Ottendorf-Okrilla. Ottendorfs Bürgermeister Rico Pfeiffer (parteilos) wird am Samstag, 10. Juni, in eine besondere Rolle schlüpfen: Als Auktionator der Fundsachen-Versteigerung wird er durch die Veranstaltung führen. Sein Job: Den Besuchern die zu versteigernden Gegenstände schmackhaft zu machen. Dabei müsse man, so Pfeiffer, "die Leute auch ein wenig unterhalten". Kann er.
So darf man gespannt sein, was sich Ottendorfs Bürgermeister einfallen lässt, um die Fundsachen, die sich in den vergangenen Jahren im örtlichen Fundbüro angesammelt haben, an den Mann oder die Frau zu bringen.
Damenhandtasche, Kettensäge und etliche Räder
Es kommt eine Menge unter den Hammer, denn es hat sich etliches im Fundbüro angesammelt. Was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass die letzte Versteigerung des örtlichen Fundbüros ein Weilchen zurückliegt: 2018 war das.
Bei der diesjährigen Veranstaltung werden unter anderem versteigert: Eine Damenhandtasche nebst Inhalt, eine Kettensäge, ein Motorroller sowie ein Motorrad und vor allem eine Menge Drahtesel. So viele wie noch nie in Ottendorf. Rund 30 sind es. Mountainbikes, Damen-, Herren- und Kinderräder. Räder, die man in den vergangenen fünf Jahren in der Gemeinde fand oder die von der Polizei abgeliefert wurden.
Untergebracht sind die herrenlosen Drahtesel in einer Garage, die mittlerweile aus allen Nähten platzt. Man habe da bereits einige Fahrräder anderweitig deponieren müssen, erfährt man von Petra Wehnert, die für das gemeindliche Fundbüro zuständig ist. Etliche Zweiräder sind wahre Schmuckstücke. Fahrtüchtig sind sie alle.
198 Fahrraddiebstähle im Rödertal im vergangenen Jahr
Angesichts der vielen Räder in Ottendorf-Okrilla stellt sich auch die Frage, wie es in den Fundbüros von Radeberg und Arnsdorf aussieht. Lysann Bräuer erzählt, dass sie gestaunt habe, als sie jüngst von der Ottendorfer Versteigerung erfuhr. So viele Räder wie in Ottendorf seien im Arnsdorfer Fundbüro noch nie registriert worden, erklärt sie. In Arnsdorf seien es jährlich höchstens vier oder fünf Räder, die abgegeben würden.
Und in Radeberg? Sind es ein paar Räder mehr. Zwischen 20 und 25 pro Jahr, berichtet Sarah Günther, Pressesprecherin der Stadtverwaltung.
Nach Angaben der Görlitzer Polizeidirektion wurden im Rödertal im vergangenen Jahr 198 Fahrräder gestohlen. Die meisten in Radeberg (102), die wenigsten in Wachau (6). In Ottendorf-Okrilla wurden 75 Räder geklaut, in Arnsdorf 15.
Räder tauchen oft irgendwo in der Region auf
Angesichts der optisch noch recht ansehnlichen Fahrräder des Ottendorfer Fundbüros fragt man sich, warum die von ihren Besitzern nicht abgeholt wurden. Schließlich muss man heutzutage für ein gutes Mountainbike oder ein Markenfahrrad im Schnitt zwischen 800 und 1000 Euro berappen. Nun, so verwunderlich sei das eigentlich nicht, erfährt man in der Ottendorfer Gemeindeverwaltung.
Wenn ein Fahrrad beispielsweise in Radeberg gestohlen worden sei, erkundige man sich natürlich zuerst im dortigen Fundbüro, ob das vermisste Stück da gelandet ist. Häufig komme es jedoch vor, das Diebe Räder klauten, um mit ihnen irgendwohin zu fahren. Heißt: Wenn überhaupt, tauchen Räder dann irgendwo in der Region wieder auf.
Nach der Versteigerung dürfte jedenfalls wieder Platz in der Ottendorfer Fundbüro-Garage sein. Bei früheren Veranstaltungen seien immer alle Fahrräder weggegangen, erzählt Petra Wehnert. Wer also ein Rad-Schnäppchen machen will, sollte sich den 10. Juni vormerken, wenn im Ottendorfer Bauhof (Dresdner Straße 55) ab 15 Uhr die Fundsachenversteigerung über die Bühne gehen wird.
Fundbüros gibt es bei Kommunen oder Verkehrsanlagen wie Bahnhöfen oder Flughäfen.
Finder sind nach dem deutschen Fundrecht berechtigt, Funde bei den entsprechenden Stellen der Stadtverwaltung (meist das städtische Ordnungsamt/Fundbüro) oder der Polizei abzugeben.
Das Fundbüro ist laut Gesetz verpflichtet, Fundsachen mindestens vier Wochen bis längstens sechs Monate lang aufzubewahren. Ausnahmen sind verderbliche Güter oder solche, deren Aufbewahrung mit erheblichen Kosten verbunden sind. Wenn sich der Verlierer nicht innerhalb von sechs Monaten meldet, hat der Finder Anspruch auf den gefundenen Gegenstand. Wird dieses Recht nicht wahrgenommen, wird die Kommune Eigentümerin der Sachen. Fundsachen werden durch das Fundbüro öffentlich versteigert. In der Regel geschieht dies ein bis zwei Mal im Jahr.
Die Einnahmen der Versteigerung fließen in den Haushalt der Gemeinde.