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Wo Kinder in Wachau das Landleben lernen können

Kühe, Schweine, Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner und vieles mehr: Im Wachauer Wunder Land gibt es 18 Arbeitsgruppen für Kinder in der Natur. Was der Verein als nächstes plant.

Von Siri Rokosch
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Der Vereinsvorsitzende Steffen Jakob vom Wunder Land Wachau. Insgesamt gibt es dort rund 20 Schafe und Ziegen, aktuell sogar fünf Lämmchen.
Der Vereinsvorsitzende Steffen Jakob vom Wunder Land Wachau. Insgesamt gibt es dort rund 20 Schafe und Ziegen, aktuell sogar fünf Lämmchen. © Marion Doering

Wachau. Es war eine interessante und niedliche Abwechslung für die Schüler der Förderschule Bischofswerda. Kürzlich konnten sie an 24 Hühner-Eiern beobachten, wie sie in einem Brutkasten 21 Tage lang zu Küken reiften. 16 erblickten dann das Licht der Welt. "Das ist ein hochmoderner Brutkasten. Dort werden die Eier zweimal täglich gedreht, ganz automatisch", erzählt der Vereinsvorsitzende Steffen Jakob vom Wunder Land e. V. in Wachau, welchem der Brutkasten gehört. Gemeinsam mit Anwohnern aus der Region hatte er den Verein 1992 gegründet.

Zehn Tage alt sind diese Küken am 22. Mai. Schulkinder halfen ihnen beim Schlüpfen.
Zehn Tage alt sind diese Küken am 22. Mai. Schulkinder halfen ihnen beim Schlüpfen. © Marion Doering

Nach der Wende standen viele ohne Job da

"Viele Menschen, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren, wie zum Beispiel Agrar-Ingenieure, Melker und Tierärzte, standen nach der Wende plötzlich ohne Arbeit da", erzählt Jakob. Alle haben ihre Berufe aber geliebt und wollten die Kinder und Jugendlichen an die Arbeit mit Tieren und Pflanzen heranführen. Und so sei 1992 der Verein entstanden - damals mit sieben oder acht Gründungsmitgliedern - so genau wisse Steffen Jakob das nicht mehr.

Inzwischen hat Wunder Land 125 Vereinsmitglieder. "Die Kinder interessieren sich natürlich meist für die Pferde und das Reiten, doch unsere Kapazitäten sind da erschöpft", sagt Jakob. 29 Pferde gibt es, doch Kinder, die nur reiten, gibt es nicht, denn: "Jeder, der reiten möchte, muss im Verein einer anderen Arbeitsgruppe beitreten", so Jakob.

Damit sollen den Mädchen und Jungen auch die anderen Bereiche in der Landwirtschaft schmackhaft gemacht werden. Und da gibt es viele Gruppen: die Töpfergruppe für Kinder und sogar Erwachsene, die Bienen-Gruppe, die Traditionspflege-Gruppe, welche sich um die historische Museumsscheune kümmert, die Schafgruppe, in der Kinder das Melken und die Milch- sowie Wollverarbeitung lernen, die Geflügelgruppe, die Akrobatik-Gruppe am Vertikaltuch, die Schweinegruppe und die Backofengruppe.

Doch das sind längst nicht alle Möglichkeiten, die den Kindern geboten werden. 18 Arbeitsgruppen gibt es derzeit. In allen sei noch Platz für neue "Kinder-Landwirte". Nur die Acker-Gruppe sei begrenzt aufnahmefähig, sagt Jakob: "Dort haben wir derzeit noch ein Stück Land, welches wir jetzt bewirtschaften werden, doch die Fläche ist eben begrenzt."

Neu: Brotbacktage für alle

Apropos Fläche: Der Verein bewirtschaftet insgesamt eine Fläche von rund 30 Hektar Land in Wachau. Der Sitz des Vereins ist an der Schulstraße. Dort leben auch die frisch geschlüpften Küken sowie Tauben und Pfaue. Zudem hat an der Schulstraße die Töpfergruppe ihre Werkstatt. Der traditionelle Lehmbackofen steht auf dem Gelände von Kunaths Hof, an der Hauptstraße, und ist ebenso wie die Stallungen fußläufig zu erreichen.

Seit Kurzem werden auch für alle Einwohner und Gäste die Brotbacktage angeboten. Zwei gab es bereits, der dritte ist für den 8. Juli geplant, wie Steffen Jakob erklärt: "Da bringt jeder seinen eigenen Teig mit, der Ofen ist mit Holz vorgeheizt, und die Brote können in Ruhe backen. Das dauert gar nicht so lange." Wer keinen eigenen Teig mitbringen möchte, könne unter fachmännischer Anleitung eines Bäckers auch vor Ort noch rühren und kneten. Bei den Backtagen und in den Töpferkursen sei keine Mitgliedschaft im Verein nötig, sagt der Vereinsvorsitzende.

Sonst zahlen Kinder und Jugendliche 6 Euro monatlichen Mitgliedsbeitrag in einer Gruppe, welche keine Pferde beinhaltet, und 30 Euro für eine Mitgliedschaft, in welcher das Reiten angeboten wird. Allerdings könnten die Kinder dann ein- bis zweimal wöchentlich auch reiten - nur sind diese Gruppen so begehrt, dass sie momentan voll sind, sagt Jakob: "Wir sind beim Reiten mit unseren Kapazitäten am Ende. Kinder, die in die Anfängergruppe möchten, müssen mit einer Wartezeit von zwei bis drei Jahren rechnen", sagt er. 29 Pferde hat das Wunder Land derzeit, am Donnerstag soll ein 30. hinzukommen, und mehr gehe einfach nicht.

Feste feiern und feste mit anpacken

Mädchen und Jungen, die in eine Arbeitsgruppe kommen, haben zudem noch eine zusätzliche Aufgabe, so der Vereinschef. Sie sollten zu den fünf Festen, die das Wunder Land jährlich durchführt, Zeit, Ideen und Freude mitbringen. Die nächste Feier wird der Tag des Denkmals am 10. September sein, welchen das Wunder Land alleine durchführt. Am 23. September folgt bereits das Vereinsfest an der Reithalle und dem Stall, dann kommt die Wachauer Dorfweihnacht am 16. Dezember und im Frühjahr der Schaf-Woll-Lenz.

Bei diesen Festen werden meist viele Kuchen selbst gebacken, Seifen, Shampoos und Wollprodukte hergestellt, der Lehmbackofen wird für Flammkuchen und Pizza angeheizt und die Museumsscheune auf Hochglanz gebracht. Die Festlichkeiten locken meist viele Hunderte Besucher an.

Nächstes Highlight wird erst einmal das Wachauer Badfest sein. Das ist am 17. Juni im Freibad geplant und wird gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr, dem Sportverein und dem Wunder Land auf die Beine gestellt. "Verraten kann ich bereits, dass es ein Volleyballturnier mit sechs Mannschaften geben wird, ein Kinder- und Familienprogramm mit Clownerie und einen Stand-up-paddle-Wettkampf, bei dem sich die Gegner von den Brettern schubsen müssen", sagt Steffen Jakob bereits in Vorfreude, denn Fröhlichkeit sei einer der wichtigsten Begleiter bei allem, was der Verein macht.

Natürlich werde auch das beliebte Reiten auf der benachbarten Wiese am Bad am 17. Juni angeboten und abends soll ein Tanz- und Mitsingabend die älteren Gäste in fröhliche Stimmung versetzen.