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Radeberger Kleingärtnerin: "Ich brauche kein Fitnessstudio, ich habe ja meinen Garten"

Die Radebergerin Ulrike Hempel gehört zu den vielen Menschen im Rödertal, für die der Kleingarten mehr als ein Hobby ist: Er ist ihre große Leidenschaft.

Von Rainer Könen
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Die Gärtnerin Ulrike Hempel (71) hat ihre "große Leidenschaft" im Radeberger Kleingartenverein "Birkenhain" an der Heidestraße gefunden.
Die Gärtnerin Ulrike Hempel (71) hat ihre "große Leidenschaft" im Radeberger Kleingartenverein "Birkenhain" an der Heidestraße gefunden. © René Meinig

Radeberg. Wenn zirpende Grillen zu hören sind, Bienen zwischen Obstbäumen und Beeten umherfliegen, Vögel munter tirilieren, gar noch ein Igel gemütlich durch den Garten schlurft, fühlt sich Ulrike Hempel in ihrem "Idyll" angekommen. Was zugegebenermaßen etwas prosaisch klingt, aber es trifft ihre Gefühlswelt punktgenau.

Gemüse muss raus aus dem Gewächshaus

Ihr Idyll befindet sich in der Anlage des Radeberger Kleingartenvereines "Birkenhain". Gemeinsam mit ihrem Mann Klaus pflegt und hegt die 71-jährige Radebergerin ein rund 800 Quadratmeter großes Parzellengrundstück.

Ulrike Hempel gehört zu den zahlreichen Menschen im Rödertal, für die so ein grünes Karree mehr als nur ein Hobby ist. Vielmehr ist der Garten ihre große Leidenschaft. Ihre Passion lebt sie in diesen Tagen besonders intensiv aus, sie ist dort täglich von früh bis spät, bis zu zwölf Stunden am Tag. "Jetzt ist ja die Zeit des Anpflanzens", erklärt sie. Es müssen Tomaten, Gurken, Paprika und all das andere Gemüse raus aus dem Gewächshaus.

In den kommenden Wochen könne man den Pflanzen beim Wachsen förmlich zuschauen, sagt sie. Beim Blick ins gepachtete Hempel'sche Anwesen sieht man Gewächshaus, Laube, Beete, Bäume und Sträucher, schmale schnurgerade Wege, alles akkurat geordnet und gepflegt und ein kleiner künstlich angelegter Teich darf da natürlich nicht fehlen, um diese Kleingarten-Idylle abzurunden. Für Ulrike Hempel vereint das Parzellengrün frische Luft, bodenständiges Gefühl und Privatsphäre. Vom Straßenverkehr ist hier, am Rande der Stadt, kaum etwas zu hören.

Eine Riesentomate war der bisher schönste Gartenmoment

Seit 2009 hat das Ehepaar den Garten. Während Ehemann Klaus sich zumeist um die organisatorischen Aufgaben im Verein kümmert, ist es vor allem seine Frau Ulrike, die dafür sorgt, dass die Ernte im Laufe einer Gartensaison auch gut ausfällt. Schließlich gehöre das doch zu den schönen Erlebnissen im Dasein eines Kleingärtners, wenn man mit vollen Körben nach Hause gehen könne. "Da weiß man dann, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat", so die Radebergerin, die von einem ihrer schönsten Gartenmomente erzählt. Dabei strahlen ihre Augen. "Ich habe mal vor einiger Zeit eine riesengroße Fleischtomate geerntet, die war fast ein Kilo schwer." Das sei ein besonderer Ernteerfolg gewesen, der obendrein noch gut schmeckte.

Seit frühester Kindheit sind der gebürtigen Dresdnerin Gärten vertraut, seitdem ist das Kleingärtnern ein großer Bestandteil ihres Lebens. Sie schildert, wie zufrieden sie die Zeit zwischen frischer Erde und Blumensamen macht. Mittlerweile spricht sie von ihrem Garten wie andere Leute von Fußball oder Wetter, kann genau erklären, was nebeneinander gepflanzt werden darf und welcher Schmetterling seine Larven auf den Kohl legt. "Ich habe mir das alles nach und nach angeeignet", sagt die Radebergerin, die zu allen Jahreszeiten im Garten anzutreffen ist.

Der Garten macht sie glücklich

Oft hört und liest man ja, dass Kleingärtner mit ihrem Leben zufriedener sind als Menschen ohne Garten. Und, stimmt das? Nun, da sei sicher etwas dran, meint die Radebergerin. Sie selbst empfinde sich jedenfalls mit ihrem Garten als glücklichen Menschen. Sie erzählt von der Selbstverlorenheit, den meditativ-entspannten Phasen bei der Gartenarbeit und ja, dass so ein Fleckchen Erde auch fit halte: "Ich brauche kein Fitnessstudio, ich habe ja meinen Garten."

Im Einklang mit der Natur leben, den Zwängen eines Kleinstadtlebens auf der eigenen Scholle zeitweise zu entkommen, für sie ist das in den vergangenen Jahren ein zunehmend gewachsenes Bedürfnis geworden.

Es macht der Radebergerin Ulrike Hempel große Freude, draußen zu sein, Beete zu zirkeln, zu pflanzen, zu ernten, die Laube zu verschönern oder manche Nachmittage einfach nur lesend auf der Hollywoodschaukel zu verbringen - auch weil sie weiß, dass man mit dem Gärtnern was Gutes tut - für sich und für die Umwelt.