Radeberg
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Rettungsschwimmer fürs Rödertal dringend gesucht

Im Rödertal suchen Gemeinden teils seit einem Jahr Rettungsschwimmer. Betroffen sind das Masseneibad, das Radeberger Stadtbad und sogar Bäder in Dresden.

Von Siri Rokosch
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Schwimmlehrer Frank Lunze (53) im Sommer beim Schwimmunterricht für Vorschulkinder. Dies ist eines der Highlights für den Schwimmmeister in Wachau.
Schwimmlehrer Frank Lunze (53) im Sommer beim Schwimmunterricht für Vorschulkinder. Dies ist eines der Highlights für den Schwimmmeister in Wachau. © René Meinig

Rödertal. "!!! Dringend gesucht !!!", ließt man auf der Startseite des Masseneibades in Großröhrsdorf. Die Stadtverwaltung teilt mit, dass seit über einem Jahr ein sogenannter "Fachangestellter für Bäderbetriebe" gesucht werde - bisher erfolglos. Anja Kurze erklärt: "Wenn wir niemanden finden, müssen wir mit Rettungsschwimmern zurechtkommen." Diese werden für das Masseneibad ebenfalls gesucht. "Es wäre schade, wenn die Freibäder zubleiben müssten", so die Pressesprecherin.

Ähnlich sieht die Situation beim Stadtbad Radeberg aus. Wie Geschäftsführer Michael Weber sagt, werde für den Sommer noch ein zweiter Schwimmmeister gesucht. "In Bezug auf haupt- und nebenberufliche Rettungsschwimmer sowie Ehrenamtler sind wir aber sehr gut aufgestellt", betont er.

In Ottendorf-Okrilla suchte die Gemeindeverwaltung ebenfalls seit über einem Jahr nach einem Schwimmmeister. Nun sei ein Kandidat eigenständig angesprochen worden und soll die nötige Ausbildung erhalten, erklärt Bürgermeister Rico Pfeiffer (parteilos).

Im Freibad Wachau arbeiten Frank Lunze und Uwe Leuthold auch im Winter. Sie sind das gesamte Jahr lang bei der Gemeinde fest angestellt.
Im Freibad Wachau arbeiten Frank Lunze und Uwe Leuthold auch im Winter. Sie sind das gesamte Jahr lang bei der Gemeinde fest angestellt. © SZ/Siri Rokosch

In Wachau sieht es hingegen rosig aus. Die Gemeinde leistet sich ein eigenes Freibad, ohne Verein, und setzt auf einen Schwimmmeister sowie einen Rettungsschwimmer. Beide wollen bleiben und das hat einen Grund.

Von Saisonkräften zu unbefristeten Arbeitsverträgen

Das Freibad Wachau setzt auf Natürlichkeit. Das Becken wird durch einen Frischwasserzulauf eines Baches und mit Quellwasser gespeist - Edelstahlbecken sind hier nicht vorhanden und würden auch künftig im Falle einer umfangreichen Sanierung nicht in Frage kommen, sagt Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU), welcher sich derzeit um geeignete Fördermittel für eine Modernisierung des Naturbades kümmert.

Für Rettungsschwimmer Uwe Leuthold und seinen Kollegen, Schwimmmeister Frank Lunze, ist das aber nicht der Hauptgrund, für die Gemeinde zu arbeiten. "Wir sind beide festangestellt, unbefristet", sagen sie.

Im Sommer würden beiden so viele Überstunden anhäufen, dass sie fast den gesamten Winter über abfeiern könnten. Im Winter seien sie für die Gemeinde beim Bauhof beschäftigt, dort im Winterdienst tätig und würden sich zudem um den Baumschnitt kümmern, um Straßen abzusichern.

