Baumbestattungen auf Ottendorfer Friedhof immer beliebter

Ottendorf-Okrilla. Es kann eine Eibe, eine Kiefer, aber auch eine Buche sein. Nun, auf dem Ottendorfer Friedhof ist es eine schmale, vierjährige Eiche. Und unweit davon steht noch eine kleine Linde. Und um beide Bäume herum sind im Boden Liegesteine eingesetzt worden. Versehen mit Namen und Lebensalter von Menschen, die sich zu Lebzeiten für eine Bestattungsart entschieden haben, die zunehmend im Trend liegt. Baumbestattungen.
Heike Schlichting, seit vier Jahren Friedhofsverwalterin in der Ottendorfer Kirchgemeinde, erzählt davon, dass das Interesse an dieser neuen Bestattungskultur auch in der Region, im Rödertal, immer mehr zunimmt. "Es gibt mittlerweile zahlreiche Anfragen", so die Friedhofsverwalterin.
Ein Dutzend Urnen habe man in den vergangenen Monaten rings um die Eiche eingesetzt, damit "ist diese Stelle voll belegt", erklärt sie. An der kleinen Linde habe man bisher erst zwei Urnen eingegraben. An diesem Baum, der ja eigentlich noch ein Bäumchen sei, gebe es noch einige freie Stellen für weitere Naturgräber, so Heike Schlichting, die angesichts der gestiegenen Nachfrage nach dieser naturnahen Bestattungsart davon ausgeht, dass man wohl künftig weitere Bäume auf dem Friedhofsareal der Ottendorfer Kirchgemeinde in Anspruch nehmen müsse.
Urnen müssen biologisch abbaubar sein
Auf die Idee mit der Baumbestattung hatte sie vor geraumer Zeit ein Meißner Kollege gebracht. Nach Abschluss eines umfassenden Genehmigungsverfahrens - so wird unter anderem auch geprüft, ob Beisetzungen von Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen unbedenklich für die Umwelt sind – wurden vor einigen Monaten die ersten Baumbestattungen auf dem etwas abgelegenen Teil des Ottendorfer Friedhofs durchgeführt. Seit dem vergangenen Herbst kann man auf dem Ottendorfer Friedhof seine letzte Ruhe in einem Naturgrab finden. Die Gründe für eine Baumbestattung seien vielfältig, so Heike Schlichting.
Ein wesentlicher Faktor sei sicher die Tatsache, dass man heutzutage in einer mobilen Gesellschaft lebe und viele Angehörige oft weit entfernt lebten, sich daher auch meist nicht um die Grabpflege kümmern können. Hinzu komme noch die demografische Entwicklung, die verstärke den Trend dazu. "Die Menschen werden heutzutage immer älter, da ist fraglich, ob man nach dem Tod eines Angehörigen dessen Grab noch 20 Jahre pflegen kann."
Auch die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten der Trauerfeier, etwa mit oder ohne kirchlichen Beistand, Trauerredner oder Musik seien für viele ausschlaggebend, sich für eine solche Baumbestattung zu entscheiden, so Heike Schlichting weiter.
Kosten: mehr als 2.500 Euro
Lange war ja auch die Erdbestattung in Deutschland die traditionelle Bestattungsform. Doch das Begräbnis mit Sarg und Grabstein ist seit vielen Jahren immer weniger gefragt. Stattdessen nimmt die Zahl der Einäscherungen (2019 wurden in Deutschland 75 Prozent aller Verstorbenen eingeäschert) und Urnengräber zu, auch die Zahl der Baumbestattungen wächst seit wenigen Jahren.
Die man aber nicht mit den Waldbestattungen verwechseln sollte. Denn während bei einer Baumbestattung das umliegende Areal des Baumes bepflanzt ist und auf den Urnengräbern Liegesteine eingesetzt werden dürfen, sind diese im Wald nicht gestattet. In den Bestattungswäldern gibt es auch keinen Grabschmuck oder -pflege.
Lediglich eine kleine Tafel mit den Daten des Verstorbenen kann am Baumstamm angebracht werden. Die Kosten für eine naturnahe Bestattung in Ottendorf-Okrilla: Für einen Platz unterm Baum mit zwanzigjähriger Ruhezeit bezahlt man auf dem dortigen Friedhof 2.575 Euro.
In Sachen Baumbestattung habe man, davon geht Friedhofsverwalterin Heike Schlichtung aus, "im Rödertal eine Vorreiterrolle". Das gebe es in anderen Kommunen nicht. Jedenfalls noch nicht. Gut möglich, dass sich das in den folgenden Jahren ändern wird.
Und noch etwas hat Heike Schlichting erkannt, seitdem auf dem Ottendorfer Friedhof naturnahe Bestattungen möglich sind: Baumbestattungen, so die Friedhofsverwalterin, wünschten sich vor allem Menschen, die eine besonders innige und intensive Beziehung zur Natur haben.