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Nach Tierquälerei-Vorwurf: Geht es den Seifersdorfer Rindern besser?

Spaziergänger hatten am 9. Mai die Seifersdorfer Rinder besucht. Ihrer Meinung nach lebten sie nicht viel besser als noch Anfang April. Dem stimmt das Veterinäramt nicht zu. Es tue sich viel auf dem Hof.

Von Siri Rokosch
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Die Seifersdorfer Rinder am Brückenweg standen am 9. Mai offensichtlich in einem engen Gehege, neben dem ehemaligen Gehege, aber nicht mehr auf der grünen Weide.
Die Seifersdorfer Rinder am Brückenweg standen am 9. Mai offensichtlich in einem engen Gehege, neben dem ehemaligen Gehege, aber nicht mehr auf der grünen Weide. © privat

Wachau. Sie standen in ihren eigenen Exkrementen, waren abgemagert und hatten anscheinend keine Weidefläche: Den sieben Rindern am Brückenweg im Wachauer Ortsteil Seifersdorf ging es Anfang April schlecht. Am Ostersonntag hatte ein Spaziergänger die Tiere erblickt und Fotos vom Zustand der Tierhaltung gemacht. Er informierte am 10. April das Veterinäramt in Bautzen, die Tierschutzorganisation Peta und Sächsische.de.

Zwischenzeitlich ging es den Tieren augenscheinlich besser, doch am 9. Mai machten andere Spaziergänger erneut Bilder, die die Tiere in einem engen Gehege auf Stroh zeigen. Was sagt das Veterinäramt dazu?

Dieses Foto war das erste, welches am 10. April am Brückweg in Seifersdorf gemacht wurde. Daraufhin schaltete sich das Landratsamt Bautzen ein.
Dieses Foto war das erste, welches am 10. April am Brückweg in Seifersdorf gemacht wurde. Daraufhin schaltete sich das Landratsamt Bautzen ein. © privat

Nach der 1. Kontrolle standen die Tiere auf einer Weide

Die erste Vor-Ort-Kontrolle des Bautzner Veterinäramtes fand am 12. April statt, zwei Tage nachdem die mutmaßlichen Missstände gemeldet wurden. Am 2. Mai antwortete die zuständige Pressestelle des Landratsamtes Bautzen auf Nachfrage von Sächsische.de, dass "der Tierhalter durch das Veterinär- und Lebensmittelberwachungsamt (LÜVA) Bautzen zeitnah weiter überprüft werde und wurde".

Am 18. April standen die Tiere auf einer grünen Weide.
Am 18. April standen die Tiere auf einer grünen Weide. © SZ

Erste Maßnahmen im Zusammenhang mit der erfolgten Feststellung im April seien durch das LÜVA getroffen und mit dem Tierhalter besprochen worden. Die Umsetzung der wichtigsten Maßnahmen sei bereits erfolgt. Die Rinder hätten zum damaligen Zeitpunkt eine Grünfläche beweiden können, Umbaumaßnahmen sowie eine gründliche Reinigung des Offenstalles seien erfolgt, so das Landratsamt.

Außerdem seien die Tiere "tierärztlich durch einen praktischen Tierarzt untersucht worden". Weitere Kontrollen würden engmaschig stattfinden, um den Fortschritt und vor allem Fortbestand der angeordneten Auflagen zu überprüfen", hieß es.

Was die "Tierrechtler" am 9. Mai beobachteten

Spaziergänger aus dem Umland, die nach eigenen Aussagen keinem Verein und keiner Organisation angehören, sich aber als "Tierrechtler" bezeichnen, wollen am 9. Mai beobachtet haben, dass zum einen das Grundstück durch Bauzäune und Planen nicht einsehbar gewesen sei, zum anderen hätten die Kühe auf kleinstem Raum neben einem schlammigen Gehege, dem ursprünglichen Gehege, gestanden.

Der Zugang zur Überdachung und dem zweiten Teil des Geheges sei durch eine Zaunerweiterung versperrt gewesen. "Die Nahrungsversorgung geschieht scheinbar nur durch das Heu, welches auf den Bildern zu sehen ist. Wasserzugang erhalten sie vermutlich in der Doppelwanne über einen Wasserschlauch im Gehege", so die Aussagen der Spaziergänger.

Sie wollen sich in diesem Monat erneut persönlich ein Bild vom Leben der sieben Rinder vor Ort machen.

So fanden die "Tierrechtler" am 9. Mai, nach eigenen Angaben, die Kühe in Seifersdorf vor.
So fanden die "Tierrechtler" am 9. Mai, nach eigenen Angaben, die Kühe in Seifersdorf vor. © privat

Landratsamt sieht Besserung der Lebensbedingungen

Die Polizei und das Veterinäramt waren dem Verdacht nachgegangen, dass die sieben Rinder nicht artgerecht gehalten wurden. Nach aktuellen Aussagen des Landratsamtes Bautzen sei am 26. Mai letztmalig eine weitere Nachkontrolle bei dem Tierhalter durchgeführt worden, teilt Pressesprecherin Sabine Rötschke mit. Dabei sei festgestellt worden, dass "die Haltungsbedingungen und der Ernährungszustand der Rinder sich weiter verbessert haben". Die Rinder stünden auf einer trockenen, gut nutzbaren Grünfläche mit ausreichend Frischfutter. "Die angrenzende Weidefläche des Nachbarn darf ab sofort zusätzlich genutzt werden", teilt Rötschke auf Anfrage mit.

Seit dem letzten Besuch des Veterinäramtes befände sich nun der Offenstall im Umbau, ein Abfluss sei defekt. "Daher wird er aktuell nicht genutzt. Die Tiere stehen nachts auf einer gut gesicherten Vorfläche des Offenstalls. Weiche Strohunterlage ist vorhanden", sagt Sabine Rötschke, die weiter erklärt: "In Vorbereitung auf die Witterungsverhältnisse im Herbst wird der Offenstall repariert oder ein Weidezelt angeschafft, spätestens bis Ende August 2023."

Ein Witterungsschutz über die Sommermonate sei durch Baumbewuchs gegeben. Der Tierhalter erhielt zudem den Hinweis, sich Hilfe oder Beratung beim Landesamt für Landwirtschaft zu holen, um seine Heuqualität zu verbessern sowie einige Tipps zur Silageherstellung zu erhalten, damit die Rinder besser über die Herbst- und Wintersaison kommen. Regelmäßige unangekündigte Kontrollen würden weiterhin stattfinden.

Bleibt zu hoffen, dass der Halter sich nun langfristig liebevoller um seine Tiere kümmert, denn wenn ihm das Recht entzogen werden sollte, Tiere zu halten, wird es für die sieben Rinder nicht besser, wie Rötschke sagt: "Nutztiere werden versteigert, vorzugsweise zur Schlachtung."

Für Haus- und Heimtiere müsse hingegen ein neuer Halter gefunden werden, zumeist erfolge die Unterbringung dann in einem Tierheim.