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Radeberg schneidet bei Fahrradklima-Test des ADFC schlecht ab

Der Fahrradclub ADFC hat den großen Fahrradklima-Test in Radeberg ausgewertet. Das vernichtende Ergebnis: 89 Prozent der Befragten fühlen sich auf dem Rad gefährdet. Der ADFC sieht großen Nahholbedarf.

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Einer der unermüdlichen Kritiker der Situation für Radfahrer in Radeberg ist Rolf Daehne. Hier steht er auf der Pirnaer Straße, auf der die Routenbeschreibung stadtauswärts zeigt. Doch die Straße ist für Fahrradfahrer überhaupt nicht freigegeben.
Einer der unermüdlichen Kritiker der Situation für Radfahrer in Radeberg ist Rolf Daehne. Hier steht er auf der Pirnaer Straße, auf der die Routenbeschreibung stadtauswärts zeigt. Doch die Straße ist für Fahrradfahrer überhaupt nicht freigegeben. © Marion Doering

Radeberg. Fahrradfahren in Radeberg - das sorgt schon seit langem für hitzige Diskussionen. Die einen kritisieren rücksichtlose Fahrradfahrer, die sich nicht an die Regeln halten - die anderen argumentieren, Radfahrern werde das Leben schwer gemacht. Nun präsentiert der ADFC die Ergebnisse eines Fahrradklima-Tests, der im vergangenen Jahr stattgefunden hat. Und die Ergebnisse sind eindeutig.

Zwei Drittel der Befragten in Radeberg fühlen sich gestresst, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind. Sogar 89 Prozent sehen sich im Straßenverkehr auf dem Rad gefährdet.

Neben dem Stresslevel und dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren weisen die Ergebnisse der ADFC-Studie auf weitere Probleme beim Radverkehr in Radeberg hin. Ein Großteil der Befragten in Radeberg (85 Prozent) empfindet das Fahren im Mischverkehr mit Autos als nicht sicher. 77 Prozent der Befragten berichten von regelmäßigen Konflikten mit Autos. 82 Prozent bemängeln außerdem, dass die Stadt in jüngster Zeit zu wenig für sicheres Radfahren getan habe.

Unter den 46 sächsischen Städten im Fahrradklima-Test erreicht Radeberg Platz 36.

Radeberg ist beim Ranking abgerutscht

Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, betont den Handlungsbedarf in der Stadt: "Im Vergleich zum letzten Fahrradklima-Test ist Radeberg deutlich abgerutscht. Die Kommunalpolitik muss deutlich stärker in die Pedale treten, als das bisher der Fall ist. Immer mehr Menschen wollen ihre Wege im Alltag mit Bewegung an der frischen Luft verbinden. Für Städte wie Radeberg ist das eine riesengroße Chance, weil sie vom Autoverkehr entlastet werden, wenn mehr Menschen die kurzen Wege mit dem Rad zurücklegen. Dafür braucht es aber sichere Infrastruktur."

Besonders kritisch bewerten die Radeberger laut Umfrage die Anstrengungen der Stadt zur Förderung des Radverkehrs. 82 Prozent finden, dass der Radwegausbau zu langsam vorankomme. In der durchschnittlichen Bewertung sacken die Ergebnisse in der Kategorie "Förderung des Radverkehrs" seit 2018 immer weiter ab.

Positive Bewertungen bei Abstellmöglichkeiten

Gut bewerten die Befragten die Routen-Wegweisung für den Radverkehr (65 Prozent positive Bewertungen) sowie die Abstellmöglichkeiten am Bahnhof (68 Prozent). Hier ist Radeberg eine der Spitzenstädte in Sachsen. Radeberg ist eine der wenigen Städte in Sachsen mit abschließbaren Fahrradboxen am Bahnhof.

Auch das Problem des Fahrraddiebstahls wird deutlich besser bewertet als im sächsischen Durchschnitt - nur 38 Prozent bewerten das Thema negativ, in ganz Sachsen sind es 67 Prozent.

Fokus auf Bedingungen des Radverkehrs im ländlichen Raum

Beim Fahrradklima-Test lag in diesem Jahr ein besonderer Fokus auf den Bedingungen des Radverkehrs in ländlichen Räumen. Neben der umwegfreien und komfortablen Erreichbarkeit von Nachbarorten (Bewertung Landkreis Bautzen: 3,8 auf einer Skala von 1 bis 6) und dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren über Land (Bewertung Landkreis Bautzen: 4,2) konnten die Befragten auch die Qualität des Fahrradparkens an Bahnhöfen und Haltepunkten bewerten. Der Landkreis Bautzen lag dabei mit einer Bewertung von 3,5 im sächsischen Vergleich an der Spitze.

Radeberg schnitt bei den Zusatzfragen zum Radfahren in die Nachbarorte besonders schlecht ab: 74 Prozent der Befragten in Radeberg sagten, dass die Nachbarorte mit dem Rad nicht gut erreichbar seien und sogar 88 Prozent gaben an, sich dort gefährdet zu fühlen.

Radeberg abgeschlagen auf Platz 18 von 24 sächsischen Städten mit weniger als 20.000 Einwohnern

Der Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zum Fahrradklima weltweit und wird seit 2012 alle zwei Jahre vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) durchgeführt. Er umfasst 27 Fragen. Zwischen September und November 2022 konnten Radfahrende deutschlandweit ihre Meinung zu den Radverkehrsbedingungen in ihrer Stadt äußern.

92 Prozent der Befragten in Sachsen verfügen über einen Führerschein und 71 Prozent besitzen ein Auto. 85 Prozent sind nicht Mitglied im ADFC.

2022 bewerteten in Radeberg 65 Personen ihre Stadt nach Fahrradkriterien, in Sachsen waren es über 10.000 und deutschlandweit sogar fast 240.000. Die Ergebnisse für die Stadt Radeberg zeigen laut ADFC einen großen Aufholbedarf.

Mit einer Gesamtbewertung der Fahrradsituation von 4,33 auf einer Skala von 1 bis 6 liegt Radeberg deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt und auf Platz 18 von 24 sächsischen Städten mit weniger als 20.000 Einwohnern. (SZ/vb)