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Geldgeschenk an Jugendliche: 200 Euro für Kino, Theater und Konzerte

Ab 2023 bekommen alle 18-Jährigen einen Kulturpass. Es gibt vom Bund Geld, um die Kultur zu unterstützen. Was halten Kulturverantwortliche im Rödertal von diesem Projekt?

Von Rainer Könen
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Jugendfreundlich soll das Geld für den Kulturpass per App ab 2023 abrufbar sein.
Jugendfreundlich soll das Geld für den Kulturpass per App ab 2023 abrufbar sein. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Rödertal. Will man in diesen Tagen von den Menschen, die im Rödertal das kulturelle Leben aufrechterhalten, erfahren, was sie von dem Projekt halten, das jüngst im Bundestag beschlossen wurde, fallen die Reaktionen überaus positiv aus.

Eine "tolle Sache" sei das, meint etwa der Radeberger Buena-Vista-Kinovereinschef Rolf Daehne. Bei hiesigen Buchhändlern, Kulturzentrumsleitern und Theatermachern ist man gespannt darauf, wie der Kulturpass bei den jungen Menschen ankommen wird.

Denn passend zur Vorweihnachtszeit gibt es für deutsche Jugendliche eine frohe Botschaft: Alle, die im kommenden Jahr das 18. Lebensjahr vollenden, erhalten vom Bund ein Guthaben von 200 Euro, das sie im Verlauf von zwei Jahren für Konzert- oder Theaterkarten, für Ausstellungsbesuche, Bücher und Tonträger ausgeben können.

Vermutlich geht das Geld in Konzertkarten

Mit dem Kulturpass werden zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen. Zum einen sollen Kultur- und Veranstaltungsbetriebe, die in der Corona-Zeit gelitten haben, unterstützt werden, zum anderen will man Jugendlichen, die im Lockdown auf vieles verzichten mussten, die Möglichkeit geben, wieder am kulturellen Leben teilzunehmen. Wie viel vom Staatsgeld welchen Anbietern zugutekommt, entscheiden folglich die 18-Jährigen selbst.

Als die Ottendorfer Buchhändlerin Dorit Müller-Kahler von dieser Aktion erfuhr, habe sie sich darüber sehr gefreut, erzählt sie. Dass Jugendliche, dank monetärer Unterstützung des Staates, wieder Live-Kultur erleben können, sei eine "prima Sache". Wäre sicher auch schön, wenn Jugendliche da häufiger Bücher kauften. Aber sie sehe das realistisch. "Das Geld wird vermutlich erst mal für Konzertkarten oder Tonträger ausgegeben", so Dorit Müller-Kahler weiter.

Der Radeberger Rolf Daehne findet, dass alles, was "die Kultur unterstützt, zu begrüßen ist". Er hofft darauf, dass im kommenden Jahr manch Jugendlicher aus der Bierstadt mal im kleinen Buena-Vista-Programmkino vorbeischauen wird.

Kulturpass-Geld kommt über eine App

Doch wie kommt das Geld bei den Jugendlichen an, wie können die es für Tickets oder Bücher ausgeben? Das Geld soll über eine spezielle App freigeschaltet werden und darüber dann auch das Guthaben von 200 Euro ausgegeben werden. Über eine eigens eingerichtete Webseite sollen so die Jugendlichen die kulturellen Angebote vor Ort nutzen können.

Jürgen Zeidler gehört zu denjenigen, die bisher noch nichts von dieser neuen Form der Kultursubvention gehört haben. Der stellvertretende Vorsitzende des Kulturzentrumsvereins "Dresdner Dixiebahnhof" ist ein wenig skeptisch und glaubt nicht, dass der Dixiebahnhof zu den Institutionen gehören wird, die von der Aktion profitieren werden. Der Grund: "Die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen zählt nicht zu unserer Zielgruppe", so Zeidler.

Das sei vielmehr die 50plus-Generation. Dennoch hält Zeidler diesen Kulturpass für "ein gutes Projekt". Gerade für Jugendliche, die sich in der Ausbildung befänden, sei er hilfreich. Wer eine Lehre oder eine Ausbildung absolviere, der habe ja meist nicht so viel Geld zur Verfügung. Mit dem 200-Euro-Guthaben seien Jugendliche unabhängiger in ihrer Freizeitgestaltung, findet Zeidler.

Johannes Baumgärtel, Mitinhaber der B&B-Eventagentur, ist vom Kulturpass begeistert. "Eine hervorragende Idee ist das", so Baumgärtel. Wenn sich dieses Projekt im kommenden Jahr unter den Jugendlichen in der Region herumspreche, werde sich das, da ist sich der Wachauer sicher, bestimmt positiv auf den Besuch der von der B&B-Eventagentur durchgeführten Veranstaltungen auswirken.

Auch der Geschäftsführer des Radeberger Biertheaters befürwortet den Kulturpass. "Ich denke aber, dass die Jugendlichen das Geld da vorrangig für Konzerte ausgeben werden", so Jens Richter - also für Kultur, die sie anspricht. Das Radeberger Biertheater dürfte dazu eher nicht gehören, glaubt er. Die Aufführungen würden zumeist von älteren Altersgruppen besucht.

Aber wer weiß, vielleicht nutzen die hiesigen 18-Jährigen den Kulturpass ja mal für Veranstaltungen, die sie sonst nicht besuchen würden. Auch, um den kulturellen Horizont ein wenig zu erweitern.