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Ottendorfer Autohaus baut eigenen Quarantäneplatz für kaputte E-Autos

Nach einem schweren Unfall kann von der Batterie eines Elektrofahrzeugs noch tagelang eine große Gefahr ausgehen. Warum das Ottendorfer Autohaus Schreyer dieses Risiko nicht eingehen will und vorgesorgt hat.

Von Verena Belzer
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Die Freiwillige Feuerwehr Ottendorf-Okrilla bei einer Übung am neuen Quarantäneplatz für Unfall-E-Autos auf dem Gelände des Autohauses Schreyer.
Die Freiwillige Feuerwehr Ottendorf-Okrilla bei einer Übung am neuen Quarantäneplatz für Unfall-E-Autos auf dem Gelände des Autohauses Schreyer. © René Meinig

Ottendorf-Okrilla. Eines stellt Florian Schreyer, Geschäftsführer des Ottendorfer Autohauses Schreyer, klar: "Eigentlich sind Fahrzeugbatterien für Elektroautos so ausgelegt, dass sie ein Fahrzeugleben lang halten." Doch es gibt ein großes "Aber": Von Batterien aus schwer beschädigten Fahrzeugen kann im Ernstfall eine große Gefahr ausgehen. Und vor dieser Gefahr will sich das Autohaus schützen - deshalb hat Florian Schreyer auf seinem Firmengelände einen Quarantäneplatz bauen lassen.

Zum Hintergrund: Hybrid, Plug-in-Hybrid oder Elektroautos - eine immer größer werdende Auswahl von Elektrofahrzeugen kommt auf den Markt. Der Trend zur E-Mobilität steigt - und die Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland wachsen laut Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes von Jahr zu Jahr.

Mindestens fünf Meter Abstand zur letzten Bebauung

Familienbetrieb in vierter Generation: Robby (von links), Andrea, Daniel und Florian Schreyer führen das Autohaus Schreyer in Ottendorf-Okrilla.
Familienbetrieb in vierter Generation: Robby (von links), Andrea, Daniel und Florian Schreyer führen das Autohaus Schreyer in Ottendorf-Okrilla. © Autohaus Schreyer

Florian Schreyer führt das Autohaus Schreyer gemeinsam mit Bruder Daniel und Vater Robby in vierter Generation, das Familienunternehmen wurde 1925 in Königsbrück gegründet und ist Anfang der 1990er-Jahre aus Platzgründen nach Ottendorf ins Gewerbegebiet Bergener Ring nahe der Autobahn umgezogen. Und um Platz geht es auch bei der neu gebauten Quarantänestation.

"Unsere Versicherung sagt, dass E-Autos mindestens fünf Meter von der letzten Bebauung entfernt stehen müssen, sie dürfen auch nicht über Nacht in einem Gebäude geladen werden", erklärt der studierte Fahrzeugbauingenieur Florian Schreyer. "Würde ich also ein verunfalltes E-Auto nahe an unser Autohaus stellen und sich dann die Batterie entzünden und das Gebäude dadurch abbrennen, wäre ich nicht versichert. Das wäre grob fahrlässig."

Dieses Risiko wollte der Unternehmer nicht eingehen. Sein Vater, Senior-Chef Robby Schreyer, erarbeitete gemeinsam mit der Feuerwehr und einem Fahrzeughersteller einen Quarantäneplatz. Die Konstruktion will sich Familie Schreyer patentieren lassen.

E-Autos bleiben nach Unfall 72 Stunden in Quarantäne

Der Quarantäneplatz ist im Grunde eine Betonwanne, in die eine Rampe führt. Fünf mal drei Meter ist sie etwa groß und mit Wänden aus Betonblöcken umhüllt. Bringt nun ein Abschleppdienst ein E-Auto nach einem Unfall auf das Gelände des Autohauses, wird zunächst der allgemeine Fahrzeugzustand untersucht. Dazu gehört auch die Frage, ob die Batterie noch sicher ist.

Lautet die Antwort nein, kommt der Wagen auf den Quarantäneplatz. Passiert hier 72 Stunden lang nichts, kann Entwarnung gegeben werden. Die Batterie wird ausgebaut und von einem Dienstleister zur Entsorgung oder Aufbereitung gebracht.

Tritt jedoch während dieser Quarantänezeit der absolute Ernstfall ein - sprich: Die Batterie beginnt zu brennen oder qualmen -, dann wird die Feuerwehr alarmiert. Sie würde die Wanne fluten und das untere Drittel des Fahrzeugs unter Wasser setzen. Ein spezieller Abfluss lässt sich von der Feuerwehr bei Bedarf absperren.

Die Freiwillige Feuerwehr Ottendorf-Okrilla war schon zu einer praktischen Übung am neuen Quarantäneplatz des Autohauses. "Dort wurde ein realistisches Szenario geübt", berichtet Florian Schreyer. "Die Feuerwehr würde im Ernstfall mit Atemschutzmasken arbeiten, da beim Brand einer Batterie giftige Gase auftreten." Die Wanne ist so gebaut, dass der Löschschaum auch nicht einfach in die Kanalisation ablaufen würde. "Der würde dann von einem Spezialentsorger abgepumpt werden."

20.000 Euro Investition in die Sicherheit des Autohauses

20.000 Euro hat der Quarantäneplatz gekostet - und viel Zeit. "Wir haben schon 2020 erste Überlegungen angestellt, so einen Platz zu bauen", berichtet Florian Schreyer. "Es mussten aber erst alle Rahmenbedingungen geprüft und mit Ämtern, Behörden und Versicherungen gesprochen werden." Die reine Bauzeit war dann vergleichsweise kurz: knappe drei Monate.

"Es war alles sehr langwierig, aber es gab einfach kein fertiges Konzept für einen solchen Platz." Dabei ist sich Florian Schreyer sicher: "Eigentlich braucht jedes Autohaus so etwas. Viele haben aber zu wenig Platz und zu wenig Zeit, sich damit zu beschäftigen. Hier geht es schlicht und ergreifend um eine Gefahrenabwehr. Nun ist es für alle Beteiligten sicher."