen und zwei weitere für die Wochenenden." Nur findet er partout niemanden.

Das hat mittlerweile Konsequenzen für die Öffnungszeiten der Pechhütte. Während das Haus früher an sechs Tagen die Woche durchgängig geöffnet hatte, schließt Mario Friedrich seinen Laden derzeit an zwei Tagen ganz. Und sonntags ist um 15 Uhr Schluss. "Wir lasten das Restaurant auch bewusst nur noch zu 50 oder 60 Prozent aus", sagt der Chef. Mehr sei mit dem wenigen Personal einfach nicht zu bewältigen. "Ansonsten müssten die Gäste zu lange auf ihr Essen warten. Das will ich auch nicht."

Die Nachfrage sei da, die Gäste würden gerne kommen. "Ich bin mir sicher, dass wir wieder ein Vor-Corona-Niveau erreichen könnten. Aber derzeit kann ich die Pechhütte einfach nicht voll auslasten."

Eine zündende Idee, wie er an Personal kommen könnte, habe er nicht, sagt Mario Friedrich. Dabei bietet er bereits einiges: Wochenende- und Feiertagszuschlag, eine betriebliche Altersvorsorge, Essen und Trinken ist während der Arbeit inklusive. Gerne würde er auch Schüler oder Studenten einstellen.

Weniger Gäste, höhere Ausgaben

Und dann seien da noch die Preissteigerungen, die überall einschlagen. "Es ist momentan wirklich schwierig. Wir haben weniger Gäste wegen der gekürzten Öffnungszeiten und weil wir das Restaurant nicht auslasten können, gleichzeitig aber neben den Grundkosten höhere Kosten für Lebensmittel." Besonders Molkereiprodukte, Fisch und Fleisch seien nur für deutlich mehr Geld zu haben als früher. "Und die Preise für die Speisen kann ich auch nicht ins Unermessliche steigen lassen, sonst kommt ja niemand mehr." Minimal teurer seien seine Rinderrouladen, Rinderzungen, die Pechhüttenpfanne und all die anderen Köstlichkeiten schon geworden - das Verständnis bei den Gästen für diese Maßnahme sei jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt, sagt der Chef. "Manche verstehen das, andere nicht."

Kühlung, Spülmaschinen, Heizung - auch die Nebenkosten ziehen an. Nur: "An Strom- und Heizölkosten zu sparen ist schwierig. Die Gäste sollen ja nicht frieren. Und in eine dunkle Gaststätte kommt auch niemand."

Mario Friedrich will um seine Pechhütte kämpfen

Ja, er sei in großer Sorge um seine Pechhütte, sagt Mario Friedrich. "Es sind schon viele Rückschläge, die momentan zu verkraften sind. Erst Corona und jetzt das." Sollten in diesem Jahr auch noch Corona-Hilfen vom Staat zurückgefordert werden, dann würde es sehr arg werden. "Dann muss ich vielleicht doch irgendwann die Reißleine ziehen."

Doch noch kämpft Mario Friedrich. Für seine Pechhütte. Gerade auf dem Land kenne man seine Gäste, viele seien Stammgäste. "Das ist das Schöne im Gegensatz zu Restaurants in der Großstadt. Man kennt sich. Es ist familiärer. Man hält auch mal einen Plausch." All das will er nicht missen. Und weiterkämpfen. "Ich will die Flinte nicht ins Korn werfen. Ich habe hier 12 Jahre Kraft und Arbeit und Leidenschaft investiert. Und ich habe auch schon andere Krisen bewältigt."