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Seifersdorfer Kirche soll wieder für Besucher öffnen

Die sogenannte "Sieben-Ritter-Kirche" in Seifersdorf ist für Besucher geschlossen. Grund ist vor allem ein wertvolles Bild. Doch die Kirche soll künftig in Teilen zugänglich werden.

Von Siri Rokosch
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Die alte Seifersdorfer Kirche beherbergt sieben Statuen der früheren Schlossherren und ein wertvolles Bild.
Die alte Seifersdorfer Kirche beherbergt sieben Statuen der früheren Schlossherren und ein wertvolles Bild. © René Meinig

Wachau. Im Wachauer Ortsteil Seifersdorf steht die sogenannte "Sieben-Ritter-Kirche", eine der ältesten im Rödertal. Sie wurde 1604 erbaut, der Altar im darauf folgenden Jahr geweiht. Im Inneren des Hauses hängt ein wertvolles Bild - das ist der Grund, weshalb Besucher nur zu Gottesdiensten und Veranstaltungen in die Seifersdorfer Kirche hinein dürfen.

Um das zu ändern, bedarf es nun eines Elektrikers. Pfarrer Jan Schober vom Evangelisch-Lutherischen Kirchspiel Radeberger Land erklärt diese Zusammenhänge im Gespräch mit Sächsische.de.

Dieses Bild ist aus der Vorreformationszeit um 1500 entstanden. Es wurde aus Lindenholz angefertigt und hängt in der Kirche.
Dieses Bild ist aus der Vorreformationszeit um 1500 entstanden. Es wurde aus Lindenholz angefertigt und hängt in der Kirche. © René Meinig

"Wir befürchten, dass jemand diese alte Holzschnitzerei, welche die Familie Jesu zeigt, entwenden könnte. Deshalb ist die Kirche gesichert", erklärt Pfarrer Schober. Neben der gesicherten Eingänge ins Kircheninnere versperren dicke Eisengittertore die einzelnen Zugänge noch extra. Mit einem großen Schlüsselbund führt der Pfarrer durch die heiligen Hallen.

Viel ist über das Bild nicht bekannt. Aus dem Chroniktext der Kirche geht hervor, dass das Kunstwerk aus Lindenholz um das Jahr 1500 geschnitzt wurde. Das Bild trägt den Namen "Die heilige Sippe" und hat eine Größe von 126 Mal 84 Zentimeter.

Das Bild wurde 1840 vom Grafen Carl von Brühl von der Kirche Lomnitz erworben. Er ließ es restaurieren. Damals wurde es im Gebetsraum des Kirchenturmes aufgehängt. Gräfin Agnes von Brühl vermachte es kurz vor dem Einmarsch der "Roten Armee" im Zweiten Weltkrieg der Kirche, damit das Kunstwerk nicht als "Kriegsbeute" verloren geht.

Wozu ist ein Elektriker nötig?

Um die Kirchen von einem Seiteneingang aus künftig immer für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, planen der Pfarrer und das Kirchspiel Radeberger Land die Grafenloge in der oberen Etage zugänglich zu machen. Dadurch könnten Besucher über die Turmwendeltreppe in die geschlossene Loge treten und von dort aus hinab ins Innere des Gebäudes blicken.

Pfarrer Jan Schober in der Grafenloge, welche saniert und dann öffentlich zugänglich werden soll.
Pfarrer Jan Schober in der Grafenloge, welche saniert und dann öffentlich zugänglich werden soll. © René Meinig

"Leider reichte es nicht, nur zu malern und die Holzdielen abzuschleifen und Infotafeln anzubringen, wurde uns von der Baupflegerin gesagt. Zuerst müsse die Elektrik sicher umgebaut werden", sagt der Pfarrer. Das bedeute, es werde eine Elektrofirma gesucht, welche die Leitungen in der Loge neu verlegt und auch Bewegungsmelder einsetzt, die Steckdosen kindersicher einbaut und Beleuchtungen schafft. Dies gestalte sich aber schwierig, sagt Schober, der bereits seit Mai letzten Jahres dafür Handwerker sucht.

