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Wie geht es weiter mit dem Schulcampus in Liegau-Augustusbad?

Es wäre ein Projekt mit Strahlkraft weit über Radeberg hinaus: der geplante inklusive Schulcampus auf dem Gelände des Epilepsiezentrums. Doch weil die Finanzierung wackelt, könnte der Campus vor dem Aus stehen.

Von Verena Belzer
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Die Grundschule in Liegau-Augustusbad ist seit diesem Schuljahr zweizügig. Weil kein Platz im Bestandsgebäude ist, werden die Kinder nun in Containern unterrichtet.
Die Grundschule in Liegau-Augustusbad ist seit diesem Schuljahr zweizügig. Weil kein Platz im Bestandsgebäude ist, werden die Kinder nun in Containern unterrichtet. © Stadtverwaltung Radeberg

Liegau-Augustusbad. Das Projekt wäre einmalig: Auf dem Gelände des Epilepsiezentrums Kleinwachau soll eigentlich ein gemeinsamer Schulcampus für Kinder der Förderschule und der Grundschule Liegau-Augustusbad entstehen. Das Epilepsiezentrum hat das Grundstück dafür bereitgestellt und einen Erbbaupachtvertrag mit der Stadt geschlossen.

Die Stadt Radeberg hat Geld für das Vorhaben zugesagt. Doch schon zweimal wurde ein Förderantrag bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) gestellt - und zweimal abgelehnt. Der Topf ist ausgeschöpft, hieß es. Ist das Projekt damit gestorben?

Wie geht es weiter mit dem Schulcampus?

Die Liegauer Grundschule ist sanierungsbedürftig, zu klein und es fehlt eine Turnhalle - deswegen hatte man sich seinerzeit auf das spektakuläre Projekt des Schulcampus fokussiert.

Wegen der baulichen Gegebenheiten der Grundschule ist eine Vergrößerung nicht möglich - weil jedoch die Schülerzahlen wuchsen, startete die Grundschule in diesem Schuljahr erstmalig zweizügig. Und zwar in Containern, die kurz vor Schulbeginn geliefert wurden.

Der Vertrag mit dem Epilepsiezentrum hat eine Laufzeit von 66 Jahren. Die Stadt zahlt einen jährlichen Pachtzins von 1.000 Euro. Das Projekt, zwei Schulen unterschiedlicher Betreiber in einem Campus anzusiedeln, wäre sachsenweit bisher einmalig. Beide Schulen blieben bei dem Projekt jedoch eigenständig, es würde beispielsweise weiterhin zwei unterschiedliche Lehrpläne geben. Ziel wäre es aber, die bestehende Zusammenarbeit beider Schulen auszubauen.

Allein die unmittelbare Nachbarschaft der beiden Schulen wäre ein wichtiger Faktor der Inklusion, argumentieren Projektbefürworter.

Zuletzt war die Rede davon, dass der Schulcampus 12,5 Millionen Euro kosten solle - drei Millionen mehr als die ursprünglich veranschlagten rund 9,5 Millionen Euro. Fast vier Millionen Euro an Fördermitteln waren für das Vorhaben vom Freistaat eingeplant.

Was will Liegau-Augustusbad?

Der Entwurf für den Schulcampus Kleinwachau von oben. In dem fünfeckigen Gebäude sollten vor allem Klassenräume untergebracht werden. Das langgestreckte Gebäude ist die geplante Turnhalle.
Der Entwurf für den Schulcampus Kleinwachau von oben. In dem fünfeckigen Gebäude sollten vor allem Klassenräume untergebracht werden. Das langgestreckte Gebäude ist die geplante Turnhalle. © Visualisierung: nitschke + kollegen architekten
Der geplante Schulcampus Kleinwachau.
Der geplante Schulcampus Kleinwachau. © Stadtverwaltung Radeberg

Dem Vernehmen nach sind sich die Liegauer inzwischen nicht mehr ganz so sicher, ob sie den Schulcampus noch wollen. In der kommenden Woche soll das Thema erneut im Ortschaftsrat auf den Tisch kommen. Für Liegaus Ortsvorstand Raimund Pecherz sei die Situation schwierig, sagt er. "Für mich war der Schulcampus dank der Fördermittel eigentlich immer gesetzt." Nun stehe man jedoch vor der Situation, dass die Gelder vom Freistaat gegebenenfalls nicht kommen, dann müsse man nach einer anderen Lösung für die Grundschule in Liegau suchen.

Fakt ist: Der Stadtratsbeschluss hat nach wie vor Gültigkeit. Und im Ortschaftsrat ist noch kein gegenteiliger Beschluss gefasst worden. Sollte der Campus nicht kommen, dann müsse man sich zumindest der Grundschule annehmen. "Und das würde auch enorm viel Geld kosten", sagt ein Liegauer Anwohner.

Fakt ist aber auch, dass die Stadt Radeberg erst kürzlich die Schulbezirkssatzung geändert hat. Darin wird geregelt, dass ab dem Schuljahr 2024/25 Grundschüler aus Liegau unter bestimmten Umständen in die Grundschule Mitte nach Radeberg umgelenkt werden dürfen. Weil die Geburtenzahlen derzeit rückläufig sind, erhofft man sich durch die Maßnahme eine größere Flexibilität.

Was will die Stadt?

Die Stadt Radeberg hält sich beim Thema Schulcampus bedeckt und möchte erst einmal abwarten, wie sich der Ortschaftsrat Liegau-Augustusbad positioniert. Als Stadtrat hat Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) jedenfalls für den Schulcampus gestimmt.

Die bisherigen Anträge auf Fördermittel seien aufgrund von leeren Fördertöpfen abgelehnt worden, heißt es aus dem Rathaus. Ein neuer Antrag sei fristgemäß und ohne Änderungen wieder bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) eingereicht worden.

Doch das ist nicht der einzige Antrag, den Radeberg eingereicht hat: Auch für den Neubau der Grundschule Süd möchte die Stadt gerne Fördermittel bekommen.

Dass sowohl Grundschule Süd als auch der Schulcampus Liegau gefördert werden, erscheint aber eher unwahrscheinlich.

Wie sollte der Campus aussehen?

Zunächst waren drei Gebäude vorgesehen, die im Erdgeschoss miteinander verbunden sein sollten. In den ersten beiden "Pavillons" sollten auf zwei Stockwerken Klassen- und Begegnungsräume untergebracht werden. Im dritten Pavillon sollte sich die Turnhalle befinden. Der Übergang zur bestehenden Förderschule erfolgt ohne Barriere, so die damaligen Überlegungen.

Dann änderten sich die Pläne noch einmal - aus drei Gebäuden wurden zwei, darunter ein Fünf-Eck-Haus, in dem Klassenräume, Garderoben, Sanitärräume und Büros untergebracht sein sollen. Die Geschosse wären wegen der Hanglage innerhalb des Hauses etwas versetzt - deshalb gäbe es 2,5 Etagen.

Daneben sollte die Turnhalle als Flachbau errichtet werden. Beide Häuser sollten miteinander verbunden sein. Auch ein barrierefreier Durchgang zur bestehenden Förderschule des Epilepsiezentrums sollte planmäßig geschaffen werden.