Radebergs Neu-Stadtrat Knut Mulansky: "Parteien interessieren mich nicht"

Radeberg. Er ist der Neue im Radeberger Stadtrat, aber keinesfalls unbekannt in der Stadt. Knut Mulansky ist Präsident des Radeberger Sportvereins (RSV) und früherer Geschäftsführer der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Künftig wird er die Bürger als Stadtrat vertreten.
Frank Höhme ist seit vergangener Woche offiziell Radebergs neuer Oberbürgermeister und scheidet damit aus dem Stadtrat aus. Knut Mulansky, erster Nachrücker, wird nun Höhmes Platz im Gremium übernehmen und das Mandat annehmen, wie er gegenüber sächsische.de bestätigte. "Aber es sind ja nur noch zwei Jahre, da hat man nur bedingt Zeit, etwas zu gestalten." Ob er danach nicht noch einmal kandidieren will? "Eigentlich wäre es besser, wenn sich mal die Jüngeren engagieren. Aber es ist dann meistens doch die ältere Fraktion, die sich bewirbt. Ein Generationenwechsel wäre jedenfalls nicht schlecht." Er sei immerhin ja auch schon 70 Jahre alt.
Probleme der Bevölkerung aufgreifen
Nun aber wird er erst einmal in den kommenden beiden Jahren im Stadtrat sitzen - und sich der neuen Fraktion rund um Gabor Kühnapfel anschließen. Wie berichtet, ist Kühnapfel mit drei weiteren Mitstreitern aus der SPD/Grüne/Linke-Fraktion ausgetreten und gründet eine neue Fraktion, die jedoch noch keinen Namen trägt. "Herr Kühnapfel betreibt Realpolitik", sagt der parteilose Mulanksy, der auf der SPD-Liste für den Stadtrat kandidiert hatte. "Er kommt vom Handwerk und greift die Probleme der Bevölkerung auf. Da geht es nicht nur um Ideologie", sagt Mulansky. Kühnapfel hatte seinen Austritt auch damit begründet, dass das "grüne Korsett" der Fraktion ihm zu starr geworden sei.
"Parteien interessieren mich nicht", sagt Mulansky. "In der großen Politik ist das vielleicht anders, aber im Kommunalen sollten die Politiker für die Bürger da sein, das habe ich immer so gehalten und werde es auch weiterhin tun." Man müsse mit allen Bürgern klar kommen - egal, welche Ansichten sie vertreten. Vielleicht gefalle einem die ein oder andere Ansicht nicht, "aber man muss auch diesen Leuten zuhören. Und Parteien schließen von Vornhinein gewisse Personen aus".
Er könne schon die Kritik einiger Stadträte nachvollziehen, wonach sich OB Höhme nicht ausreichend von der AfD distanziert habe. "Vom Grundsatz her verstehe ich das. Aber entscheidend ist doch, dass man gemeinsam ein Ziel verfolgt und allen zuhört. Im besten Fall kann ich jemanden dann von meinen Ansichten überzeugen."
Knut Mulansky ist mit der Oberbürgermeister-Kandidatin Katja Mulansky über deren Ehemann verwandt. Ob er Katja Mulansky für die bessere Wahl gehalten hatte, will er nicht kommentieren. "So ist jetzt die Wählerentscheidung, ich schaue nur nach vorne, nicht nach hinten." Fakt ist aber auch: Wäre Höhme nicht OB geworden, wäre er nicht nachgerückt. "Mit Frank Höhme wird es anders, aber das ist normal, mit jemandem Neuen an der Spitze wird es immer anders."
Sport und Kultur nicht vergessen
Knut Mulansky ist sich bewusst, dass erst einmal die Pflichtaufgaben wie Schule und Kita im Fokus stehen, aber der 70-Jährige betont auch: "Man darf aber auch die Nebenaufgaben nicht vergessen!" Dazu zählt er vor allem den kulturellen und sportlichen Bereich. "Hier muss sich die Stadt deutlicher positionieren", fordert der Neu-Stadtrat. "Und wenn kein Geld dafür da ist, dann muss sich die Stadt dennoch für diese Bereiche einsetzen, beispielsweise mit der Hilfe bei der Suche nach Sponsoren." Wenn man jüngere Leute in der Stadt halten wolle, müsse man eben auch die Sportplätze erhalten. "Wir haben den riesen Vorteil, Dresden in der Nähe zu haben. Da kann man auf ein großes Kulturangebot zurückgreifen. Aber es fährt ja niemand mit seinem Kind zum Fußballtraining nach Dresden." Und auch im Kulturbereich sei etwas Eigenständiges durchaus wichtig, findet Mulanksy.
Größere Wohnungen für Familien
Und ein weiteres Thema treibt ihn um: "Es muss weiterhin bezahlbaren Wohnraum für Familien geben." Die bestehenden Wohnungen seien viel zu klein, "da haben wir noch DDR-Strukturen". Aber für eine Familie mit einem oder zwei Kindern reichten heute 60 Quadratmeter nicht mehr aus. Hier müsse dringend der kommunale Wohnungsbau oder eine Genossenschaft tätig werden.
"Die Stadt hat sich gut entwickelt und wird das auch weiterhin tun", ist sich Mulansky sicher. "Nun muss man im Stadtrat versuchen, den besten Weg weiter durchzusetzen. Im Miteinander, nicht Gegeneinander."