Radeberg. "Das Essen schmeckt!" Herbert Rossbiegalle genießt seinen Jägertopf mit Spätzle, frische Blumen stehen neben ihm auf dem Tisch. Ihm gegenüber sitzt Rolf Schenke. "Ich weiß noch, wie das hier früher ausgesehen hat. Da war hier eine Sauna drin."

Die Sauna ist schon viele Jahre geschlossen, Anfang Februar hat die neue Tagespflege des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) hier geöffnet. Herbert Rossbiegalle und Rolf Schenke sind die ersten Gäste. Und ihnen gefällt es. Der 80-jährige Schenke scherzt schon mit den Pflegerinnen - und die sind ganz begeistert vom Senior. "Sie müssen unbedingt wiederkommen!"

Ein mit Liebe zum Detail eingerichteter Ort für 15 Senioren

Pläne, in Radeberg eine Tagespflege für Senioren zu eröffnen, gab es beim ASB schon länger. "Der Bedarf ist eindeutig da", sagt Grit Klee, Leiterin der sozialen Dienste beim ASB Dresden & Kamenz. "Wir brauchten nur die richtigen Räumlichkeiten." Und die haben sie nun gefunden. Ende 2021 haben die aufwendigen Umbaumaßnahmen der ehemaligen Sauna begonnen, bauliche Verzögerungen waren der Grund, warum die Sanierung so lange gedauert hat.

Entstanden ist auf 225 Quadratmetern ein mit Liebe zum Detail eingerichteter, barrierefreier und behindertengerechter Ort für 15 Frauen und Männer. Mit vielen Grünpflanzen, geschmackvollen Tapeten und in warmen Rot- und Orangetönen gehaltenen Möbeln. Die Fenster wurden vergrößert, damit die Senioren mehr Tageslicht bekommen.

"Die Lage hier im Ärztehaus Süd bietet viele Vorteile", erklärt Klee. "So ergeben sich tolle Synergieeffekte mit dem ambulanten Pflegedienst des ASB im gleichen Gebäude, aber auch ein Arztbesuch lässt sich mit dem Aufenthalt in der Tagespflege verbinden."

Entlastung für die pflegenden Angehörigen

Rolf Schenke und Herbert Rossbiegalle wurden bereits am ersten Tag vom Fahrdienst von zu Hause abgeholt und in den Robert-Blum-Weg gebracht. Frühstück, Mittagessen, Vesper - "gegessen wird, was auf den Tisch kommt", sagt Rolf Schenke und grinst. Sowohl er als auch Herbert Rossbiegalle haben einen Pflegegrad, zu Hause kümmern sich die Ehefrauen um ihre Männer.

"Eine Tagespflege ist ein teilstationäres Angebot", erklärt Jeannette Máramarosi, die neue Leiterin der ASB-Tagespflege. "Die pflegenden Angehörigen werden so einerseits entlastet, andererseits kommen die Senioren bei uns in Kontakt mit anderen Menschen und ihr Alltag erhält eine Struktur."

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Gerade bei älteren Menschen, die alleine leben, sei Vereinsamung eine große Gefahr. "Hier bieten wir neben der pflegerischen und medizinischen Betreuung ein aktivierendes Programm, das sich auch immer individuell an den Biografien unserer Gäste orientiert." Denkbar seien Bewegungsangebote, gemeinsames Kochen und Backen, Handarbeiten, Rätseln , Singen - "und natürlich wird bei uns auch aus der Sächsischen Zeitung vorgelesen".

Die Senioren können je nach Bedarf nur an einem Tag pro Woche kommen, aber auch an allen fünf Wochentagen.

Tagespflege als Alternative zum Pflegeheim

Wer jedoch nicht ständig beim gemeinsamen Programm mitmachen möchte, dem stehen zwei Ruheräume mit gemütlichen, verstellbaren Liegesesseln zur Verfügung. Bei schönem Wetter laden eine Terrasse und eine kleine Wiese dazu ein, die Zeit gemeinsam an der frischen Luft zu verbringen. Darauf freut sich auch schon Rolf Schenke. "Ich habe auch zu Hause schon immer Tomaten angepflanzt", erzählt er. "Der erste Eindruck hier ist gut." Er wolle wiederkommen.

"Die Tagespflege ist für viele Rentner eine Alternative zum Pflegeheim. So sind sie tagsüber bei uns in der Gemeinschaft und können abends wieder zurück in ihr eigenes Zuhause und ihr eigenes Bett", sagt Máramarosi.