Scheitert die Arnsdorfer Oberschule?

Arnsdorf. Arnsdorf braucht eine Oberschule. Bürgermeister der Gemeinde, Gemeinderäte aber auch die Stadt Radeberg fordern seit Jahren eine Eröffnung. Auch der Kreistag hat sich in der Schulnetzplanung dafür ausgesprochen. Der starke Anstieg der Schülerzahlen in der Region um Radeberg, Wachau und Großröhrsdorf mache diesen Schritt notwendig. Vor allem junge Familien würden in die Region ziehen. Vorhandene Grund-, Oberschulen und Gymnasien sind bereits ausgelastet und eine Umlenkung auf andere Schulen der Region ausgeschlossen.
Jetzt die Überraschung: Die geplante Vorgründung ist abgesagt worden. Sie sollte zu Beginn des Schuljahres 2021/22 an der Oberschule Großröhrsdorf stattfinden. Eltern, die ihre Kinder dafür angemeldet hatten, bekamen entsprechende Post. Wie es dazu kam und wie es jetzt weitergeht.
Was ist der Grund für die Absage?
Nach Angaben des Landratsamtes in Bautzen wurde die erforderliche Mindestschülerzahl nicht erreicht. Um eine Klasse zu bilden, müssen mindestens 20 Mädchen und Jungen angemeldet werden. Nach Angaben von Cynthia Thor vom Landratsamt gab es nur 16 Anmeldungen.
Warum wurden so wenige Schüler angemeldet?
Bürgermeister Frank Eisold (CDU) kann darüber nur Vermutungen anstellen. „Eventuell hat die bessere Verkehrsanbindung nach Radeberg eine Rolle gespielt. Die genauen Gründe kennen nur die Eltern, die können ganz verschieden sein“, sagt er. Er räumt ein, dass die Vorgründung der Oberschule besser in der Gemeinde Arnsdorf hätte bekannt gemacht werden müssen. „Wir hätten vielleicht zu einem Elternabend einladen müssen, um das Projekt vorzustellen. Wegen der Corona-Pandemie war das nicht möglich.“
Nach seinen Angaben verlassen im Sommer Kinder aus zwei vierten Klassen die Grundschule Arnsdorf. Eine ausreichende Anzahl Mädchen und Jungen für die Bildung einer Oberschulklasse sei also vorhanden gewesen. Franziska Martin vom Bürgerforum 1990 und Vorsitzende der größten Fraktion im Arnsdorfer Gemeinderat vermutet ebenfalls, dass die Nähe von Radeberg eine Rolle gespielt hat. Eventuell könnten auch Geschwisterkinder, die schon in Radeberg zur Schule gehen, den Ausschlag gegeben haben. Eltern wollten ihre Kinder nicht an zwei verschiedenen Orten einschulen, so die Vermutung. Dem Landratsamt liegen über die Gründe für die Schulwahl der Eltern keine Erkenntnisse vor.

Wo haben Arnsdorfer Eltern ihre Kinder stattdessen angemeldet?
Nach Angaben des Landratsamtes wurden die Kinder an den bestehenden Oberschulen in Radeberg und Großröhrsdorf angemeldet. Nach Angaben von Cynthia Thor reichen die Kapazitäten an den bestehenden Oberschulen aus. Allerdings werden an der Oberschule Rödertal in Großröhrsdorf zur Absicherung des Schulbetriebes weitere Container aufgestellt, so die Mitarbeiterin der Kreisverwaltung. In die Oberschule Rödertal werden die 16 Kinder aus Arnsdorf integriert.
Wird es 2022 einen erneuten Versuch der Schulgründung geben?
Ja, zu Beginn des Schuljahrs 2022/23 erfolgt erneut eine Vorgründung, teilt die Kreisverwaltung mit. Allerdings müssten auch dann die Anmeldungen über der Mindestschülerzahl von 20 liegen. Frank Eisold weist auf die Gründe hin, weshalb überhaupt eine Schule ins Leben gerufen wird, noch bevor das eigentliche Haus fertig ist. Es gehe darum, das neue Gebäude bereits zur Eröffnung weitestgehend auszulasten. „Ziel ist es am Anfang nicht nur fünfte Klassen im Haus zu haben, sondern auch sechste und siebente.“
Ist mit der Absage die Eröffnung der Oberschule in Arnsdorf in Gefahr?
Nach Angaben von Cynthia Thor hat die Absage keine Auswirkungen auf die Eröffnung der Oberschule in Arnsdorf. Das sagt auch der Bürgermeister. „Der Landkreis hält an dem Schulstandort fest. Das ist ja auch so im Schulnetzplan verankert.“ Das Bürgerforum will allerdings jetzt genau wissen, weshalb nur wenige Kinder angemeldet wurden. „Wir hoffen, dass dazu der erste Beigeordnete Udo Witschas Auskunft geben kann. Er wird bei der nächsten Gemeinderatssitzung dabei sein“, sagt Franziska Martin.
Wird der Schulneubau in Arnsdorf weiter vorangetrieben?
Ja. „Die Gemeinde verhandelt derzeit mit dem Landratsamt über ein geeignetes Grundstück. Meine Vorzugsvariante ist, dass der alte Plattenbau der ehemaligen Mittelschule abgerissen wird und an der Stelle der Neubau erfolgt. Damit hätten wir einen attraktiven Schulcampus im Ort. Der Landkreis schaut sich derzeit Alternativen an, um die beste Variante zu finden“, sagt Frank Eisold.
Auch das Landratsamt bestätigt, dass die Planungen weiterlaufen. Allerdings wird noch einige Zeit vergehen, bis die ersten Kinder in dem Haus lernen. „Nach jetzigem Stand ist eine Inbetriebnahme der Oberschule Arnsdorf frühestens mit dem Schuljahr 2024/25 möglich“, teilt Cynthia Thor mit.