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New York, Wien, Tokio, Madrid: Semperoper ehrt Kammersänger Ketelsen

Hans-Joachim Ketelsen hat seine Heimat in Feldschlößchen gefunden und bei der Dresdner Staatsoper. Jetzt ist der Kammersänger Ehrenmitglied der Semperoper geworden.

Von Siri Rokosch
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Darf sich ab sofort Ehrenmitglied der Semperoper nennen: Hans-Joachim Ketelsen.
Darf sich ab sofort Ehrenmitglied der Semperoper nennen: Hans-Joachim Ketelsen. © Christian Juppe

Wachau/Dresden. Einfach war es für den berühmten Opernsänger (Bariton) Hans-Joachim Ketelsen aus Feldschlößchen bei Radeberg nicht, überhaupt an der Dresdner Semperoper singen zu dürfen, auch er musste mehrfach "Vorsingen", sechs Mal, bevor es nicht mehr hieß: 'Sie hören von uns.'

Nun hat die Semperoper Dresden am Freitagabend nach der Vorstellung "La Bohème" Hans-Joachim Ketelsen zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. In dieser Oper ist der Kammersänger in der Partie des Benoît zu erleben.

Zehn Mal New York und sieben Mal Japan

Das neue Ehrenmitglied empfing die Ernennungsurkunde aus den Händen des Intendanten der Sächsischen Staatsoper. "Seit nahezu 41 Jahren ist Hans-Joachim Ketelsen der Staatsoper Dresden nicht nur künstlerisch aufs engste verbunden. Zuerst als langjähriges Ensemblemitglied der Staatsoper Dresden und danach als Gast. In vielen Opernhäusern begeistert dieser wunderbare Künstler das Publikum weltweit mit seiner Gesangsleistung und Darstellungskraft", so Peter Theiler, der die Laudatio auf den Geehrten hielt. "Es ist mir eine besondere Freude, Herrn Ketelsen als Zeichen der Wertschätzung und der Dankbarkeit der Semperoper Dresden den Titel eines Ehrenmitglieds anzutragen", betont der Intendant.

Von 1982 bis zur Spielzeit 2009/10 gehörte Hans-Joachim Ketelsen dem Ensemble der Semperoper Dresden an, wo er unter anderem als Jochanaan in "Salome", Mandryka in "Arabella", Orest in "Elektra", Faninal in "Der Rosenkavalier", Amfortas in "Parsifal", Telramund in "Lohengrin", Beckmesser in "Die Meistersinger von Nürnberg" sowie in Partien des italienischen Repertoires brillierte. Gastspiele führten den Sänger darüber hinaus regelmäßig zu den Bayreuther Festspielen, an die Staatsopern in Berlin, Hamburg und Wien sowie an die Mailänder Scala und die New Yorker Metropolitan Opera, wo sich der gefeierte Künstler 2013 mit einem letzten Gastspiel von seiner internationalen Bühnenlaufbahn verabschiedete.

Bereits 1985 erfolgte die Ernennung zum Kammersänger, 1996 folgte der Theo-Adam-Preis der Stiftung zur Förderung der Semperoper. Mit der Ernennung zum Ehrenmitglied des Dresdner Opernhauses reiht sich Hans-Joachim Ketelsen nun ein in die Liste würdiger Namen wie unter anderem des ersten Titelträgers von 1867, Josef Tichatschek, sowie Theo Adam, Fritz Busch, Eleonore Elstermann, Christel Goltz, Arno Schellenberg, Senator h.c. Rudi Häussler, Ilse Ludwig, John Neumeier, Hans-Dieter Pflüger und Jutta Zoff.

Anlässlich seiner Ehrung ist die in der Spielstätte Semper Zwei am 8. April 2023 stattfindende "Semper Bar" dem Porträt Hans-Joachim Ketelsens gewidmet.

Feierliche Ehrung am Freitagabend nach der Vorstellung von "La Bohème".
Feierliche Ehrung am Freitagabend nach der Vorstellung von "La Bohème". © Christian Juppe

Über 1.100 Vorstellungen in der Dresdner Semperoper

Im Gespräch mit Sächsische.de berichtet Ketelsen, dass er in den 41 Jahren seiner Mitgliedschaft in der Dresdner Staatsoper in über 1.100 Vorstellungen gesungen habe. In weiteren 1.400 Vorstellungen gastierte er weltweit in mehr als 80 Opern. Am schönsten sei es aber immer zu Hause an der Semperoper gewesen. "Aber natürlich sind das Welttheater, die Mailänder Scala oder Bayreuth. Das sind sehr klangvolle Namen und man kann stolz sein, dort gastiert zu haben", sagt Hans-Joachim Ketelsen.

Zehn Mal sei er in New York gewesen und sieben Mal in Japan. "In Japan sind die Leute ganz wild auf europäische Kunst. Plötzlich stehst du da und 300 Menschen wollen Autogramme von dir, auf LPs oder Eintrittskarten", erinnert sich der Kammersänger.

Als die Semperoper in der Flut versank

Eines der schönsten und berührendsten Erlebnisse sei für ihn die Wiedereröffnung der Semperoper 1985 gewesen. "Arno Schellenberg, mein langjähriger Gesangslehrer, sang die Partie des Ottokar, im 'Der Freischütz' als Letzter vor dem Krieg. Danach schloss die Oper 1944 und ich sang zur Wiedereröffnung 1985 dieselbe Partie. Das prägt natürlich", erzählt Ketelsen.

Auch an die Flut 2002 erinnert sich der Kammersänger: "Als die Semperoper in den Fluten versank und das Wasser wieder zurückging, gab es zwar keine Aufforderung, aber es meldeten sich viele Leute aus der Oper, um aufzuräumen. Alles musste damals raus. Das Funktionsgebäude stand 1,5 Meter unter Wasser und alle haben mitgemacht. Es war so ein starker Zusammenhalt."

Die Semperoper sei Hans-Joachim Ketelsens zu Hause, sagt er. Sonst wohnt er in Feldschlößchen bei Radeberg. Er fühle sich hier sehr wohl, im "schönen Rödertal" und die Nähe zu Radeberg sei ebenfalls vorteilhaft.

"Ich habe eine Stimme, da drückst du auf einen Knopf und dann geht's los"

Vom berühmt-gefürchteten Lampenfieber sei er übrigens meist verschont geblieben. "Ich weiß, dass viele Kollegen darunter leiden. Bei mir ist das nur, wenn ich einspringen muss oder natürlich vor Premieren. In New York war es für mich sehr spannend, denn dort tritt man vor immerhin 3.800 Zuschauer auf", sagt er.

Im Prinzip sei er auch immer "locker und ohne großartige Gesangsübungen ausgekommen". "Ich habe eine Stimme, da drückst du auf einen Knopf und dann geht's los", fügt das neue Ehrenmitglied der Semperoper schmunzelnd hinzu.

Über die Auszeichnung freue er sich sehr, denn der Titel wurde bislang nur selten verliehen. Hans-Joachim Ketelsen feiert zudem am 17. Februar seinen 78. Geburtstag.