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OB-Kandidatin Katja Mulansky: "Eine autofreie Innenstadt ist möglich"

Die Radeberger Innenstadt hat Potenzial, sagt OB-Kandidatin Katja Mulansky. Was sie sich vorstellt, erklärt sie auf einem Spaziergang vom Bahnhof zum Schloss.

Von Verena Belzer
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Oberbürgermeisterkandidatin Katja Mulansky (parteilos, nominiert von CDU, Grüne, SPD) auf dem Markt im Gespräch mit einer Radebergerin.
Oberbürgermeisterkandidatin Katja Mulansky (parteilos, nominiert von CDU, Grüne, SPD) auf dem Markt im Gespräch mit einer Radebergerin. © Marion Doering

Dresden. Gut gelaunt und mit einem Lächeln auf den Lippen kommt Katja Mulansky schnellen Schrittes aus dem Bahnhof geeilt. Langsam ist nicht so ihr Ding. Sie will etwas bewegen, tatkräftig und kraftvoll. Das spürt man. "Heute allerdings ohne Fahrrad", sagt sie zur Begrüßung. Erklärung: Sollte sie am Sonntag die Stichwahl gewinnen und damit die Nachfolge von Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) antreten, will sie täglich vom Bahnhof auf Arbeit ins Rathaus radeln.

Ohne Fahrrad ist sie heute auch unterwegs, weil ein Stadtrundgang durch die Innenstadt geplant ist. Welche Pläne und Ziele verfolgt die OB-Kandidatin für das Herzstück Radebergs? Was ist ihr wichtig, welche Prioritäten möchte die Dresdnerin, die von CDU, SPD und Grüne nominiert ist, setzen? Mit leicht süßlichem Biergeruch in der Nase geht es zu Fuß an der Radeberger Brauerei vorbei und die Dresdner Straße runter in Richtung Altstadt.

Vom Bahnhof aus würde die 46-Jährige im Falle eines Wahlsiegs mit dem Rad auf Arbeit ins Rathaus fahren.
Vom Bahnhof aus würde die 46-Jährige im Falle eines Wahlsiegs mit dem Rad auf Arbeit ins Rathaus fahren. © Marion Doering

Die Oberbürgermeisterwahl in Radeberg rückt näher

Rechts und links ist die Dresdner Straße mit Wahlplakaten gesäumt. Man merkt sofort: Es geht in die entscheidende Phase des OB-Wahlkampfs am 3. Juli.

Die Große Röder und die Röderstraße passierend, kommt die 46-jährige Kandidatin aus Dresden auf eines der zentralen Themen zu sprechen, das die Innenstadt betrifft. Autofreie Zone, ja oder nein?

Momentan dürfen Autos durch die Innenstadt fahren, auch an diesem Dienstagvormittag rauscht ein Wagen nach dem nächsten vorüber. Wenn dann mal ein Lkw vorbeifährt, rumpelt und kracht es gewaltig auf dem Kopfsteinpflaster. Für Katja Mulansky wäre es denkbar, mit einem klugen, gesamtheitlichen Verkehrskonzept die Innenstadt frei von Durchgangsverkehr zu halten. "Das würde aber nicht bedeuten, dass zum Beispiel keine Anlieferungen mehr erlaubt sind", betont sie. "Auch Bewohner sollen weiterhin in der Altstadt parken dürfen." Ebenso soll "selbstverständlich" der Bus weiterhin am Markt halten und auch Behindertenparkplätze schließt Mulansky ausdrücklich mit in ihr Konzept ein. "Ich finde, dass das Parkplatzangebot rund um die Innenstadt bereits jetzt sehr gut ist", sagt die Juristin und verweist auf mehrere Standorte. "Und das Parkhaus beim Edeka ist auch schon beschlossene Sache."

Autofreie Altstadt: "Eine Gewöhnungsfrage"

Für Familien oder Touristen sei es attraktiver, durch eine autofreie Altstadt zu schlendern. "Das schafft eine bessere Atmosphäre", findet die Kandidatin. Dafür könne man den Bürgern durchaus zumuten, ein paar Minuten vom stadtnahen Parkplatz aus in Richtung Markt zu laufen. "Das ist auch eine Gewöhnungsfrage." Doch eine Sache ist ihr besonders wichtig: "Man muss das immer gesamtheitlich sehen. Mit einem Parkleitsystem, mit dem ÖPNV." Die AG Stadtentwicklung habe bereits einige Vorschläge entwickelt, im aktuellen Konzept seien autofreie Zonen vorgesehen. "Man kann sich testweise Stück für Stück vortasten und dann sehen, was geht und was nicht."

