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Wie Sachsens Regierung dem Mittelstand helfen will - etwa in Ottendorf

Der Geschäftsführer des Automobilzulieferers JKL aus Ottendorf hat Sachsens Ministerpräsidenten um Hilfe gebeten, nachdem er Insolvenz anmelden musste. Hört man ihn?

Von Siri Rokosch
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Beim Automobilzulieferer JKL in Ottendorf-Okrilla kontrollieren die Mitarbeiterinnen Sandra Zschocke-Richter (l.) und Sabine Breudel  die fertig lackierten Fahrzeugteile.
Beim Automobilzulieferer JKL in Ottendorf-Okrilla kontrollieren die Mitarbeiterinnen Sandra Zschocke-Richter (l.) und Sabine Breudel die fertig lackierten Fahrzeugteile. © René Meinig

Ottendorf-Okrilla. Inflation, steigende Material- und Energiekosten, Personalmangel und Mindestlohn haben in den vergangenenJahren viele mittelständische Betriebe in finanzielle Engpässe geführt. So auch die Ottendorfer JKL Kunststoff Lackierung GmbH. Deren Geschäftsführer Andreas von Feilitzsch hatte sich daraufhin gewünscht, einem Politiker seine Sorgen "mal genau erklären" zu können. Am 18. August war es schließlich soweit. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) den Automobilzulieferer und bot Unterstützung an.

Wie die Sächsische Staatskanzlei auf Anfrage mitteilt, spreche man die Sorgen der Bürger und Unternehmen einschließlich der mittelständischen beim Bund in Berlin immer wieder an. Allerdings sei aber letztendlich die Bundesregierung verantwortlich für die Bundespolitik: "Die Länder haben nur begrenzte Möglichkeiten der Überzeugungsarbeit und der Einflussnahme auf die Bundesregierung".

In Berlin werde aber in der Sitzung des Sächsischen Kabinetts am 17. Oktober "ein Fokus auf der Unterstützung des Mittelstands in der schwierigen wirtschaftlichen Situation liegen". Wichtige Anliegen wie Bürokratieabbau, Fachkräftemangel oder Energiekosten würden kontinuierlich und seit geraumer Zeit thematisiert.

Mit dem "Rettungsdarlehn" zur Liquidität

Andreas von Feilitzsch hatte für sein Unternehmen nach eigenen Aussagen frühzeitig Insolvenz angemeldet, um den Betrieb grundlegend sanieren zu können. Beim Besuch des Ministerpräsidenten hatte er auch um Lösungswege seitens der Politik gebeten. Lange her?

Der Freistaat Sachsen biete insolvenzgefährdeten Unternehmen "eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen an", teilt die Staatskanzlei nun mit. Kostenlose Beratungen gebe es zum Beispiel im Beratungszentrum Konsolidierung der Sächsischen Aufbaubank - Förderbank. Dort werde die wirtschaftliche Lage analysiert und es gebe Unterstützung beim Erarbeiten von Lösungen für das weitere Vorgehen.

Dabei könne es sich um das Erstellen von Unternehmenskonzepten für den Weg aus der Krise handeln. Aber auch um das Entwicken von Lösungsstrategien unter Beteiligung von Banken und Beratern, um die Moderation und Vermittlung zwischen Unternehmen und Gläubigern oder sonstigen Fördermittelgebern. Auch gebe es Unterstützung beim Beantragen relevanter öffentlicher Programme.

Sachsen biete hierfür beispielsweise die Programme zur "Rettung und Umstrukturierung von kleinen und mittleren Unternehmen in Schwierigkeiten" sowie zu "Krisenbewältigung und Neustart" an.

Das erste Förderprogramm stelle Rettungsdarlehen zur Verfügung. Zudem werde ein Darlehen zur Finanzierung von Maßnahmen zur leistungswirtschaftlichen und finanziellen Unternehmensumstrukturierung - also ein Umstrukturierungsdarlehen - angeboten.

Rettungsdarlehen könnten auch zur anteiligen Finanzierung des weiter laufenden Geschäftsbetriebes in der Insolvenz gewährt werden.

Im Programm "Krisenbewältigung und Neustart" könnten Darlehen zur anteiligen Finanzierung von Neu- beziehungsweise Ersatzinvestitionen und Auftragsfinanzierungen nach Bestätigung des Insolvenzplans gewährt werden.

Firmenbeteiligungen durch Beteiligungsgesellschaft

Im Rahmen des Neustarts stelle der Freistaat auch Bürgschaften und Beteiligungen bereit. Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen stärke zudem die Eigenmittelbasis der gewerblichen Wirtschaft und ermögliche nachhaltiges Wachstum durch die Übernahme von Beteiligungen an sächsischen Unternehmen.

Für Unternehmen, die sich nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden oder diese überwunden haben, biete der Freistaat zudem den "Sachsenkredit Gründen und Wachsen" mit Darlehen ab 20.000 Euro bis fünf Millionen Euro zu günstigen Konditionen an.

Ottendorfer Firma auf einem "guten Weg aus der Krise"

Andreas von Feilitzsch hatte sich vor allem für die Insolvenz entschieden, weil er seine gestiegenen Kosten nicht an seine Kunden weitergeben konnte und so einer anhaltenden Verlustsituation gegenüberstand.

"Wir waren nicht überschuldet und auch nicht zahlungsunfähig", sagt er. "Alle Mitarbeiter bekamen bisher immer und bekommen auch künftig pünktlich ihr Gehalt."

Vor Corona seien es 120 Menschen gewesen. Jetzt sind es nur noch 70, die im Drei-Schicht-System auf den Roboter-Lackieranlagen Innenraumteile aus Kunststoff für VW, Audi und Porsche lackieren. Der Geschäftsführer schaut aber optimistisch in die Zukunft. Die JKL sei auf "gutem Weg um aus der Krise zu kommen".

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