Radeberg
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Wie geht es weiter mit der "Alten Kelterei" in Radeberg?

Auf der Industriebrache der Alten Kelterei in Radeberg soll eine Wiese entstehen. Doch die Stadt liegt mit dem Käufer im Rechtsstreit. Lösungsvorschläge kommen vonseiten der Anwohner.

Von Verena Belzer
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Alexander Kraft und Wolfgang Lunow kämpfen dafür, dass auf dem Gelände der ehemaligen Kelterei eine Wiese entsteht.
Alexander Kraft und Wolfgang Lunow kämpfen dafür, dass auf dem Gelände der ehemaligen Kelterei eine Wiese entsteht. © Marion Doering

Radeberg. Eigentlich sollte die Sache klar sein: Das Gelände der Alten Kelterei in Radeberg soll entsiegelt, beräumt und renaturiert werden - auch, weil es Überschwemmungsgebiet ist. Entstehen könnte eine Wiese oder gar ein kleiner Park für die Radeberger.

Doch noch steht die Öffentlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes vor verschlossenen Toren. Der Eigentümer des Areals liegt mit der Stadt im Rechtsstreit, seit diese im vergangenen Jahr von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht hat und die Fläche für 26.000 Euro gekauft hat.

Wem gehört die Alte Kelterei?

Die "Alte Kelterei" - nördlich der Dresdner Straße zwischen Großer Röder und Goldbach gelegen - ist das nahezu leerstehende Areal der alten Stadtmühle und der Alten Kelterei. Kurz gesagt: eine 12 Hektar große Industriebrache.

Das Gelände sollte im vergangenen Jahr an einen neuen Eigentümer verkauft werden - doch da machte die Stadt nicht mit. Im August entschied der Stadtrat, dass die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen und die Fläche erwerben solle. Laut Bebauungsplan ist hier eine vollständige Entsiegelung und Renaturierung der Fläche vorgesehen. Ausdrücklich untersagt ist die gewerbliche Nutzung des Areals.

Nun jedoch ist die ganze Sache massiv ins Stocken geraten: Der Eigentümer hat Widerspruch gegen das städtische Vorkaufsrecht eingelegt - nun liegt die Sache beim Gericht. Die Stadt äußerst sich in der Angelegenheit nur schmallippig: "Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, kann die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Aussagen treffen", teilt Pressesprecher Michael Weber auf Nachfrage von sächsische.de mit.

Auf der Fläche der Alten Kelterei parken Baufahrzeuge. Und auch ein Hausmeisterservice hat sich eingemietet. Laut Bebauungsplan ist eine gewerbliche Nutzung allerdings untersagt. Das Bild stammt vom August vergangenen Jahres.
Auf der Fläche der Alten Kelterei parken Baufahrzeuge. Und auch ein Hausmeisterservice hat sich eingemietet. Laut Bebauungsplan ist eine gewerbliche Nutzung allerdings untersagt. Das Bild stammt vom August vergangenen Jahres. © Marion Doering

Was wollen die Anwohner?

Statt der Ruine soll hier eine grüne Wiese entstehen - das wollen sowohl Stadt als auch Anwohner. In direkter Nachbarschaft zur Alten Kelterei stehen Ein- und Mehrfamilienhäuser. "Wir wollen einen Verein gründen, der sich um die spätere Nutzung und Pflege der Grünfläche kümmert", erklärt Alexander Kraft, der direkt gegenüber der Industriebrache wohnt.

Etwa 20 Anwohner hatten in einer Petition an den Stadtrat unterschrieben, dass sie das Vorkaufsrecht der Stadt befürworten und sich in einem Verein engagieren würden. Ein Bolzplatz, Spielmöglichkeiten für Kinder, Hochbeete für die Eltern um ein bisschen zu gärtnern, Bänke im Grünen, ein botanischer Rundweg - Ideen für das Gelände haben die Anwohner haufenweise.

Die Bürgerinitiative steht also in den Startlöchern - doch so richtig loslegen kann sie nicht, bevor nicht der Rechtsstreit zwischen Stadt und Käufer geklärt ist. "Die Situation ist total unbefriedigend", sagt Alexander Kraft. "Wir hoffen sehr auf eine Beschleunigung des Verfahrens."

Wie geht es weiter?

Vonseiten der Stadt wird der Widerspruch des Käufers laut Aussage von Michael Weber derzeit geprüft. Laut Aussage von Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) könne sich das ganze Verfahren im schlechtesten Fall ein paar Jahre hinziehen.

Sogar das Landratsamt in Bautzen ist mittlerweile eingeschaltet - es soll prüfen, inwieweit die derzeitige gewerbliche Nutzung des Areals überhaupt rechtens ist. Denn laut Bebauungsplan ist sie das eigentlich nicht. Nichtsdestotrotz parkt der neue Eigentümer Baufahrzeuge auf der Industriebrache und nach wie vor sind auch mehrere gewerbliche Pächter darauf zugange - darunter unter anderem ein Hausmeisterservice.

Wie könnte eine Lösung aussehen?

Die Situation ist verfahren - die Anwohner sind nicht glücklich darüber, dass sich bis auf Weiteres nichts auf dem Gelände tut. Die grüne Oase ist jedenfalls in weite Ferne gerückt. Und auch das Verhältnis mit dem Käufer ist schwierig, eine Kommunikation derzeit nahezu unmöglich.

Alexander Kraft, der unermüdlich bei Stadt und Stadtrat dafür kämpft, dass an der Alten Kelterei schlicht der Bebauungsplan umgesetzt wird und eine grüne Wiese entsteht, hätte da den ein oder anderen Vorschlag. "In meinen Augen bräuchte es eine Mediation, vielleicht kann da Oberbürgermeister Frank Höhme aktiv werden oder der Radeberger Friedensrichter." Denkbar sei für ihn auch, dass dem Käufer eine andere Fläche angeboten würde, sodass er auf die Alte Kelterei verzichten könne.

So richtig klar sei ihm auch nicht, warum dieser auf der Fläche beharre, sagt Kraft. Laut Kaufvertrag muss sie aufwendig beräumt werden. "Ich rechne hier mit Kosten von etwa 500.000 Euro."