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Sächsisches Krankenhaus Arnsdorf wieder im Normalbetrieb

Für Patienten des Arnsdorfer Krankenhaus sind nahezu alle Corona-Beschränkungen weggefallen. Dennoch scheuen sich offenbar Menschen, Tagesklinik und stationäre Hilfe wieder anzunehmen.

Von Siri Rokosch
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Stephanie Ost, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, leitet in Arnsdorf die Ambulanz und gleichzeitig die Tagesklinik in Kamenz.
Stephanie Ost, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, leitet in Arnsdorf die Ambulanz und gleichzeitig die Tagesklinik in Kamenz. © Marion Doering

Arnsdorf. Nach dem Ende aller coronabedingten Einschränkungen will das Sächsische Krankenhaus Arnsdorf Patienten ermutigen, wieder stationäre Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Alle Bereiche, darunter die Neurologie, die Psychiatrie und die Kinder-und Jugendpsychiatrie, würden wieder vollumfänglich bereit stehen, heißt es vom Krankenhaus.

Allerdings scheinen viele Menschen noch zu zögern oder Behandlungen auschieben zu wollen, vermutet Oberärztin Stephanie Ost, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Sie leitet in Arnsdorf die Ambulanz und gleichzeitig die Tagesklinik in Kamenz. Krankenhausaufenthalte würden, wie während der Coronazeit, vermieden. "Aber das heilt ja die Krankheit nicht", sagt die Medizinerin. Im Gespräch mit Sächsische.de erklärt sie, wie der Krankenhausalltag nach Corona aussieht.

Frau Dr. Ost, alle Beschränkungen sind nun aufgehoben worden. Was heißt das für die Patienten?

Bei uns ist wieder alles möglich. Nahezu alle Beschränkungen sind gefallen. Es gibt keine Test- und Maskenpflicht mehr für Personal und Patienten. Nur Besucher müssen bis zum 7. April noch FFP2-Masken tragen, dann fällt auch das weg. In verbliebenen "Restbereichen" der Ambulanz müssen die Patienten ebenfalls noch drei Wochen Masken tragen, wie in den Arztpraxen ja auch. Danach fällt auch das weg.

Unser Haus ist zwar nicht leer, aber wir haben Kapazitäten. Ich bemerke in meiner ambulanten Praxis, dass sich viele Patienten noch nicht wieder getrauen, unsere Tageskliniken hier und in Kamenz in Anspruch zu nehmen oder die stationäre Behandlung zu nutzen. Aber Corona als Krankheit spielt keine Rolle mehr bei uns.

Woran könnte das liegen?

Während der Pandemie hatten wir teilweise eingeschränkten Betrieb. Das betraf einzelne Stationen, wo kranke oder positiv getestete Patienten keinen Besuch mehr empfangen und das Zimmer nicht mehr verlassen durften. Das war natürlich schwierig für die Patienten. Wenn in einer Station Coronapatienten waren, konnten wir keine neuen Patienten in dieser Station aufnehmen und auch Ärzte rieten teilweise von einem stationären Aufenthalt ab. Aber auch die Patienten selbst hatten Bedenken, ins Krankenhaus zu gehen. Sie blieben selbst mit schweren psychischen Erkrankungen zu Hause.

In der ersten Welle war die Ambulanz ganz geschlossen. Es gab für die Menschen damals kaum einen Zugang zu Behandlungen.

Zudem musste immer ein tagesaktueller Test vorgelegt werden, wenn dieser positiv war, musste der Aufenthalt wieder verschoben werden. Ich glaube, es bestehen seitens der Patienten auch Bedenken, ob es noch Beschränkungen gibt. Das wird von vielen wohl noch nicht wahrgenommen, dass bei uns alles wieder ganz normal abläuft.

Ich behandle viele Menschen ja ambulant und deshalb weiß ich, dass einige eher eine stationäre Behandlung bräuchten.

Gab es durch Corona mehr psychische Erkrankungen?

Die Wissenschaft und auch die Statistiken sagen klar nein, es gab keine Zunahme, aber meine persönlichen Erfahrungen zeigen, dass Menschen, die bislang zwar gesund, aber immer schon etwas ängstlich waren, eine Verschlechterung der Symptome zeigen. Diese Patienten zogen sich während der Coronapandemie immer mehr von Menschen und Plätzen, auf denen sich viele Leute aufhalten, zurück.

Als die Gastronomie schließen musste oder die Angestellten in Kurzarbeit versetzt wurden, kamen viele Patienten zu mir, die vorher noch nie eine psychische Erkrankung hatten. Sie haben immer gearbeitet, oft sehr lange, bis in die Nächte hinein, und nun hatten sie ganz plötzlich keine Aufgabe mehr und saßen zu Hause. Damit konnten viele nicht umgehen. Sie kamen mit depressiven Symptomen zu uns. Viele haben inzwischen umgeschult auf andere Berufe, und alle, die ich behandelt habe, sind wieder gesund oder auf dem Weg der Besserung.

Wurden in der Coronazeit Neuerungen im Klinikablauf eingeführt?

Ja, wir haben in der Zeit das Belegungsmanagement organisatorisch weiterentwickelt, sodass die Aufnahme für die Patienten und die Zuweisung für die Haus- und Fachärzte jetzt nochmal deutlich einfacher ist. Im Belegungsmanagement kümmern sich die Kolleginnen um die Patienten, die mit Einweisungsschein ihres ambulanten Facharztes oder Hausarztes zu uns kommen. Sie erklären den Patienten alles und vereinbaren Plätze in den Tageskliniken sowie stationär. Es wird erklärt, in welche Station sie kommen, und es sind auch kurzfristige Termine bei Dringlichkeit möglich.

Wir haben zudem vielfältige Behandlungsbereiche wie Ergotherapie (z.B. Holz- und Buchwerkstatt), Physiotherapie, Kunst- und Musiktherapien, eine tiergestützte Therapie, Sporttherapie und Entspannungstherapien, um nur einige zu nennen. Hier entwickeln wir uns stetig weiter.

Seit 2020 ist auch der Neubau mit fünf Stationen und mit mehr Patientenzimmern, und vor allem Einzelzimmern, in Betrieb. Allerdings muss ich dazu sagen, auch wenn diese Einzelzimmer sehr beliebt sind, für viele Patienten ist es von Vorteil, wenn sie die sozialen Kontakte gleich im Mehrbettzimmer üben können. Bei uns gibt es Einzel-, Zweibett- und wenige Dreibettzimmer.

Die durchschnittliche Verweildauer im Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf liegt bei drei bis vier Wochen. Die Tageskliniken in Arnsdorf und Kamenz verfügten über insgesamt knapp 60 Betten. Dort gehen die Patienten morgens hin und kehren am Nachmittag ins häusliche Umfeld zurück.

Im stationären Bereich der Erwachsenenbehandlung stehen rund 185 Betten zur Verfügung. Stephanie Ost betont, Patienten sollten keine Ängste haben und sich melden, wenn sie Hilfe benötigen.