Dürröhrsdorf-Dittersbach. Nur ein Nachholspiel wurde in der Fußball-Landesklasse über Pfingsten ausgetragen. In der Staffel Ost standen sich der SV Wesenitztal und der Hoyerswerdaer FC gegenüber (2:5). Die Gastgeber sind damit seit neun Spielen ohne Sieg. Martin Schiefner hatte die Gastgeber mit seinem 16. Saisontreffer in Führung gebracht, Tilman Neubert zwischenzeitlich auf 2:3 verkürzt.
Vier Partien liegen noch vor dem SVW, dann geht eine Trainer-Ära in Dürrröhrsdorf-Dittersbach zu Ende. Nach fünf Jahren verlässt Uwe Rahle den Verein. Der 58-Jährige war 2017 vom BSV 68 Sebnitz gekommen und hatte Wesenitztal in der Saison 2021/22 auf Platz drei geführt.
Herr Rahle, Ihre Mannschaft manövriert sich in Abstiegsgefahr. Was erwarten Sie jetzt von Ihren Spielern?
Dass wir die Saison ordentlich zu Ende bringen und so schnell wie möglich die nötigen Punkte einfahren, um den Klassenerhalt in trockene Tücher zu bekommen. Bisher lief es in der zweiten Halbserie wirklich nicht gut.
Täuscht der Eindruck, dass es nach Bekanntwerden Ihres Abschieds zum Saisonende sportlich noch ein Stück tiefer für Ihre Mannschaft ging?
Ich glaube, das täuscht. Nach den ersten fünf Spielen der Saison hatten wir 15 Punkte, jetzt sind es zwölf mehr – nach 23 Spielen! Da waren zum Ende der Hinrunde schon fünf Niederlagen am Stück. Das liegt zum großen Teil an der Quantität des Kaders. In den letzten Spielen standen aus dem aktuellen Kader der „Ersten“ kaum einmal mehr als zehn Feldspieler zur Verfügung und die mussten teilweise auch noch angeschlagen spielen. Systematisches Arbeiten war nicht mehr machbar.
Der Verein hat Ihren Vertrag nicht verlängert. Hatten Sie damit gerechnet?
Nein, nicht unbedingt. Wahrscheinlich hätte ich den Schritt aber auch selbst vollzogen. Aus Sicht des Vereins ist es legitim, nach fünf Jahren zu sagen, wir müssen der Mannschaft etwas Neues bieten. Diese Meinung teile ich. Immerhin waren zehn Spieler des aktuellen Kaders schon vor fünf Jahren im Team. Nach so einer Zeit, zumal sich die Mannschaft personell kaum verändert hat, ist dann viel eingeschliffene Routine dabei. Eine etwas andere Kommunikation seitens der Vereinsführung hätte ich mir aber schon gewünscht.
Wer wird Ihr Nachfolger?
Maik Kühn, der bis letztes Jahr noch Kapitän war und dem ich an dieser Stelle viel Glück und Erfolg als Trainer wünsche.
Was bleibt im sportlichen Rückblick?
Fünf schöne, aber auch turbulente Jahre. Es gab eine Corona-Pandemie, während der über viele Monate sportlich gar nichts ging. Und es gab den Wechsel von der Mitte- in die Ost-Staffel mit vielen neuen „Grounds“. Dann war da im letzten Jahr ein sehr guter dritter Platz, aber auch die sportliche Talfahrt nach einem starken Beginn in dieser Saison. Außerdem habe ich in den fünf Jahren auch viele interessante neue Menschen von Spielern bis hin zu Fans kennengelernt und auch Freunde gefunden.
Beim SC Freital II wird ab 1. Juli der Trainerposten mit Markus Weise neu besetzt. Wäre eine Rückkehr nach Freital reizvoll für Sie gewesen?
Nein, eine zweite Mannschaft kommt für mich nicht in Frage. Vielleicht sehe ich das im Einzelfall falsch, generell gibt es meiner Erfahrung nach immer viel Reibung zwischen einer Ersten und der Zweiten - und die Reserve ist sicher nicht tonangebend.
Gab es schon Anfragen von Vereinen?
Zwei, die kamen für mich nicht in Frage.
Wie sieht Ihre Planung aus: Pause oder ein Trainerjob zur neuen Saison?
Kommt eine interessante Anfrage, werde ich mich damit beschäftigen, wenn nicht, mache ich Pause. Auch die „Trainer-Rente“ ist nicht ausgeschlossen. Fast 30 Jahre als Coach, so gut wie ohne Pause, ist eine lange Zeit. Jeder Urlaub musste nach dem jeweiligen Spielplan ausgerichtet werden. Mindestens drei Tage die Woche waren immer für Fußball reserviert. Da käme zumindest eine Pause eventuell auch mal zur richtigen Zeit. Ob ich dann „ohne Fußball“ kann, muss ich sehen.
Wäre die Landesliga ein Thema oder ist das, wie in den letzten Jahren einige Male, mit ihren beruflichen Verpflichtungen nicht vereinbar?
Ich denke, der Aufwand in der Landesliga ist deutlich höher als in der Landesklasse. Dreimal Training wäre dort auf jeden Fall Pflicht, dazu das Spiel am Wochenende und. Fast auch schon Pflicht ist eine Spielbeobachtung, da sind wir dann bei fünf Tagen in der Woche, die dem Fußball gehören. Ich glaube, das würde ich auch im Hinblick auf meinen Job zeitlich kaum auf die Reihe bekommen - und halbe Sachen sind definitiv nicht mein Ding.
Aus der Sachsenliga wird sich nach Kamenz und Inter Leipzig auch Großenhain zurückziehen. Wird sich diese Tendenz fortsetzen?
Ich hoffe, dass die Entscheidung, die Landesklasse auf drei Staffeln zurückzuführen sowie die Landesliga auf normale Staffelstärke zu reduzieren, diesem Trend etwas entgegenwirkt. Die Landesklasse wird attraktiver, niveaumäßig besser und der Aufwand wird sich nur marginal ändern. Bei der Frage, welche Spielklasse sich ein Verein leisten kann oder will, spielt eventuell die siebente Liga wieder eine bessere Rolle.
Im kommenden Jahr steht die Qualifikation für die Landesklasse 2024/25 an, die dann nur noch aus drei Staffeln bestehen wird. Hat der SV Wesenitztal das Potenzial, sich zu qualifizieren?
Werden bestimmte Voraussetzungen erfüllt, dann auf jeden Fall. Wesenitztal ist gemeinsam mit Freital (erst Stahl, jetzt SC, früher erste, jetzt zweite Mannschaft/d. A.), die dienstälteste Truppe in der Bezirksliga beziehungsweise Landesklasse, zählt damit fast schon zum Inventar. Mit Voraussetzungen meine ich in erster Linie die Kaderbreite. Es war schon über die gesamten fünf Jahre nicht einfach, aber im letzten Jahr haben viele Langzeitverletzungen teilweise zu richtig brenzligen Situationen geführt. Mehr als zehn Spieler zum Training war in den letzten Wochen die absolute Ausnahme. Ich werde hier keine Zahl nennen, die kennt Maik Kühn selbst, aber einige Neuzugänge sind sicher Pflicht, um die Qualifikation zu schaffen. Zumal es auch einige Abgänge geben wird.
Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.