Radeberg
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Kleinwachau gedenkt der 111 Euthanasie-Opfer

Am Mahnmal der Euthanasie-Opfer des Zweiten Weltkrieges in Kleinwachau ist am Freitag der getöteten Menschen gedacht worden. Gefaltete Kraniche erinnerten auch an das Schicksal eines kleinen Mädchens aus Hiroshima.

Von Siri Rokosch
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In Kleinwachau ist am Freitag der 111 Euthanasie-Opfer gedacht worden. Namen und gefaltete Kraniche erinnern an die Gräueltaten.
In Kleinwachau ist am Freitag der 111 Euthanasie-Opfer gedacht worden. Namen und gefaltete Kraniche erinnern an die Gräueltaten. © EPILEPSIEZENTRUM KLEINWACHAU

Wachau. Im Epilepsiezentrum Kleinwachau ist am Freitag, 27. Januar, der 111 Euthanasie-Opfer im Zweiten Weltkrieg gedacht worden. Schüler des Radeberger Humboldt-Gymnasiums hatten dafür Kraniche als Mahnung gebastelt.

Die Geschäftsführerin Sandra Stöhr legte am Mahnmal für die Kleinwachauer Opfer einen Strauß weißer Rosen nieder und band einen Papier-Kranich an einen weißen Luftballon. Die Kinder und die Lehrer der Kleinwachauer Förderschule hatten, wie es Brauch im Epilepsiezentrum ist, 111 weiße Ballons vor dem ältesten Haus der Einrichtung - dem Brunnenhaus - aufgestellt. Die achten Klassen des Radeberger Humboldt-Gymnasiums hatten zusätzlich 111 bunte Papier-Kraniche gebastelt.

Kraniche als Erinnerung an Schicksal eines japanisches Mädchens

Die Tradition des Kranich-Faltens geht auf die Geschichte des kleinen japanischen Mädchens Sadako zurück, wie Patrick Ziob vom Epilepsiezentrum erklärt: "Sie überlebte den Atombombenabwurf in Hiroshima zweieinhalbjährig scheinbar unversehrt, bis sie in der 7. Klasse bei einem Sportfest zusammenbrach. Die Ärzte diagnostizierten bei ihr Leukämie und hatten kaum Hoffnung. Sadako wollte aber nicht sterben, sie wollte leben. Nach einer alten japanischen Legende würde sie einen Wunsch bei den Göttern freihaben, wenn sie 1.000 Kraniche faltet. Sadako wusste genau, was sie sich von den Göttern wünschen würde: Gesundheit und ein langes Leben. Sadako faltete aus winzig kleinen Papieren 1.000 Kraniche. Es schien ihr zunächst schon sehr viel besser zu gehen. Das gab Sadako Hoffnung und sie versuchte weitere 1.000 Kraniche zu falten. Doch am 25. Oktober 1955 starb Sadako. Neben ihr lagen 644 Papierkraniche."

Ihre Mitschüler und Mitschülerinnen wollten ihr für ihren letzten Weg in den Himmel etwas Gutes tun und falteten die fehlenden 365 Papierkraniche für sie, so Ziob weiter. Außerdem sammelten sie Geld, um für Sadako ein Denkmal errichten zu können, das "Friedensmonument der Kinder" im Friedenspark von Hiroshima.

Im Epilepsiezentrum Kleinwachau wurde am Freitag der 111 Radeberger gedacht, die im Rahmen der "Aktion T4" ermordet wurden. Zwischen 1940 und 1941 fielen diesem systematischen Massenmord der Nationalsozialisten mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen zum Opfer. Die Leitung hatte die sogenannte "Zentraldienststelle T4".

Kleinwachaus Pfarrerin Elisabeth Roth erinnerte in ihrer Ansprache an die Hoffnung, die von der Tradition des Papier-Kranich-Faltens ausgeht, und an die Mahnung, die dieser Tag für die gesamte Menschheit bedeutet.

Der 27. Januar ist der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.