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Drei Verletzte bei Wohnhausbrand in Radeberg

In Radeberg ist in der Nacht auf Donnerstag Feuer in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Röderstraße ausgebrochen. Zwei Dutzend Bewohner mussten evakuiert werden, drei wurden verletzt.

Von Verena Belzer
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In der obersten Etage dieses Mehrfamilienhauses in der Röderstraße ist der Brand in der Nacht auf Donnerstag ausgebrochen.
In der obersten Etage dieses Mehrfamilienhauses in der Röderstraße ist der Brand in der Nacht auf Donnerstag ausgebrochen. © Marion Doering

Radeberg. Schock mitten in der Nacht in der Radeberger Röderstraße: In einer Wohnung im obersten Stockwerk eines Mehrfamilienhauses ist kurz nach Mitternacht ein Feuer ausgebrochen. Nach Angaben der Polizei in Görlitz ist es möglicherweise von einem 70-jährigen Mieter fahrlässig durch eine unbeaufsichtigt zurückgelassene Kerze verursacht worden.

Bei dem Brand wurden drei Menschen verletzt. Eine 59-jährige Frau sowie ein 37-Jähriger und der 70 Jahre alte Mieter wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht, wie die Polizei mitteilt. 24 Bewohner des Hauses wurden evakuiert und in Sicherheit gebracht. Die Schadenshöhe beträgt nach ersten Schätzungen etwa 20.000 Euro. Der örtliche Kriminaldienst ermittelt.

Brand brach mitten in der Nacht in Radeberg aus

Um 0.50 Uhr war die Radeberger Feuerwehr von der Leitstelle alarmiert worden. Sieben Minuten später standen 14 Feuerwehrleute unter der Leitung von Silvio Paufler an der Unglücksstelle. Der Großteil der Bewohner des Mehrfamilienhauses war da bereits aus ihren Wohnungen herausgerannt und hatte sich in Sicherheit gebracht.

"Vor Ort haben wir festgestellt, dass wir mit unserer Drehleiter nicht weit kommen", berichtet Paufler. "Wir hatten nicht genug Platz, um sie aufzustellen." Die Ortsteilwehren aus Großerkmannsdorf, Ullersdorf und Liegau-Augustusbad seien dann nachalarmiert worden. "Insgesamt waren wir mit etwa 40 Feuerwehrleuten und acht Fahrzeugen im Einsatz", sagt Paufler.

Truppweise gingen anschließend die Atemschutzgeräteträger in voller Montur ins Haus - "ab dem dritten Obergeschoss war leichter Rauch bemerkbar, in der vierten Etage dann starker Rauch". Höchstens 20 Minuten konnten die Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten in der Wohnung bleiben, dann wurde gewechselt. "Die Schwierigkeit war, dass die Wohnung sehr stark verraucht war, wir sagen dazu 'Null-Sicht', man muss sich dann erstmal orientieren, wo was ist", sagt Paufler. "Und es hatte sich extreme Hitze angestaut."

"Das war für die Radeberger Wehr ein größeres Ereignis"

Weil die Fenster geschlossen waren und der Brand so keinen Sauerstoff mehr bekommen habe, sei kein offenes Feuer zu sehen gewesen. "Das Feuer hat nur noch geschwelt, das mussten die Kameraden erst einmal finden."

Um 3.05 Uhr kam dann die Entwarnung, dass das Feuer definitiv aus sei. "Das war für die Radeberger Wehr definitiv ein größeres Ereignis", sagt Silvio Paufler. "Die Zusammenarbeit mit den Ortsteilwehren hat vorbildlich funktioniert. Da kann man sich blind auf jeden verlassen. Glücklicherweise ist niemand schlimm verletzt worden."

Ebenfalls vor Ort: Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos). Der frühere Feuerwehrmann und heutige Rathauschef wurde gegen 2 Uhr vom Rettungsdienst angerufen. "Ich habe das Telefon erst gar nicht gehört", berichtet er. "Meine Frau hat mich geweckt." Keine halbe Stunde später war er ebenfalls in der Röderstraße.

OB kümmerte sich um die Unterbringung der Bewohner

Nach kurzer Absprache mit dem Organisatorischen Leiter des Rettungsdienstes schaltete Höhme in den OB-Modus. Und in dieser Funktion lautete die Aufgabe: Schnellstmöglich dafür sorgen, dass die Bewohner raus aus der Kälte kommen und woanders untergebracht werden können. "Glücklicherweise ist dann Frau Thieme vom Aara-Hotel ans Telefon gegangen", erzählt der Oberbürgermeister. "Die Betreiber des Hotels haben es kurzfristig ermöglicht, dass wir die Leute dorthin bringen können, wofür ich sehr dankbar bin."

Anschließend fuhren die Mitarbeiter des Rettungsdiensts die Bewohner ins Hotel, nachdem sie noch für den ein oder anderen aus deren Wohnung dringend benötigte Medikamente geholt hatten. Andere Bewohner seien von ihren Angehörigen abgeholt worden, berichtet Silvio Paufler.

Frank Höhme fuhr gegen 5.30 Uhr ebenfalls ins Hotel, "doch da waren schon alle auf ihren Zimmern", berichtet der OB. "Nach einem kurzen Zwischenstopp im Rathaus bin ich dann nach Hause zum Frühstück gefahren."

Für Kati Thieme vom Aara-Hotel ist es indes eine Selbstverständlichkeit, dass ihr Hotel kurzerhand die Evakuierten aufgenommen habe. "Wir sind Gastgeber, das ist unsere Berufung", sagt sie. "Wären wir in der Situation, würden wir uns auch freuen, wenn uns jemand die Tür aufmacht."

Die ersten Mieter kehren in ihre Wohnungen zurück

Am frühen Donnerstagmorgen war die Polizei dann immer noch im Mehrfamilienhaus zugange und untersuchte die Brandursache. Dass es stark geraucht haben muss, war auch noch mittags deutlich zu riechen.

Doch die ersten Bewohner konnten bereits wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Eine 89-jährige Mieterin wurde von ihrem Sohn nach Hause gebracht, der sich darüber wunderte, dass die alte Dame das alles so unaufgeregt mitgemacht habe. "Kann kaum laufen, wurde evakuiert und ist jetzt schon wieder zurück, als wäre nichts gewesen", berichtet er. Wäre die Wohnung seiner Mutter länger unbewohnbar geblieben, hätte er sie mit zu sich genommen, sagt er.

Wer indes wohl länger nicht in seine eigene vier Wände kann, ist der 70-Jährige, in dessen Wohnung das Feuer ausgebrochen ist. Aktuell befindet er sich wegen des Verdachts auf Rauchvergiftung noch im Krankenhaus und wird dann erst einmal ins Aara-Hotel einchecken.

"Bis diese Wohnung wieder bewohnbar ist, das wird sicher dauern", vermutet auch Oberbürgermeister Frank Höhme. "Da muss ein Brandschadensanierer ran." Darum müsse sich jetzt der Eigentümer der Wohnung kümmern, die Wohnbau GmbH.