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Der kleinste Campingplatz im Rödertal

In Kleinwolmsdorf wachen Camper mit Vogelgezwitscher und Rehbesuch auf. Die meisten wollen länger in "Levihus" bleiben. Ein Besuch.

Von Siri Rokosch
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Levihus-Camping in Kleinwolmsdorf bei Arnsdorf: Die Inhaber Vincent Ackermann und Helena Erlbeck am Schlafboot mit Blick auf die Holzhütte, die gemietet werden kann.
Levihus-Camping in Kleinwolmsdorf bei Arnsdorf: Die Inhaber Vincent Ackermann und Helena Erlbeck am Schlafboot mit Blick auf die Holzhütte, die gemietet werden kann. © Marion Doering

Arnsdorf. In Kleinwolmsdorf bei Arnsdorf befindet sich recht unscheinbar der kleinste Campingplatz des Rödertals. Neben der Lux-Oase in Kleinröhrsdorf ist dies der einzige Campingplatz im Rödertal. Doch die Betreiber des "Levihus" wollen ein ganz anderes Klientel ansprechen als Luxus-Camper.

Sauna, Aufenthaltsgewölbe-Raum und ein Boot

Helena Erlbeck und Vincent Ackermann lieben das Campen. Als der Chemnitzer und die Dresdnerin 2014 den alten Bauernhof an der Großerkmannsdorfer Straße kauften, stand fest: "Wir wollen dieses Glück gern mit anderen Menschen teilen", so Helena Erlbeck. Die große Wiese hinter den alten Stallungen wurde mit Baggern begradigt. "Ich erinnere mich, dass meterhoch Brennnesselfelder dort wucherten, alles war hügelig. Es lag viel Arbeit vor uns", so die Campingplatzbetreiberin. Der Hof habe rund zehn Jahre lang brach gelegen, bevor die kleine Familie ihn übernahm.

In den kommenden Jahren wurden ein Badezimmer mit ebenerdiger Dusche, WC und Waschbecken gebaut, der alte Schweinestall abgerissen und zu einem natürlichen Zugang zum Zeltplatz umgestaltet, der alte Anbau des Kuhstalls saniert. "Das war höchst interessant", sagt Vincent Ackermann. "Es entpuppte sich als altes Gewölbe mit einer Fläche von 65 Quadratmetern. Zuvor waren hier Wände eingezogen, die Gewölbe nicht sichtbar, ein altes Badezimmer war hier und einzelne weitere Räume", erinnert er sich. Auf dem Zeltplatz entstanden zwei Kompost-Toiletten mit Sägespänen.

Der ehemalige Kuhstall wurde zu einem Aufenthaltsraum umgebaut.
Der ehemalige Kuhstall wurde zu einem Aufenthaltsraum umgebaut. © Marion Doering

Nun ist der ehemalige Kuhstall ein Aufenthaltsraum geworden, welchen die Betreiber liebevoll "Gartenhalle" nennen. Dort können sich Gäste am Ofen aufwärmen, wenn es kalt und nass draußen ist, und auch Tee und Kaffee zubereiten. Die gesamten Umbau-und Sanierungsarbeiten sind mit Hilfe von Fördermitteln aus dem "Regionalbudget Westlausitz e. V." finanziert worden.

2019 eröffnet das Paar dann den Beherbergungsbetrieb. Der Campingplatz bietet vier bis fünf Wohnwagen-Wohnmobilen oder Zelten Platz, je nach Größe. "Wir wollen, dass die Gäste nicht so eng wie auf einem üblichen Campingplatz wohnen, sondern genügend Freiheiten haben", betonen die Betreiber. Natürlich könnten aber auch Menschen, die sich kennen, zum Beispiel Familien, ihre Zelte dichter zusammenstellen.

