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Fachstelle Wolf bestätigt Kalbsriss durch Wölfe in Marsdorf

In der Nähe von Marsdorf am Rande von Dresden ist ein totes Kalb gefunden worden. Der zuständige Jäger vermutet einen Wolfsriss und die Experten der Fachstelle Wolf bestätigen das nun.

Von Siri Rokosch
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Dieses Kalb lag tot in einem Rapsfeld neben einer Weide bei Marsdorf, auf der die Mutterkühe gebären.
Dieses Kalb lag tot in einem Rapsfeld neben einer Weide bei Marsdorf, auf der die Mutterkühe gebären. © Andrzej Krysztofinski

Marsdorf. In der Nähe von Marsdorf am Rand von Dresden ist am Montagmorgen vermutlich ein neugeborenes Kalb von einem Wolf gerissen worden. Das sagt der zuständige Jäger des Reviers, Andrzej Krysztofinski, gegenüber Sächsische.de

Totes Kalb in Marsdorf von Wolf gerissen?

Das tote Kalb war am Montagmorgen bei der täglichen Kontrolle vom Rinderhalter in einem Rapsfeld gefunden worden. Zuvor muss es mit anderen Kühen in der sogenannten "Mutterkuhherde" zur Welt gekommen sein, nimmt der Jäger an. Dort stehen trächtige Kühe, die auf der Weide kalben.

Andrzej Krysztofinski geht davon aus, dass das Kalb lebte, und in das Rapsfeld gezogen wurde. Erst dort sei es getötet worden, sagt der Jäger: "Es deutet alles darauf hin, dass das Kalb lebend geboren wurde. Die Haut am Kopf war abgezogen und Blutergüsse und Hämatome wie dort zu sehen waren, entstehen nur, wenn das Herz weiter pumpt und das war hier der Fall."

Kothaufen mit Haaren und Knochenstück in Nähe gefunden

Füchse und Hunde schließt Krysztofinski aus, denn "in diesem Fall bleiben die Kadaver auf der Weide und werden nicht weggeschleppt". Das Kalb wiege zwischen 30 und 40 Kilogramm und könne weder von einem Hund noch von einem Fuchs geschleppt werden, zudem sei dies ein ungewöhnliches Verhalten für Hunde, gibt Krysztofinski an.

Zusätzlich sei rund 20 Meter entfernt von der Stelle, wo das Kalb lag, ein Kothaufen gefunden worden, in welchem Haare und ein Knochenstück zu sehen gewesen seien. "Das ist typisch für Wölfe", erklärt der Jäger, auch wenn nicht bekannt sei, ob es sich bei dem Haufen wirklich um den eines Wolfes handelt.

Die DNA-Proben des toten Kalbes sollen jetzt untersucht werden. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass das Tier durch einen Wolf gerissen wurde, gebe es bislang nicht, betont Andrzej Krysztofinski.

Fachstelle Wolf bestätigt Wolfsriss

Auch bei der Fachstelle Wolf des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie seien die Informationen zu diesem Schadensfall angekommen, sagte Karin Bernhardt von der Pressestelle am Montag: "Unsere Fachstelle Wolf wurde heute Morgen (16. Mai 2023) gegen 8.15 Uhr über einen Schadensfall mit einem toten Kalb in Dresden Ortsteil Marsdorf informiert und hat noch am Vormittag die Rissbegutachtung durchgeführt."

Demnach habe es sich um eine Rinderherde mit circa 80 Mutterkühen und Kälbern auf einer Weide im Offenland gehandelt. Die Koppel sei mit einem Elektrozaun umgeben, so Bernhardt. "Die Herde war aus der eigentlichen Koppel ausgebrochen und stand am Morgen im zweiten Teil der Weidefläche auf einer angrenzenden Teilkoppel. Auf den Schadensfall aufmerksam wurde der Tierhalter durch die suchende Mutterkuh", sagt sie.

Vorgefunden wurde vom Rissgutachter ein totes Kälbchen. "Die Verletzungs-und Rissmerkmale lassen die Bewertung zu, dass der Wolf mit hinreichender Sicherheit der Verursacher des Schadens ist", sagt Karin Bernhardt.

Wie viele Wölfe derzeit rund um Marsdorf leben, kann der zuständige Jäger nicht genau sagen. Die Rudel würden Flächen mit einer Größe zwischen 250 und 300 Quadratkilometern bewohnen und zögen innerhalb dieses Gebietes umher. Heute seien sie hier und morgen dort, so Krysztofinski. Die letzten Wolfsrisse an Hausschafen gab es im Bereich Marsdorf nach seiner Auskunft im vergangenen Herbst, drei Tiere waren gestorben.

Transparenzhinweis: In einer ersten Version dieses Textes hatten wir geschrieben, dass dies der erste Fall einer Kalbstötung durch den Wolf in Sachsen gewesen sei. Auf Nachfrage teilt die Fachstelle Wolf nun mit, dass "laut Schadensstatistik 2021 13 vermeintliche Wolfsübergriffe auf Kälber in Sachsen gemeldet wurden". In drei Fällen (Torgau, Großenhain und Halbendorf) konnte der Wolf mit hinreichender Sicherheit als Verursacher bestätigt werden. Nach Auskunft der Fachstelle Wolf haben wir die Angaben im Text korrigiert. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.