Radeberger Niedergraben und Obergraben werden "Spielstraße"

Radeberg. Kein Gehweg. Auf einem Schulweg. Eigentlich ein Unding. Nun hat der Radeberger Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung am Mittwochabend ohne Gegenstimme sowohl den Obergraben als auch den Niedergraben als "verkehrsberuhigt" eingestuft. Umgangssprachlich wird diese Form der Straße auch "Spielstraße" genannt. Was heißt das für Autofahrer?
Beide Straßen sind ausgewiesene Schulwege zur Grundschule Stadtmitte und zum Hort Regenbogenland. Die AG Sichere Schulwege hatte ausdrücklich beanstandet, dass es im Bereich dieser Straßen keine Gehwege gibt und so eine Gefährdung der Schulkinder nicht ausgeschlossen werden kann. Im Rahmen einer Vor-Ort-Begehung sprachen sich deshalb sowohl die Untere Straßenverkehrsbehörde als auch der Vertreter der Polizeidirektion für die Errichtung eines verkehrsberuhigten Bereiches aus.
Höchstgeschwindigkeit: Schritttempo
Dadurch wird den Fußgängern ermöglicht, die Fahrbahn in ihrer ganzen Breite zu nutzen, Kinderspiele sind ab sofort überall erlaubt und vor allem: Autos müssen Schrittgeschwindigkeit fahren. "Die Gestaltung des Bereiches entspricht den Vorgaben eines verkehrsberuhigten Bereiches", heißt es im Beschluss des Stadtrats. "Der Bereich ist niveaugleich ausgebaut und durch die besondere Gestaltung wird der Eindruck vermittelt, dass der Fahrzeugverkehr eine untergeordnete Bedeutung hat." Bisher war in Obergraben und Niedergraben eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde erlaubt.
Spielstraße hin oder her: Die Bewohnerparkflächen sollen erhalten bleiben. Gleichzeitig wird von Seiten der Stadt davon ausgegangen, dass ein verkehrsberuhigter Bereich hier noch ein weiteres Problem lösen könnte - und zwar die der sogenannten Elterntaxis auf der Schulstraße.
Weniger Elterntaxis?
Für Susanne Krohn, Rektorin der Grundschule Mitte, ist die Entscheidung des Stadtrats eine gute Nachricht. "Wir finden das ausgesprochen gut", sagt Krohn. "Wir haben das gemeinsam in der AG Sichere Schulwege vor ein paar Monaten auf den Weg gebracht und haben gut und intensiv miteinander gesprochen."
Alle hätten in die gleiche Richtung geschaut und das gleiche Ziel gehabt, auch wenn es aufwendig gewesen sei, alle Befindlichkeiten der unterschiedlichen Akteure unter einen Hut zu bringen.
Zum neuen Schuljahr können die Grundschüler nun sicher über den Obergraben und Niedergraben ihre Schule erreichen, beispielsweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Ob es wegen der Maßnahme allerdings zu weniger Elterntaxis kommt, dazu kann und will Susanne Krohn keine Prognose wagen. "Ich habe Verständnis für alle Eltern, für die es schlicht einfacher ist, die Kinder mit dem Auto bis vor den Eingang zu fahren."
Auch wenn ihre Schüler fast ausnahmslos aus der Kernstadt kämen, so reiche ihr Einzugsgebiet eben doch bis zum Sandberg und Silberberg. Möglicherweise gebe es andere Lösungen, "aber mit denen müssten sich dann die Eltern auch wohlfühlen". Fakt ist nun jedenfalls: Eltern, die ihre Kinder bis vor die Schule fahren, müssen dies ab sofort in Schrittgeschwindigkeit tun.