Neben einer kleinen Holzhütte mit zwei Betten soll in Zukunft auch noch das Boot zum Schlafen hergerichtet werden. Das Boot soll gemütlich ausgebaut und mit neuen Betten versehen werden. "Es ist sehr eng darin", lacht Vincent Ackermann: "Die Tasche kann man eigentlich nicht mit hineinnehmen, aber es gibt zwei Schlafplätze und sogar ein Kind findet noch Platz. Es gibt einige Gäste, die das Boot lieben."

"Die unterschiedlichsten Menschen kommen zu uns"

Die beiden Campingplatz-Inhaber verzichten selbst auf Urlaub, sagen sie. "Die Menschen kommen ja nun zu uns. Wir können uns mit ihnen am Lagerfeuer unterhalten. Manchmal kommen auch Gäste, die Gitarre spielen können. Das ist toll. So müssen wir gar nicht weg", berichtet Ackermann. Seine Partnerin erzählt: "Es kommen die unterschiedlichsten Leute, das macht es so besonders."

Da der kleine Campingplatz am Jacobsweg liegt, kommen viele Wanderer und Radfahrer zum Übernachten, und auch eine belgische Familie mit drei Kindern sei schon dagewesen, so Erlbeck: "Das war erstaunlich. Die drei Kinder liefen jeden Tag mit ihren Eltern den weiten Weg bis nach Arnsdorf zum Bahnhof, und sind dort mit dem Zug zu ihren Ausflugszielen gefahren."

Es sei aber auch schon ein Paar dagewesen, welches seine eigenen Stühle vor das Wohnmobil stellte und zuvor Kunstrasen auslegte. Ein Paar habe zum Start ihrer Weltreise in "Levihus" übernachtet und sei eine Woche geblieben, so Erlbeck: "Die beiden wollten eigentlich nur eine Nacht bleiben, doch dann halfen sie uns bei einigen Arbeiten mit, und dafür ließen wir sie kostenlos campen."

Alles für fünf Euro

In "Levihus" koste alles fünf Euro, sagen die Inhaber: "Für den Zeltstellplatz, das Auto oder den Wohnwagen sowie pro Person nehmen wir diese fünf Euro. Und da die Energiekosten so stark gestiegen sind, werden wir auch einen Extra-Taler für die Dusche erheben müssen", sagt Helena Erlbeck weiter, die betont, dass viele Wanderer und Radfahrer gerade das Duschen auf 15 Minuten ausweiten würden.

Die Sauna kann von jedem genutzt werden, auch Sauna-Abende sind für März geplant.
Die Sauna kann von jedem genutzt werden, auch Sauna-Abende sind für März geplant. © Marion Doering

Das Paar würde sowieso sämtliche Einnahmen wieder ausgeben, da ständig neu gebaut werde. Neben der Sanierung des Schlafboots steht in diesem Frühjahr der Neubau einer Außendusche an, und auch eine überdachte Küche soll neben dem Zeltplatz entstehen. Liebend gern hätten beide dafür noch handwerkliche Unterstützung, denn zwei kleine Kinder machten das alleinige Arbeiten etwas schwer.

Sauna-Abende geplant

Neben dem Campingplatz bieten Helena Erlbeck und Vincent Ackermann auch eine Sauna zum Mieten an. Zum einen könnten Menschen die mobile Sauna mit nach Hause nehmen und im heimischen Garten nutzen. Zum anderen planen die beiden am 2. und 21. März Sauna-Abende in gemütlicher Atmosphäre mit Lagerfeuer und Getränken. So könnten auch Einwohner in den Saunagenuss kommen, ohne weite Strecken mit dem Auto zu fahren. Dafür wird allerdings eine Voranmeldung gewünscht.

Der Campingplatz ist ganzjährig geöffnet, bietet aber keinen Platz für sehr große Caravans, und statt viel Luxus eher viel Natur und fröhliche Gastgeber. Eine vorherige Reservierung sei nötig, denn gerade bei schönem Wetter sei der Platz oft ausgebucht.