Auch kleinere Arbeiten im Freibad stünden in der Winterzeit auf der Tagesordnung. So werden im Wachauer Freibad unter anderem das Sanitärhäuschen saniert, das Dach des Kassenhäuschens neu gedeckt, der obere Bereich des Schwimmbeckenrandes am Sprungturm auf einer Höhe von 30 Zentimetern vollständig erneuert und das Flachwasserbecken mit einer Folie ausgestattet. Zudem sind bereits die Fußbecken verschwunden. Dort stand im letzten Sommer noch Wasser, damit sich die Badegäste die Füße waschen konnten, bevor sie ins Wasser springen. "Dort sind nun Steinfliesen gelegt worden, weil die Kinder reihenweise hinfielen. Es war klitschig und unhygienisch. Wegen der Sicherheit und der Keimbelastung haben wir alle Fußreinigungsbecken beseitigt", sagt Schwimmmeister Frank Lunze.

Im Freibad Wachau soll im Frühling das Flachwasserbecken saniert und mit einer Folie ausgekleidet werden.
Im Freibad Wachau soll im Frühling das Flachwasserbecken saniert und mit einer Folie ausgekleidet werden. © Foto: SZ/Siri Rokosch

Auch das Masseneibad in Großröhrsdorf bietet dem neuen Schwimmmeister eine Festanstellung das ganze Jahr über - unbefristet.

Und genau hier sieht Frank Lunze aus Wachau auch das größte Potenzial. Er hat seinen Rettungsschwimmer bereits 1986 abgelegt, seit 2008 ist er Fachangestellter für Bäderbetriebe. Viele Kollegen hätten dem Job den Rücken gekehrt, weil zum einen die Landesschwimmmeister-Schule in Breitenbrunn im letzten Jahr geschlossen wurde, zum anderen weil viele nur in der Sommersaison eingestellt wurden und im Winter keine Arbeit hatten.

Michael Weber vom Radeberger Stadtbad denkt ebenfalls um und sagt: "Einerseits sind Schwimmmeister sehr gefragt, zum anderen konnten wir bisher nur eine saisonale Tätigkeit anbieten. Wir sind aber optimistisch, diesbezüglich eine Lösung gefunden zu haben", deutet er an. Spruchreif sei diese Lösung aber im Moment noch nicht.

Ziel sei es aber auch in Radeberg, "dass unser Team im Stadtbad langfristig zusammenarbeitet und nicht immer wieder saisonal gesucht werden muss", so Weber.
Alle Mitarbeiter des Freibades sind hier grundsätzlich im Stadtbad Radeberg e. V. angestellt. Der Verein betreibt das Freibad seit 1998 in Eigenregie.

Ausbildung in Dresden möglich - auch dort mangelt es an Rettungsschwimmern

Die nächstmögliche Ausbildungsmöglichkeit zum Fachangestellten für Bäderbetriebe für Menschen, die im Rödertal leben, ist Dresden. Bei der Dresdner Bäder GmbH können Jugendliche mit Realschulabschluss in einer dreijährigen Ausbildung den Beruf erlernen, teilt Pressesprecher Lars Kühl mit. Es sei jedes Jahr ein "großer Kampf", so Kühl, genügend Personal für die Sommermonate zu finden. Aktuell werden 35 bis 40 Saisonkräfte in den Bereichen Rettungsschwimmer, Platzwart und Kassenbetreuung gesucht. Diese stünden aber in den Dresdner Freibädern nie allein dar. "Es ist immer auch ein Fachangestellter für Bäderbetriebe vor Ort", betont Kühn.

In Arnsdorf und Ottendorf-Okrilla sowie natürlich in Wachau ist die kommende Saison abgesichert. Schwimmmeister Frank Lunze betont aber: "Bei der Arbeit muss immer der Blick auf das Becken gerichtet sein. Nur in der Badehose am Beckenrand sitzen, das ist nicht Inhalt des Jobs." Den Rettungsschwimmer könne man auch beim DLRG ablegen. Die Prüfung muss dort aller zwei Jahre erneuert werden.