Radeberg
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Der Radeberger Tisch hat ein Schimmelproblem

Der Radeberger Tisch und die Kleiderkammer sind in einem städtischen Gebäude in der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße untergebracht. Dort schimmelt es immer wieder. Und das sind nicht die einzigen Sorgen.

Von Verena Belzer
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Der Radeberger Tisch und die Kleiderkammer sind im selben Gebäude untergebracht. Mirko Grätz und Birgit Barth kümmern sich um Bedürftige, die auf Lebensmittel- oder Kleiderspenden angewiesen sind.
Der Radeberger Tisch und die Kleiderkammer sind im selben Gebäude untergebracht. Mirko Grätz und Birgit Barth kümmern sich um Bedürftige, die auf Lebensmittel- oder Kleiderspenden angewiesen sind. © Marion Doering

Radeberg. Der Radeberger Tisch hat kein einfaches Jahr hinter sich: Während die Lebensmittelspenden wegen der Energiekrise und den damit verbundenen Preissteigerungen immer weniger wurden, kamen gleichzeitig immer mehr Kunden zum Tisch, um sich mit dem Nötigsten einzudecken. Ausgerechnet jetzt gibt es Probleme mit dem Gebäude, in dem der Tisch untergebracht ist.

Etwa 350 Frauen und Männer versorgen Mirko Grätz und sein Team vom Radeberger Tisch regelmäßig - Ukrainer, Flüchtlinge, Geringverdiener, aber auch zunehmend Rentner, deren Bezüge nicht ausreichen, um sich Einkäufe im Supermarkt zu leisten. Ähnliches berichtet auch Birgit Barth, die für die Kleiderkammer ein Stockwerk über dem Tisch verantwortlich ist. Auch zu ihr kommen immer mehr bedürftige Menschen auf der Suche nach Kleidung, Bettzeug, Schuhen oder Haushaltsartikeln. Beide Einrichtungen sind in einem Gebäude der Stadt Radeberg untergebracht, das sich in keinem guten Zustand befindet.

Die Essensausgabe ist nicht gefährdet

Erst kürzlich entdeckte das 16-köpfige Team um Mirko Grätz erneut Schimmelbefall - besonders massiv in den Kellerräumen, in denen der Tisch Obst- und Gemüsespenden lagert. In einer Hauruck-Aktion an einem Wochenende kümmerte sich das gesamte Team um die Beseitigung des Schimmels und überstrich die entsprechenden Stellen, damit der Pilz sich nicht noch weiter ausbreitet. "Wir hatten auch einen professionellen Helfer, der uns beim Beseitigen des Befalls geholfen hat", berichtet Grätz.

In dem städtischen Gebäude in der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße kommt es immer mal wieder zu Schimmelbefall - mittlerweile hat das Team um Mirko Grätz die entsprechenden Stellen beseitigt.
In dem städtischen Gebäude in der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße kommt es immer mal wieder zu Schimmelbefall - mittlerweile hat das Team um Mirko Grätz die entsprechenden Stellen beseitigt. © Marion Doering

Nachdem auch die Stadt und die für das Gebäude verantwortliche Wohnbau GmbH vor Ort waren, um sich den Schaden anzuschauen, sollen die Räumlichkeiten nun sobald wie möglich getrocknet werden. "Der Hausverwalter war vor Ort", berichtet Radebergs Pressesprecher Michael Weber. "In den Kellerräumen hat sich Feuchtigkeit gebildet, was in der Vergangenheit bereits vorkam. Nun jedoch in einem größeren Umfang."

Michael Weber weist auch darauf hin, dass die Essensausgabe des Radeberger Tischs "definitiv nicht" gefährdet sei. "Der Stadt Radeberg ist bewusst, dass der Sanierungszustand des Hauses nicht optimal ist, jedoch informiert uns der zuständige Verwalter im Bedarfsfall entsprechend über konkrete Probleme oder allgemein notwendige Instandhaltungsmaßnahmen", sagt Weber. "Sollten die ergriffenen Maßnahmen keine oder nur kurzfristig Wirkung zeigen, müsste über weitere Maßnahmen beraten werden."

Im Frühling werden die Räume getrocknet

Im Frühjahr sollen die Räumen nun professionell getrocknet werden, berichtet Mirko Grätz. Früher sei das nicht möglich. Und eines ist ihm besonders wichtig zu betonen: "Die Essensausgabe ist gesichert. Denn wenn wir solche Arbeiten wie kürzlich die Schimmelbeseitigung vornehmen, dann immer am Wochenende. Da fangen wir am Freitagnachmittag an und arbeiten bis Sonntagabend."

Der Mietvertrag zwischen Tisch und Stadt sieht so aus, dass der Tisch kleinere Schäden am Gebäude selbst beseitigen muss, bei größeren springt die Wohnbau ein. "Ich will mich da auch nicht beschweren", sagt Mirko Grätz. "Wenn etwas war, dann wurde uns auch geholfen. Zum Beispiel wenn mal die Toilette kaputt war."

Stadtsprecher Michael Weber teilt mit, dass die Wohnbau GmbH im Auftrag der Stadt entsprechende Materialien zur Schimmelbeseitigung besorgen kann, wenn etwas nicht ausreicht oder sonstige Kosten entstehen.

Radeberger Tisch hofft auf weitere Spenden

Mirko Grätz weiß, dass es in Radeberg quasi unmöglich ist, eine andere passende Immobilie zu finden, in der sowohl der Tisch als auch die Kleiderkammer unterkommen können. "Da reden wir dann von Mietkosten in Höhen, die wir nicht stemmen können." Er habe jetzt schon höhere Nebenkosten als früher - einerseits weil der Sprit teurer ist, andererseits weil seine Mitarbeiter deutlich weitere Wege zurücklegen müssen, um überhaupt an Lebensmittelspenden zu kommen.

Auch wenn das Schimmelproblem nun bis auf Weiteres gelöst ist - richtig glücklich ist Mirko Grätz nicht. Während er früher so viele Spenden bekommen hat, dass er zum Beispiel Brot einfrosten musste, sieht die Lage momentan eher mau aus. "Es könnte immer mehr sein", sagt er. "Gerade von den großen ansässigen Firmen kommt leider nichts. Noch nicht einmal eine Antwort auf meine Briefe."

In jüngster Zeit musste Mirko Grätz auch immer wieder Kunden abweisen, manchmal sogar bis zu 20 am Tag - es war einfach nicht genug für alle da.

Wer Lebensmittel spenden will, kann sich unter der Nummer 03528/4878728 an den Radeberger Tisch wenden oder sie einfach zu den regulären Öffnungszeiten in der Dr.-Rudolf-Friedrich-Str. 24 abgeben: Dienstag von 9 bis 13 Uhr, Mittwoch von 9 bis 14 Uhr, Donnerstag von 9 bis 14 Uhr, Freitag von 9 bis 17 Uhr.