Radeberg
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In den Rödertaler Wäldern wird es eng

Im Frühjahr zieht es viele Menschen in die Natur: zu Fuß, mit dem Rad oder hoch zu Ross. Konflikte sind da vorprogrammiert. Das gilt auch für die Rödertaler Naherholungsgebiete. Was ist erlaubt?

Von Rainer Könen
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Der Wanderwegewart Ronny Menzel im Seifersdorfer Tal berichtet von weniger Rücksichtnahme zwischen den Waldbesuchern.
Der Wanderwegewart Ronny Menzel im Seifersdorfer Tal berichtet von weniger Rücksichtnahme zwischen den Waldbesuchern. © Marion Doering

Rödertal. Im Frühjahr, wenn es die Menschen hinaus in die Natur zieht, ist auch auf den Wegen in den Rödertaler Naherholungsgebieten einiges los. Etwa im Seifersdorfer Tal, wo der Wachauer Ronny Menzel oft unterwegs ist, allerdings nicht zum Vergnügen, sondern zumeist in dienstlicher Funktion.

Wenn Wanderer, Reiter, Radler, Jogger und freilaufende Hunde aufeinander treffen

Menzel ist der ehrenamtliche Wanderwegewart der Gemeinde Wachau, sein Revier ist die Gegend zwischen Radeberg, Wachau und Lomnitz. Wer, wie er, diesen Job schon seit über zehn Jahren ausübt, weiß natürlich, dass das Seifersdorfer Tal vor allem in diesen Tagen ein Ausflugs-Hotspot für Wanderer, Reiter, Radler, Jogger und Nordic-Walker ist. Da gilt es auf den Wegen die Umgebung achtsam im Blick zu behalten, sonst sind Zusammenstöße vorprogrammiert.

Menzel erzählt von Mountainbikern, die durch abgelegene Seitenwege des Seifersdorfer Tales rasen und dabei Wanderer gefährden, von Reitsportlern, die, statt die Reitwege zu nutzen, mit ihren Rössern auf den vielfrequentierten Wegen reiten. Auch sorgen freilaufende Hunde immer wieder für Aufregung.

So groß die Waldflächen im Rödertal auch sind: Für Spaziergänger, Freizeitsportler und Forstmitarbeiter wird es dort mitunter recht eng. Dazu kommt, dass seit der Corona-Zeit zunehmend mehr Radler und Mountainbiker die hiesigen Naherholungsgebiete nutzen. Was ja okay sei, solange alle aufeinander Rücksicht nehmen würden, so Wachaus Wanderwegewart Menzel.

Gegenseitige Rücksichtnahme hat offenbar abgenommen

Aber mit der Rücksichtnahme ist das so eine Sache. Ganz reibungslos verlaufen die Begegnungen zwischen Wanderern und Bikern jedenfalls nicht immer, da kommt es auf den schmalen Wegen mitunter zu Auseinandersetzungen, wenn auch nur verbaler Natur. Das kennt Herbert Müller aus dem Hüttertal. Der Radeberger Wanderwegewart erzählt, das auch dort das Mountainbiking zugenommen habe. Es gebe im Tal Abschnitte, wo Biker "über Stock und Stein" fahren. Müller: "Vielen Wanderern gefällt das nicht."

Damit nicht genug: Menschen und Haustiere stören in Naturgebieten auch die dort lebenden Wildtiere, die im Frühling Schonzeit haben, weil ihr Nachwuchs das Licht der Welt erblickt.

Sächsisches Waldgesetz: Jeder darf die Wälder benutzen

Der Streit, wem die Wege im Wald gehören, er entzündet sich oft an der Frage, wer die Waldwege in der Region überhaupt nutzen darf. Das sei im Sächsischen Waldgesetz klar geregelt, erklärt Renke Coordes. Der Sachsenforst-Pressesprecher weist darauf hin, das jeder den Wald betreten dürfe - im Rahmen "der individuellen Erholung auf den Wegen".

Dabei gelte "die gegenseitige Rücksichtnahme". Coordes weist darauf hin, dass ein Großteil der Waldnutzer sich auch daran hält - weist aber darauf hin, dass es auch Konflikte zwischen den Waldnutzern gebe. Er spricht von Radlern, insbesondere von Mountainbikern, die man auf den kleinen Seitenwegen in der Dresdner Heide oder des Seifersdorfer Tales antreffe, wo das Fahren eigentlich nicht erlaubt sei.

Illegale Fahrradwege in der Dresdner Heide

Auch berichten Forstleute von illegal angelegten Trials in der Dresdner Heide, gebaut von Mountainbikern. Im Fokus stehen die Forstreviere in Langebrück und Dresden-Klotzsche. Letzteres leitet Rüdiger Rolle. Er hat schon einiges mit Radlern, speziell mit Mountainbikern, erlebt. Zuletzt habe man in seinem Revier von Mountainbikern illegal angelegte Trials entdeckt, erzählt er. Man habe die Anlagen abgebaut.

Jedoch seien wenig später Schanzen und Rampen an anderer Stelle im Wald errichtet worden, so der Leiter des Forstreviers. Das Bauen eines solchen Trials im Staats- und Privatwald sei strafbar, erklärt Renke Coordes, der davon spricht, dass es im Wald schwer sei, Täter auf frischer Tat zu ertappen. Er betont, dass man nicht mit Bußgeldern oder Strafen reagieren oder mit Verboten solche Konflikte lösen wolle, sondern vielmehr daran interessiert sei, das Problem im gemeinsamen Diskurs zu lösen.

Neue Tourismusstrategie: Sachsen will Mountainbike-Destination werden

Mountainbiking hat sich mittlerweile in der Republik zum Breitensport gemausert. In Deutschland fahren rund 17 Millionen Deutsche in der Freizeit Mountainbike, davon knapp vier Millionen regelmäßig. Das ergab vor zwei Jahren eine Umfrage des renommierten Allensbach-Institutes. Auch in der Region frönen immer mehr Menschen diesem Sport. Worauf man in der Landespolitik nun reagiert hat. So will der Freistaat Sachsen zur Mountainbike-Destination werden, dies wurde in der neuen Tourismusstrategie festgelegt.

Das dürfte dem Mountainbiking in der Region noch mehr Aufwind geben. Aber werden damit nicht auch die Konflikte zwischen Spaziergängern und Radlern zunehmen? Michael Wolf glaubt das nicht. Wolf ist Mitglied der Ortsgruppe "Dresden & Umland" der Deutschen Initiative Mountainbike e. V. (DIMB). Er weist darauf hin, dass man in Gesprächen mit dem Sachsenforst nur von wenigen Beschwerden von Spaziergängern wisse. Im Allgemeinen seien die Begegnungen zwischen Radfahrern und Fußgängern an den beliebten Ausflugszielen im Umland durch ein "sehr tolerantes und angenehmes Miteinander" geprägt.

Dass Mountainbiker in der Dresdner Heide illegale Parcours bauten, das habe er bisher nicht gewusst. Es zeige jedoch auf, dass es neben den bekannten Trailparks in Elstra, Rabenberg und Schöneck noch weiteren Bedarf an Strecken gebe, der durch die offiziellen Angebote nicht gedeckt wird.

Nun, wem es in diesen Tagen an den bekannten Ausflugsarealen im Rödertal zu unruhig ist, der finde sicher auch anderswo ein ruhiges Plätzchen zum Erholen, so Ronny Menzel. Denn "wir haben hier im Wachauer Umland", so der Wanderwegewart, "noch weitere schöne Gegenden, die man erkunden kann", wo Wanderer vermutlich kaum auf Mountainbiker treffen dürften.