Höhere Essenspreise in Kitas und Schulen im Rödertal

Rödertal. Auf steigende Lebensmittel- und Benzinpreise reagieren nun auch viele Essensanbieter im Landkreis Bautzen. Eltern mit Kita- und Schulkindern müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Wie tief, kommt auf den Essensanbieter an.
Der Bürgermeister von Ottendorf-Okrilla, Rico Pfeiffer (parteilos), bedauert diesen Schritt sehr. "Leider ist der Sachverhalt bei uns auch sehr präsent und ja, leider wird es aufgrund der Umstände auch Preisanpassungen geben."
Nach einer entsprechenden Mitteilung des Ottendorfer Essensanbieters waren der Elternrat der Kindergärten und Horte in die Gemeinde eingeladen und über die Preissteigerungen unterrichtet worden, erklärt Pfeiffer: "Dies stieß natürlich bei den Eltern auf wenig Verständnis, aber letztlich bietet sich keine Alternative. Dabei wurde auch die Rechtsgrundlage, der Vertrag mit unserem Anbieter, geprüft und ausgewertet."
Höhere Essenskosten in Radeberg und Ottendorf
An den kommunalen Kitas der Gemeinde Ottendorf-Okrilla erhöht sich der Preis für ein Mittagessen von 3,10 Euro auf 3,79 Euro inklusive der Servicepauschale. An den Grundschulen erhöhen sich die Preise für das Mittagessen von 3,20 Euro auf 3,92 Euro inklusive Servicepauschale. Diese Preisänderung werde sich ab dem 01.September auf die Ottendorfer Eltern auswirken.
Als Gründe dafür habe der externe Essensanbieter die gestiegenen Preise für Transport, Energie und Wärme angeführt. Außerdem seien Preiserhöhungen bei Lebensmitteln sowie die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro genannt worden, so der Bürgermeister.
In Arnsdorf können die Eltern von Kindergarten- und Schulkindern noch ein wenig Geld sparen, denn hier wird (noch) nicht an der Preisschraube gedreht. Der Essensversorger an der Grundschule, die "Flinke Pfanne", will bis auf Weiteres die Preise nicht erhöhen.
Dort würden bereits Löhne zwischen 11 und 14 Euro gezahlt und "durch den guten Zuspruch bei den Kunden haben wir ein stetiges Wachstum und können so einiges noch abfangen", teilt die Flinke Pfanne mit. Allerdings könne auch dort nicht in die Zukunft geschaut werden, was die Preisentwicklung betrifft. Zu 100 Prozent könne also eine Preissteigerung nicht ausgeschlossen werden.
Die Flinke Pfanne versorgt neben der Grundschule in Arnsdorf unter anderem auch zwei Kitas in Großröhrsdorf.
In Radeberg wird der Essenspreis für Eltern, deren Kinder in die Grundschule Süd gehen, ab dem 1. Oktober erhöht. Wie Sandra Müller vom Essensanbieter "La Ola Zentralküche" aus Pulsnitz auf Anfrage sagt, werde das Mittagessen dann statt bisher 2,80 Euro drei Euro kosten. "Hinzu kommt dann noch die Servicepauschale, die von einem Extraanbieter und nicht von uns erhoben wird", erklärt Müller. Als Grund für die Preiserhöhung wird hier der gestiegene Mindestlohn genannt.
Ob auch in der Radeberger Kita "Max und Moritz" das Mittagessen teurer wird, wollte der Essenslieferer, die Cafeteria "Zum Pauker", nicht mitteilen.
In der Gemeinde Wachau seien von der Preiserhöhung alle vier Kitas und die beiden Grundschulen betroffen, erklärt Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) auf Anfrage von Sächsische.de: "Leider erhöhen alle Essensanbieter die Kosten für das Mittagessen - und das um bis zu 1,50 Euro pro Mahlzeit."
