„Wir wollen endlich wieder trainieren“

Ottendorf-Okrilla. Ihr Metier ist eigentlich die Turnhalle. Folglich war es ein nicht alltägliches Bild, was sich den Betrachtern am Freitagabend auf dem kleinen Sportplatz hinter der Ottendorfer Oberschule bot. Führten dort 20 junge Sportler des Ottendorfer Akrobatenclub (ACO) auf dem rostroten Kunststoffbelag des Platzes einige sehenswerte Übungen aus ihrem Turnrepertoire vor. Am Spielfeldrand schaute Vereinschef Torsten König zu. „Wir hoffen sehr, das wir bald wieder in unsere Halle können“, so der ACO-Vorstandsvorsitzende. Er erzählte, dass die knapp 40 jungen Vereinsakrobaten in den zurückliegenden sieben Monaten nur wenig trainieren konnten. König: „Wenn es wieder losgeht, braucht es sicher einige Monate, um die Jugendlichen wieder auf Wettkampfniveau zu bekommen."
An der vom sächsischen Landessportbund und Kreissportbünden initiierten Aktion habe man mitgemacht, um „ein Zeichen zu setzen“. Um zu demonstrieren, dass man als Verein noch da sei.
In Trainingskleidung im Supermarkt unterwegs
Unter dem Motto „Zeit für den Neustart“ hatten nach Monaten des Stillstands und der eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten am Wochenende viele Sportvereine im Freistaat mit kreativen Aktionen - analog wie digital - auf sich aufmerksam gemacht. Auch im Rödertal. Mit dem Ziel, wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, zum anderen, das ist sicher das drängendste Anliegen aller Klubs, um auf baldige Öffnungsschritte im Breitensport hinzuweisen.
Beim TSV Wachau hatten sich am Samstag Vereinsmitglieder auf der Sportanlage getroffen, formierten sich auf dem Spielfeld zum „TSV“ und ließen sich aus der Luft, von einer Drohnenkamera, filmen. Viele Klubs hatten ihre Mitglieder darum gebeten, sich am Wochenende mit ihrer Trainingskleidung in der Öffentlichkeit zu zeigen. So sah man in Rödertaler Kommunen in Einkaufsmärkten auffallend viele im Trainings-Outfit gewandete Menschen.
Kehrtwende Mitte Juni?
Beim Ottendorfer Basketballclub, deren 210 Mitglieder seit sieben Monaten keine Trainingshalle mehr innen gesehen und seitdem auch keinen Korb mehr geworfen haben, zeigte man, dass sich das verordnete Trainings- und Spielverbot keineswegs negativ auf die Kreativität der Mitglieder ausgewirkt hat. Schräg-schrille Fotos von Spontanaktionen und lustige Videoclips wurden ins Netz gestellt.
„Wir sehnen uns alle nach unserem gewohnten Sport-Alltag“, so ACO-Chef Torsten König. Der 47-Jährige wies darauf hin, dass die Jugendlichen, die zu Vor-Corona-Zeiten bis zu zehn Stunden in der Woche trainierten, in den vergangenen Monaten, mit Online-Training und Individualsport, auf höchstens drei wöchentliche Sportstunden kamen.
Man habe zwar seit einigen Wochen wieder üben können, in Kleingruppen auf dem Sportplatz, so Torsten König weiter, aber klar, die Akrobaten zieht es in die Halle, in die vertraute Umgebung. König gibt sich optimistisch, vertraut darauf, dass man ab Mitte Juni - so es die Inzidenzzahlen zulassen und weiter gelockert wird – wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen kann.
Trainingsspiel in der neuen Woche angesetzt
Bei der SG Lomnitz, einem Verein mit rund 200 Mitgliedern, durften die Kids bereits seit einiger Zeit in 5er-Gruppen inklusive Übungsleiter Sport treiben. Die Hoffnung von Vereinschef Markus Klotsche: Dass das Vereinsleben bald wieder so sein wird wie vor der Pandemie: lebhaft und pulsierend. Denn schließlich, das war bei diesem Aktionswochenende immer wieder zu hören, sei das gemeinsame Trainieren, das Sporttreiben in der Gruppe, auch immens wichtig für den sozialen Zusammenhalt.
Das weiß auch Heinz Geißler. Der Geschäftsführer des SV Einheit Radeberg, einem rund 80-köpfigen Sportclub, der neben einer Gymnastikgruppe auch eine Tischtennis- und Volleyballabteilung unterhält, erzählt, dass sich alle im Klub auf den 4. Juni 2021 freuten. Dieser Freitag werde ein kleiner Festtag für den Verein sein, so Geißler. Denn: Da ist ein Trainingsspiel der Freizeitkicker des Klubs geplant. Also ein richtiges, mit 22 Spielern plus Schiedsrichter, über 90 Minuten. Nach mehr als einer halbjährigen Trainingspause.
Man hoffe inständig, dass das klappe, so Geißler. Und wenn die Einheit-Fußballer möglicherweise nicht ganz austrainiert sein dürften, eines werden aber wohl alle sein, sollte die Partie am Freitagabend angepfiffen werden: auf Corona getestet.
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