Ein Plausch zwischendurch

In der Mittelstraße spricht eine rüstige Rentnerin Katja Mulansky an. Helga Peuker kommt gerade vom Schwimmen im Stadtbad und wohnt seit 50 Jahren in der Innenstadt. Selbst fährt sie kein Auto mehr. Ihrer Meinung nach könne der Durchgangsverkehr "außen rum" geleitet werden. Die Rentnerin treiben aber auch andere Dinge um: Gegenüber ihres Wohnhauses soll ein großes Mehrfamilienhaus gebaut werden. "Da haben wir dann gar kein Licht mehr in der Wohnung", klagt sie. Nur daran könne ein OB ja auch nichts ändern, sagt sie und schaut Katja Mulansky an: "Meine Wahlentscheidung habe ich übrigens bereits getroffen. Per Briefwahl." Nach einem kurzen Plausch geht es weiter zum Markt, dem Herzstück der Innenstadt.

Marktplatz: "Mir fehlt hier ein Café"

Obst und Gemüse, Bekleidung und vieles mehr: Heute ist Marktdienstag. Katja Mulansky hat ihre Wahlflyer mitgebracht und spricht hier und da Passanten an. Andere wiederum sprechen die Kandidatin an: "Wo ich Sie hier gerade sehe", fängt eine Frau an, "wollte ich mich bei Ihnen für Ihre Kandidatur bedanken. Ich drücke die Daumen".

Wo die Radeberger dienstags und freitags ihre Einkäufe erledigen, stehen an den anderen Tagen Autos. Auf dem Marktplatz ist Kurzparken erlaubt. "Was mir hier wirklich fehlt, ist ein Café", sagt Mulansky und blickt sich um. "Einen Kaffee trinken, in der Sonne sitzen, ein bisschen das Treiben beobachten." Auch einen Biergarten könne sie sich gut vorstellen. "Aus vielen Gesprächen habe ich auch den Wunsch nach einem Brunnen mitgenommen." Mehr Sitzbänke, Spielgeräte für Kinder, vielleicht ein Schachbrett oder eine Boule-Anlage: An Ideen mangelt es der Kandidatin nicht. Dafür müssten jedoch die Autos runter vom Markt.

Schloss Klippenstein - Katja Mulanskys Lieblingsort in der Innenstadt.
Schloss Klippenstein - Katja Mulanskys Lieblingsort in der Innenstadt. © Marion Doering

Attraktive Rahmenbedingungen schaffen

Ansonsten hält Mulansky die Radeberger Innenstadt für gut aufgestellt: Die Nahversorgung ist gesichert und es gibt viele Geschäfte unterschiedlicher Fachrichtung. Aber auch so manchen Leerstand. "Das ist so bisschen wie das Henne-Ei-Prinzip", sagt die Kandidatin. "Wer kommt zuerst? Die Geschäfte und dann die Besucher oder eben anders herum?" Als Stadtoberhaupt könne sie nur Rahmenbedingungen für eine attraktive Stadt schaffen. "Ob dann Geschäfte vermietet werden, liegt auch an den Eigentümern." Was sich die Radeberger sonst noch wünschen? "Ich habe herausgehört, dass es an Kinder- und Herrenbekleidung fehlt. Und ein Kino wurde oft genannt."

Schloss Klippenstein: "Eine Oase der Erholung"

Vom belebten Markt geht es weiter zu Schloss Klippenstein, Katja Mulanskys Lieblingsort in der Innenstadt. "Eine Oase der Erholung, in der man die Seele baumeln lassen kann und Kraft tanken kann", schwärmt die 46-Jährige. "Aus dem Stadttrubel ist man hier sofort mitten im Grünen. Einfach genial." Wobei sie schon betont: "Ich mag beides: Wenn es ruhig ist, aber auch wenn es belebt ist." Mit diesen Worten verlässt sie schnellen Schrittes das Schloss und eilt davon.