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Dutzende Bäume im Seifersdorfer Tal gefällt

Alle Fichten im Seifersdorfer Tal wurden beseitigt. Sie waren bis zu 120 Jahre alt - und gefährdeten offenbar Spaziergänger und Radfahrer.

Von Rainer Könen
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Thomas Westphal ist Vorsitzender des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Der Verein ist Eigentümer des Landschaftsgartens Seifersdorfer Tal. Dort wurden wegen des Befalls mit Borkenkäfern und der Trockenheit viele Fichten gefällt.
Thomas Westphal ist Vorsitzender des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Der Verein ist Eigentümer des Landschaftsgartens Seifersdorfer Tal. Dort wurden wegen des Befalls mit Borkenkäfern und der Trockenheit viele Fichten gefällt. © Marion Doering

Wachau. Der Kofferraum des Jeeps hat etwas von Stillleben. Zu sehen sind neben Unmengen von Werkzeug auch eine Motorsäge, einige Äxte und sonstiges fremdartig-wirkendes Gerät. Das brauche man alles, wenn man im Wald Holz mache, erfährt man von dem bärtigen Mann in den Mittvierzigern. Am Ortsrand von Seifersdorf, auf dem unweit vom Gerätehaus entfernten Parkplatz, hat er seinen Geländewagen abgestellt. Ein Dresdner, wie das Kennzeichen deutlich macht.

Sein Ziel: das Seifersdorfer Tal. In seinem Rucksack: eine kleine Axt sowie eine Handsäge. Um Äste passend zu machen. Die brauche er für Schnitzarbeiten, grinst er. Im Tal sei ja jüngst eine Menge Holz geschlagen worden, erzählt er unterwegs. Kurz vor der Marienmühle verabschiedet er sich, verschwindet in einem schmalen Pfad.

Schwieriges Gelände für Baumfällungen

Auf dem Weg zur Ausflugsgaststätte kommt man an markierten Holzstapeln vorbei. Fichtenstämme. „Für die haben wir glücklicherweise Käufer gefunden“, erzählt Thomas Westphalen. Wir, das ist der Landesverein Sächsischer Heimatschutz, dessen Vorsitzender der 63-jährige Westphalen ist.

Weil der Landesverein, Eigentümer des rund 50 Hektar großen Areal des Seifersdorfer Tals, zuletzt in den zahlreichen abgestorbenen Fichten auch eine Gefahr für die Ausflügler sah, ließ man in diesen Wochen den gesamten Fichtenbestand fällen. Thomas Westphalen war in den vergangenen Tagen oft im Seifersdorfer Tal unterwegs, um die Baumfällarbeiten zu koordinieren. Nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Da wird der Wald gelichtet, alte und kaputte Bäume herausgeholt.

Doch in diesem Jahr konzentrierten sich die Arbeiten auf den Fichtenbestand oberhalb der Laurawiese im Seifersdorfer Tal. Auf einer Fläche von rund drei Hektar wurden alle Bäume gefällt. In klassischer Holzfällermanier, wegen des schwierigen Geländes. Mit Motorsäge und Axt, so Thomas Westphalen weiter.

Neue Fichten sollen dort nicht mehr gepflanzt werden. Stattdessen setzt der Landesverein künftig auf Laubgehölze, sollen sich die wenigen Nadelbäume im Tal weiter entwickeln. Immer in der Hoffnung, dass der Wald im Tal widerstandsfähig bleibt.

Auf dem Weg zu den Stellen, wo die Fichten abgeholzt wurden, sind etliche Wege noch mit Absperrbändern markiert. Die Gefahr, dass Wanderer oder Jogger von herabfallenden Aststücken oder gar von umknickenden Bäumen verletzt werden könnten, darauf weist Westphalen ebenfalls hin, war auch mit ein Grund, warum die Fichten gefällt wurden. Würde man vom Seifersdorfer Tal eine Art Waldzustandsbericht erstellen, würde sicher deutlich, dass dort auch andere Baumarten kränkeln. Aber wen wundert es.

Gefällte Bäume waren bis zu 120 Jahre alt

Das Waldsterben nimmt bundesweit allmählich dramatische Ausmaße an. Thomas Westphalen spricht vom Klimawandel, seinen drastischen Auswirkungen auf die Natur, auch auf die hiesige. Trockenheit, Schädlingsbefall, Stürme. Im Seifersdorfer Tal hatte der Landesverein in den vergangenen Jahren so einiges unternommen, um die Fichten zu retten, um sie auch vor Borkenkäfern zu schützen. Letztendlich half alles nichts. Und richtig vital wirkte der Fichtenbestand schon lange nicht mehr.

Ganz im Gegenteil. Die bis zu 120 Jahre alten und knapp 50 Meter hohen Bäume standen wie Fremdkörper im Wald herum. Kahl und krank. Selbst die Bäume im Seifersdorfer Tal, die derzeit noch relativ gesund wirken, könnten, das befürchtet Westphalen, im kommenden Sommer ein Opfer der nächsten Borkenkäfergeneration werden. Aber das Schlechte hat auch ein wenig Gutes.

Rund 300 Festmeter, die im Seifersdorfer Tal geschlagen wurden, werden nicht als Schadholz eingeordnet. So kommt wenigstens „etwas Geld rein“, so Thomas Westphalen. Frage an den Landesvereins-Chef: Wird es in diesem Jahr erneut einen trockenen und heißen Sommer geben? Achselzucken. Vielleicht ein normaler Sommer. Ansonsten müssen im Tal wieder Bäume gefällt werden, die man eigentlich nicht abholzen möchte.

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