Preisanpassungen seien in diesem Jahr bereits zweimal erfolgt. "Als Erstes zum 1.Januar bezüglich der Erhöhung des Mindestlohns und zum Zweiten aufgrund der allgemeinen Preissteigerung und der Inflation in allen Bereichen", erklärt die Amtsleiterin der Gemeinde Wachau, Ramona Ernst. Die Preissteigerungen lägen pro Portion gegenüber den Preisen von 2021 zwischen 1,05 Euro und 1,47 Euro, führt sie auf.
Können alle Eltern das noch bezahlen?
Der Anbieter Vielfalt-Menü, der beispielsweise die Oberschule in Bischofswerda mit Essen beliefert, schreibt in einem Brief an die Eltern, dass die Lebensmittelpreise im März 2022 um 33,6 Prozent höher gewesen seien als im gleichen Monat des Vorjahres. "Die Preise für Gemüse und Obst haben sich zum Teil verdreifacht", ist darin ebenfalls zu lesen. Außerdem seien Molkereiprodukte rund ein Viertel teurer. Die Preise für Mehl und Speiseöle sowie Strom seien rund 50 Prozent höher als noch vor einem Jahr.
Die hohe Inflationsrate bei den Lebensmitteln und der ungebremste Anstieg der Energiepreise treffen den Anbieter doppelt hart. "Wir haben keinen Einfluss auf die Entwicklung der Lebensmittel- und Energiepreise und können die gestiegenen Kosten auch nicht kompensieren. Daher mussten wir die Preise für die Menüs entsprechend anpassen", heißt es.
Die Forderung des Essensanbieters lautet: "Statt der angedachten Benzinpreisbremse sollte die Politik die Schulessenversorgung unterstützen. Kommunen und Politik müssen sofort aktiv werden, damit alle Kinder unabhängig von der Einkommenssituation der Eltern weiterhin zuverlässig verpflegt werden können."
"In den letzten Monaten haben nahezu alle Anbieter die Preise erhöht. Wir haben keine konkreten Zahlen vorliegen, bemerken es aber in vielen Einrichtungen", sagt Mario Metzner, der Vorsitzende des Kreiselternrats. Er betont jedoch auch, dass bisher kein Fall im Landkreis Bautzen bekannt geworden ist, bei dem der Preis für ein Schulessen die Fünf-Euro-Grenze überschritten hat.
Dabei sieht Metzner in der Oberlausitz auch einen Vorteil: Viele Kitas und Grundschulen werden von regionalen Anbietern beliefert, nicht von großen Caterern. Die Anbieter seien daran interessiert, die Preise niedrig zu halten, und könnten Preisanstiege meist aufgrund des kleinen Liefergebietes auch in Grenzen halten.
Metzner betont, dass es vor allem für Eltern, die knapp oberhalb der Einkommensgrenze für Geringverdiener liegen, problematisch wird. Sie können keine Unterstützung von der Stadt oder vom Landkreis beantragen. Auch der Landeselternrat Sachsen hat angesichts der Preisexplosionen gewarnt, dass Eltern mit kleinen und mittleren Einkommen die Essensversorgung kündigen, weil sie sich diese nicht mehr leisten können.
Für viele Kinder sei das Mittagessen in der Kita oder Schule aber die einzige warme Mahlzeit am Tag. Dort spielten auch soziale Kontakte und Rituale mit hinein, wenn die Kinder gemeinsam am Tisch sitzen und Mittag essen.
Außerdem mahnt der Vorsitzende des Kreiselternrates: "Wer frische und gesunde Kost für seine Kinder möchte und selbst beim Einkauf mehr bezahlen muss, kann nicht erwarten, dass die Preise fürs Mittagessen gleich bleiben."
Familien, die Unterstützung brauchen, können Leistungen aus dem Bildungspaket der Bundesregierung beim Landratsamt Bautzen beantragen. Das Bildungspaket umfasst unter anderem neben Ausflügen und Klassenfahrten auch die Mittagsverpflegung. Anspruch auf diese Leistungen haben könnte je nach Fall, wer unter anderem Hartz IV, Wohngeld oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bezieht.