"Das wird ein schwieriger Winter werden"

Arnsdorf. Ruhig ist es an diesem Nachmittag in der Fischbacher Röderstraße. Nur das Rauschen der Bäume ist im Arnsdorfer Ortsteil zu hören. Ein Hauch von Idylle strahlt diese Umgebung aus.
Es ist Feierabendzeit für Tino Pförtner. Im Büro des Heizungs- und Lüftungsbau-Unternehmens Johne ist es still. Eine Stille, die dem 54-Jährigen guttut nach einem stressigen Arbeitstag.
Von denen gab es in den vergangenen Monaten sehr viele für den Fischbacher. Es sei eine "verrückte Zeit", meint der Heizungsinstallateur Pförtner. Eine Zeit, in der er sich mehr als Seelsorger oder Psychologe fühlt, nicht als Heizungsbauer. Denn: "Alle Leute fürchten, im Winter zu frieren, dass das Gas abgedreht wird und sie im Kalten sitzen müssen."
Anfragen nach Heizungsumbauten gestiegen
Überall herrsche diese Angst. Ein warmes Dach über dem Kopf zu haben, ist für alle selbstverständlich. Frieren musste man noch nie. Umso größer ist jetzt die Furcht vor dem kommenden Winter, die in diesen Tagen bei den Heizungsinstallateuren ankommt.
Seit Ausbruch des Ukrainekrieges sind die Anfragen für Heizungsumbauten bundesweit angestiegen, auch im Rödertal. Heizungsinstallateure wie Tino Pförtner rücken in diesen Tagen in den Fokus, werden als Heilsbringer angesehen. Sie sollen helfen, dass niemandem kalt wird im kommenden Winterhalbjahr. Das große Problem dabei: Es gibt weder ausreichend Material noch Personal, um die explodierende Nachfrage nach Heizungsumbauten zu stillen.
"Wer jetzt eine neue bestellt, wird sie erst im nächsten Jahr bekommen", so Tino Pförtner. Und das nur, wenn es gut läuft. Er erzählt davon, dass das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage schon vor dem Ukrainekrieg aus dem Gleichgewicht geraten sei. Da seien zum einen die durch die Pandemie bedingten Lieferkettenengpässe, die sich 2021 bereits beträchtlich auswirkten, zum anderen die Förderprogramme des Bundes, die einen energetischen Umbau attraktiv machen.
Wer seine fossile Heizung gegen eine Wärmepumpe austauscht, konnte bisher mit einer Förderung von bis zu 45 Prozent rechnen. 2020 wurden in Deutschland so 900.000 neue Heizungen verbaut. Heizungsbauer wie Tino Pförtner mussten sich über mangelnde Arbeit nie beklagen.
Als aber im Frühjahr erstmals die Rede von Gasknappheit war, sei die Nachfrage schlagartig angestiegen, so der 54-Jährige, der über 30 Jahre in der Branche tätig und seit 2008 Geschäftsführer der Firma Johne ist. Pförtner beschäftigt noch vier weitere Mitarbeiter, das waren schon vor dem Ukrainekrieg zu wenige. "Klar könnte ich noch Installateure brauchen", sagt er. Der Fachkräftemangel schmerze gerade jetzt.
"Jeder will unabhängig heizen"
Er erzählt davon, dass er sich seit über zwanzig Jahren mit erneuerbaren Energien beschäftigt, davon, dass er viele Solaranlagen und Wärmepumpen einbaue, Wärmepumpen, die derzeit so gehypt werden. Pförtner spricht von der Preisentwicklung. "Da kommt man nicht mehr mit." Die Preise der Hersteller für Heizungsumbauten stiegen monatlich. Die Leute wollten weg von fossilen Energien, viele tendierten zu Fotovoltaik-Anlagen, etliche besorgten sich Notstromaggregate. Wärmepumpen seien der Renner, die Wartezeiten unfassbar lang.
Mit dem Ukrainekrieg habe das große Umdenken eingesetzt, so Pförtner weiter. Jeder wolle nun unabhängig heizen. Doch mit welcher Heizquelle kommt man am besten durch den Winter? Es gibt so viele Techniken.
Männer wie Tino Pförtner und seine Kollegen sind, wenn man so will, Schlüsselfiguren in dieser Energiekrise, die nun auf altbekannte Hindernisse stoßen: fehlendes Material und Personal.
"Bitte Ruhe bewahren"
Wer Angst vor diesem Winter hat, und nicht sicher ist, mit welchen alternativen Heizquellen er durch die kalte Jahreszeit kommen soll, dem rät die Sächsische Innung der Heizungsbauer vor allem "Ruhe zu bewahren, auch wenn es derzeit schwerfällt", so Geschäftsführerin Silvia Vorberg. Sie spricht davon, dass es das, was die Branche derzeit erlebe, so noch nie gegeben habe. Die derzeit vorherrschende Panik bei den Menschen sei unfassbar. Man solle jetzt, so der Rat der Heizungsbauer-Innung, so die Empfehlung von Tino Pförtner, das Naheliegendste tun: die vorhandene Heizung checken lassen. Sicher, das brauche auch seine Zeit.
Pförtner sagt: "Vor dem Ukrainekrieg konnte man mich anrufen, meist war ich eine Woche später beim Kunden." Wartezeiten von mehreren Wochen sind gegenwärtig die Regel. Pförtner beruhigt aber, monatelang frieren, "das wird keiner". Wenn eine Heizung defekt sei, könne sie in den allermeisten Fällen so repariert werden, dass sie es durch die kalte Jahreszeit schaffe.
- Nachrichten per Push erhalten - hier können Sie sich anmelden.
Immer wieder muss Heizungsinstallateur Tino Pförtner bei seinen Kunden in diesen Tagen Antworten auf die Frage finden, was ist, wenn uns Russland den Gashahn endgültig abdreht. Was passiert dann? Der Fischbacher bekennt, dass man nicht alle Fragen beantworten könne. Niemand wisse, was noch alles passieren könne, da sei so vieles ungewiss.
Auf jeden Fall "wird es für uns alle ein sehr schwieriger Winter werden", prognostiziert er. Einer, in dem er vor allem eines tun muss: die Kundschaft beruhigen und ihr die Angst nehmen.