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Debatte im Radeberger Stadtrat: Unternehmen Korch will Fotovoltaik-Anlage bauen

Emotionale Debatte im Radeberger Stadtrat um Fotovoltaik-Anlagen bei Korch: Was der Fleisch- und Wurstwarenhersteller bauen will - und warum nicht alle Stadträte damit glücklich waren.

Von Verena Belzer
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Um sich unabhängiger von Strompreisen zu machen, will Korch auf unternehmenseigenen Flächen Fotovoltaik-Anlagen errichten.
Um sich unabhängiger von Strompreisen zu machen, will Korch auf unternehmenseigenen Flächen Fotovoltaik-Anlagen errichten. © Marion Doering

Radeberg. "Das finde ich schwierig, wenn Sie hier im Vornherein sagen, dass Sie keinen Bock haben." Als diese Worte von Korch-Geschäftsführer Felix Alber am Mittwochabend im Radeberger Stadtrat fielen, war die Debatte um geplante Fotovoltaik-Anlagen auf dem Unternehmensgelände bereits hin und her gegangen - die Stadträte hatten allerhand Fragen und Argumente für und gegen die Anlagen abgewogen.

Und diesen Vorwurf wollte sich beispielsweise Detlev Dauphin, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, nicht gefallen lassen. "Wir sind hier alle ehrenamtlich", sagte er. "Und wir müssen für das Wohl der Stadt entscheiden. Dass Sie jetzt sagen, wir hätten keinen Bock, da bin ich schon enttäuscht." Woraufhin Felix Alber zurückruderte und sich entschuldigte. Alle Fragen und Antworten zur mitunter hitzigen Debatte und dem Korch-Plan.

Was will Korch bauen?

Das Traditionsunternehmen Korch will auf unternehmenseigenen Flächen Fotovoltaik-Paneele in Ständer-Bauweise errichten. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte Korch einen ähnlichen Antrag bei der Stadt gestellt. Nun will das Unternehmen auf einer weiteren Fläche ebenfalls Paneele aufbauen lassen.

Konkret handelt es sich um 3,6 Hektar Fläche - sowohl Wiese als auch bereits versiegelte Flächen wie beispielsweise einen Parkplatz. Auf die Wiese könnten Paneele in Ständer-Bauweise gebaut werden, der Parkplatz könnte gegebenenfalls mit Fotovoltaik-Anlagen überdacht werden.

Warum will Korch die Paneele errichten?

In Zeiten von steigenden Energiepreisen im Zuge des Ukraine-Krieges will sich Korch unabhängiger vom Energiemarkt machen. Felix Alber führte im Stadtrat aus, dass sein Unternehmen, das rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, vor große Herausforderungen gestellt sei. "Wir hatten im vergangenen Jahr eine Million Euro Mehrkosten wegen der Strompreise", erklärte er. "Das geht an die Existenz."

Korch wolle "vor die Welle kommen, um wettbewerbsfähig zu bleiben". Mit den Anlagen könne das Unternehmen in etwa die Hälfte des eigenen Strombedarfs decken.

Welche Bedenken gab im Stadtrat?

Bei der Fläche, auf die nun ebenfalls Paneele kommen sollen, handelt es sich um die Grünfläche in unmittelbarer Nähe zur Stadtrandsiedlung, durch die die Kleinröhrsdorfer Straße führt. Die Wohnbebauung und die Paneele wären nur noch durch die Großröhrsdorfer Straße getrennt.

"Ich verstehe die Bedenken schon", sagte Geschäftsführer Felix Alber. "Wir werden mit den Paneelen keinen Schönheitspreis gewinnen." Sie würden eine maximale Höhe von 2,50 Meter erreichen und Korch sei auch bereit, eine Hecke oder einen Wall als Sichtschutz um die Fläche zu errichten.

Ein Vorschlag, von dem die Räte in der Stadtratssitzung zum ersten Mal hörten. "Davon war im Technischen Ausschuss noch nicht die Rede", sagte Gabor Kühnapfel (Wir für Radeberg). "Wenn das so ist, spricht in meinen Augen nichts gegen den Antrag."

Im Technischen Ausschuss war ebenfalls bereits kontrovers über die Korch-Pläne debattiert worden. Vor allem CDU-Stadtrat Thomas Lück ist ein entschiedener Gegner von Fotovoltaik-Anlagen auf Wiesen. "Ich bin nach wie vor kategorisch dagegen", sagte er. "Wir müssen aufhören, Wiesen und Felder damit zuzupflastern."

Auf den rot umrandeten Flächen will das Radeberger Traditionsunternehmen Korch Fotovoltaik-Anlagen in Ständerbauweise errichten. Besonders die unmittelbare Nachbarschaft zur Stadtrandsiedlung stieß im Stadtrat auf Kritik.
Auf den rot umrandeten Flächen will das Radeberger Traditionsunternehmen Korch Fotovoltaik-Anlagen in Ständerbauweise errichten. Besonders die unmittelbare Nachbarschaft zur Stadtrandsiedlung stieß im Stadtrat auf Kritik. © Stadt Radeberg

Sein Stadtratskollege Ulrich Hensel, Fraktionsvorsitzender der Grüne/SPD-Fraktion, argumentierte, auch er sei grundsätzlich nicht dafür, auf diese Weise "Landschaft zuzukleistern".

Doch man müsse sich schon das Gesamtkonzept betrachten - Korch sei ein wichtiger Gewerbesteuerzahler und Arbeitgeber in der Stadt. "Und wenn Energie da erzeugt werden kann, wo sie gebraucht wird, und man keine langen Leitungen dafür bauen muss, ist das grundsätzlich zu begrüßen."

Auch ein Windrand hatte Korch bereits angedacht, das jedoch ist aufgrund der nahen Wohnbebauung rechtlich nicht möglich.

Welche Vorschläge gab es?

Aus Reihen der Freien-Wähler-Fraktion kamen Vorschläge, die Bewohner der Stadtrandsiedlung in die Debatte miteinzubeziehen, da sie die direkt Betroffenen der Fotovoltaik-Anlagen seien. "Besser jetzt, als dass die Bewohner dann im Nachhinein wieder hier in den Stadtrat kommen und sich beschweren", sagte Detlev Dauphin.

CDU-Fraktionschef Frank-Peter Wieth indes brachte daraufhin Klarheit und Sachlichkeit in die Debatte: Der Stadtrat entscheide lediglich darüber, ob der Korch-Antrag von den Behörden geprüft werden solle. "Wir entscheiden heute nicht, ob die Anlage tatsächlich gebaut wird." Zunächst würden Stellen wie beispielsweise der Naturschutz gehört werden, bevor es weiterginge - und auch die Bevölkerung könne in diesem Prozess Einwände vortragen.

Was wurde entschieden?

Gegen die Stimmen von Thomas Lück (CDU) und Steffi und Detlev Dauphin (FW) stimmte der Radeberger Stadtrat mehrheitlich dafür, dass der Antrag auf Fotovoltaik-Paneele nun in die Prüfung gehen kann.

Wie lange das schließlich dauern kann, das konnte auch Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) nicht genau sagen. "Das kann schon ein Jahr dauern."