Radeberg lässt Solaranlagen auf allen Hausdächern zu

Radeberg. Spätestens nach dem Preisschock zu Beginn des Jahres stellt sich jeder die Frage: Wie kann ich meine Stromkosten senken? Für Hausbesitzer bietet sich vor allem eine Möglichkeit an. Eine Fotovoltaikanlage auf das Dach zu installieren. Wer in Radeberg in einer Einfamilienhaussiedlung am Rande der Stadt wohnte, hatte bisher Glück. Dort war eine Genehmigung oft ohne Probleme möglich. Anders in der Innenstadt.
Hier gelten in vielen Gebieten sogenannte Erhaltungssatzungen. Darin ist festgeschrieben, dass Fotovoltaikanlagen auf einsehbaren Dächern nicht installiert werden dürfen. Für viele Hausbesitzer gab es also keine Chance, hier etwas für die Umwelt und für den eigenen Geldbeutel zu tun.
"Das ist nicht mehr zeitgemäß"
Das ist nicht mehr zeitgemäß, sagte sich eine Radeberger Familie und telefonierte erst mit der Stadtverwaltung und schrieb dann einen langen Brief. „Der politische Wille unserer Regierung ist es, fossile Brennstoffe einzusparen und saubere Energie zu nutzen. Aus umweltpolitischer Sicht ist es sehr vernünftig und zukünftig die einzige Lösung in der Energiewende“, heißt es darin. Die jährliche Einsparung von Kohlendioxid würde durch die Solaranlage rund 2.600 Kilogramm pro Jahr bedeuten, so die Familie, die ihr Wohnhaus in der Eigenheimsiedlung am Schillerplatz in Radeberg hat.
Auch dort gilt eine Erhaltungssatzung. In dem Schreiben weist die Familie darauf hin, dass durch die Verankerung des Umweltschutzes im Grundgesetz dieser Vorrang gegenüber dem Denkmalschutz hat. Solarmodule würden sich auch gut in das Stadtbild einfügen. Die Familie bat um einen positiven Bescheid.
Die Stadträte im Technischen Ausschuss standen vor einem Dilemma: Die vom Stadtrat verabschiedeten Satzungen verbieten die Solaranlagen. Andererseits haben sich Bundes- und Landesregierung für einen massiven Ausbau der Fotovoltaik ausgesprochen. Wenn für diese Familie eine Ausnahme von der Satzung erlaubt wird, würde gegen die Gleichbehandlung verstoßen.
Zustimmung aus allen Fraktionen
Es musste eine Grundsatzentscheidung her. Diese ist jetzt einstimmig ausgefallen: Alle Stadträte im Technischen Ausschuss sprachen sich dafür aus, Solarpaneele auch auf Hausdächern in der Innenstadt zuzulassen.
Aus Sicht von Stadtrat und Architekt Detlev Dauphin (Freie Wähler) ist das ein zeitgemäßes Votum. „Wir können uns in dem Punkt nicht verschließen. Fotovoltaik trägt zum Gelingen der Energiewende bei. Ich bin froh, dass die Entscheidung so einstimmig gefallen ist“, sagt er. Es sei gut, dass im Sinne der Bewohner entschieden wurde. „Es soll ja nicht darauf hinauslaufen, dass die Anlagen ohne Genehmigung auf die Dächer montiert werden.“
Entscheidung gilt für alle Gebiete in Radeberg
Frank Höhme, Fraktionsvorsitzender von SPD/Grüne/Linke im Radeberger Stadtrat, hat im Technischen Ausschuss ebenfalls dafür gestimmt. „Das ist die richtige Weichenstellung. Die Stadtverwaltung hat auch sehr gut mit uns Stadträten zusammengearbeitet.“
Stadtsprecher Marco Wagner hebt die breite Zustimmung aus allen Fraktionen hervor. „Dieser Konsens ist gut für die Stadt.“ Ausdrücklich weist er noch einmal darauf hin, dass diese Grundsatzentscheidung für alle Erhaltungssatzungsgebiete der Stadt Radeberg gilt.