Sobald die Grafenloge fachmännisch "elektrifiziert" ist, sollen die Wände gekalkt, der Boden geschliffen und die Infotafeln aufgehängt werden. Geplant ist, den kleinen Raum zu bestuhlen, sodass die Gäste in Ruhe die Kirche betrachten können.

Blick zur Grafenloge links. Unten im Bild Pfarrer Jan Schober.
Blick zur Grafenloge links. Unten im Bild Pfarrer Jan Schober. © René Meinig

Einige Spenden für die Sanierung seien bereits zusammengekommen. Reichlich 2.500 Euro seien es derzeit, sagt der Pfarrer. Sogar Lars Rohwer, CDU-Bundestagsabgeordneter, habe zu seinem 50. Geburtstag um Spenden für die Grafenloge-Sanierung der Seifersdorfer Kirche gebeten, erzählt Pfarrer Jan Schober dankend. Ganz werde dieses Geld aber nicht reichen.

Was macht die Kirche so besonders?

Neben dem Holzbild befinden sich noch einige Ölgemälde in der Seifersdorfer Kirche. In der Gruft liegen unter anderem Hans-Moritz von Brühl 1746-1811, der jüngster Sohn von Heinrich von Brühl, Tina von Brühl 1756-1816, die Frau von Hans-Moritz und Entwicklerin des Seifersdorfer Tales zum Landschaftspark sowie Carl von Brühl, der Theaterintendant und einziger Sohn von Tina und Hans-Moritz 1772-1837.

Neben dem Altar stehen fast lebensgroße Statuen von sieben "Rittern", welche ab 1775 im benachbarten Seifersdorfer Schloss lebten. Auf dem Kirchfriedhof fanden auch andere von-Brühl-Familienmitglieder ihre letzte Ruhestätte, darunter Jenny von Brühl, die Frau von Carl und drei ihrer Kinder sowie der letzte Seifersdorfer Graf Karl von Brühl-Renard (1853-1923), seine erste Frau Else und seine zweite Frau, und die letzte Seifersdorfer Gräfin Agnes von Brühl-Renard.

Der Altar aus den Anfängen des 17. Jahrhunderts. Der Weihnachtsschmuck bleibt bis Maria Lichtmess am 2. Februar. Vor dem Altar ist die Gruft mit den Gebeinen der von Brühls.
Der Altar aus den Anfängen des 17. Jahrhunderts. Der Weihnachtsschmuck bleibt bis Maria Lichtmess am 2. Februar. Vor dem Altar ist die Gruft mit den Gebeinen der von Brühls. © René Meinig

Erlebnis-Pilger-Pfad zum alten Salzweg in Planung

Neben der Sanierung der Grafenloge steht auch ein weiteres Projekt an, um Wanderer und Besucher zu locken. Neben der Kirchen entlang soll der etwa 400 Meter lange Wanderweg mit interaktiven Infoständen bestückt werden. Der Weg führt hinaus zum höchsten Berg Seifersdorf, den Steinberg, mit Blick bis nach Brandenburg, in die Lausitz und ins Erzgebirge.

Er endet am früheren Salzweg, welcher einst von Halle bis nach Böhmen führte. "Wir wollen den Weg vor allem für Familien interessant gestalten", sagt Sylvia Wollbrück vom Kirchspiel Radeberger Land, die sich federführend um die Weggestaltung kümmert.

Kinder könnten an den einzelnen Stationen spielerisch Informationen zu den "sieben Rittern", zur "Barbara-Kapelle", die früher auf dem Berg gestanden haben muss, zum "Totenhäuschen" und zum Seifersdorfer Tal erhalten, so der Plan. Die Fertigstellung des Erlebnis-Pilger-Weges ist für die Osterzeit geplant.

Zuvor wird es in der Kirche aber noch einmal weihnachtlich. Auf Wunsch der Einwohner wird am 29. Januar ab 11 Uhr das Krippenspiel nochmals aufgeführt, in einer Version aus dem 19. Jahrhundert mit Bergmann und Klöppelfrau. Dabei ist natürlich auch ein Blick auf das alte Holzbild, die Ölgemälde sowie die sieben Ritterfiguren möglich.