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Weixdorfer Küchenhaus baut Roboter-Küche für TU Dresden

Das Küchenhaus Hillig in Weixdorf zählt sich selbst zu den "Gewinnern" der Corona-Zeit. Eine neue Halle wurde gebaut und aktuell läuft die Projektphase für eine KI-Küche.

Von Siri Rokosch
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Geschäftsführer Steffen Hillig übergibt schrittweise seine Firma an Tochter Katrin Hillig. Das Küchenhaus in Weixdorf baut aktuell für die TU Dresden.
Geschäftsführer Steffen Hillig übergibt schrittweise seine Firma an Tochter Katrin Hillig. Das Küchenhaus in Weixdorf baut aktuell für die TU Dresden. © Marion Doering

Weixdorf. Im Barkhausen-Bau der TU Dresden an der Helmholtzstraße entsteht demnächst eine Hightech-Küche. Dort werden Computergesteuerte Roboter-Arme beim Kochen helfen. Dieser neue Raum dient später als Labor und Veranstaltungsfläche. Das Küchenstudio Hillig aus Weixdorf entwirft diese KI-Küche, welche sich jetzt in der Planungsphase befindet und voraussichtlich im Herbst eingebaut wird. Am 1. Juli feiert das Küchenhaus Hillig seinen 33. Firmengeburtstag. 20 Angestellte hat der Geschäftsführer des Familienbetriebes, Steffen Hillig. Wie er vom Flugzeug zur Küche kam.

Mit Mut nach der Wende durchgestartet

Begonnen habe die Erfolgsgeschichte des Küchenausstatters in einem Schuppen am 1. Juli 1990, sagt Hillig. "Das war eine verrückte Wendezeit. Ich war in den Westen gefahren und hatte dort in Bremerhaven jemanden kennengelernt, der mich fragte, ob ich mich nicht selbständig machen wolle", erzählt der Geschäftsführer. Er habe "Ja" gesagt.

Der Elektriker habe ihm gesagt, er müsse sich nur einen Gewerbeschein besorgen und einen Kreditantrag von mehr als 100.000 D-Mark stellen. Steffen Hillig begann, Küchengeräte zu verkaufen, vom Kühlschrank über die Waschmaschine bis hin zum Fernseher und der Kaffeemaschine. Die erste "Küche", bestehend aus einem Geschirrspüler und einer Spüle, baute er in Radeburg ein. Am 1. Juni 1991 eröffnete er in Medingen seinen Küchenladen, wo er bereits den Küchenaufbau mit anbot.

Dieser Neubau am Promigberg in Weixdorf ist nun fertig. Dort befinden sich die Werkstatt, das Lager, der Schulungsraum und sanitäre Anlagen für die Mitarbeiter.
Dieser Neubau am Promigberg in Weixdorf ist nun fertig. Dort befinden sich die Werkstatt, das Lager, der Schulungsraum und sanitäre Anlagen für die Mitarbeiter. © Marion Doering

Im Mai des darauffolgenden Jahres zog das Geschäft in die alte Weixdorfer Schule um, bis das Küchenhaus Hillig an der Königsbrücker Landstraße 300, dem jetzigen Standort, ein eigenes Grundstück erwerben konnte. Dort befinden sich die Verkaufs-und Schauräume.

Gelernt hatte Hillig Maschinen- und Anglagenbau zu DDR-Zeiten, danach reparierte er als Mechaniker zehn Jahre lang Flugzeuge in den Elbe-Flugzeugwerken Dresden-Klotzsche.

2,5 Millionen in neue Halle investiert

Von der Coronazeit habe sei Unternehmen profitiert, sagt Steffen Hillig. Da die meisten Gaststätten geschlossen waren, hatten sich die Menschen scheinbar aufs Selberkochen berufen und sich eine neue Küche geleistet.

Rund 300 Küchen verkaufe das Unternehmen im Durchschnitt jährlich, sagt der Chef. Dabei beginnen die Preise bei etwa 13.000 Euro. Vor der Inflation konnten Kunden die preiswerteste Küche noch für rund 10.000 Euro erwerben. Im Schnitte zahlen die Kunden heute zwischen 15.000 und 16.000 Euro für eine Hillig-Küche.

Hillig liefert aber nicht nur, die Firma plant den kompletten Küchenraum, inklusiver der Essbereiche. Maßgenau werde den Kunden binnen eines zwei Stunden langen Gespräches und im hauseigenen Kino anhand einer 3D-Animation in Echtgröße die neue Küche gezeigt, erklärt der Geschäftsführer die Arbeitsschritte. In der eigenen Tischlerei werden die fertigen Küchen den Kundenwünschen angepasst.

Die Firma baut die alten Küchen ab, beseitigt Fliesen und Fußböden, spachtelt, malert, verlegt neue Leitungen für Wasser und Strom, kümmert sich um die richtige Beleuchtung und baut die neue Küche ein. Dies sei die Nische, die Komplettsanierung der Räume, die Hillig gefunden habe.

Vor einem Jahr hat das Unternehmen den Bau einer neuen Halle mit einer Größe von rund 900 Quadratmetern am Promigberg in Weixdorf begonnen. Diese soll am 1. Juli eröffnet werden. Dort sind dann die Werkstatt untergebracht, ein Lager sowie ein großer Schulungsraum, Garderoben, Duschen und WCs für die Mitarbeiter und natürlich eine Tee- und Kaffeeküche. Neben dem Neubau wird auf rund 1.500 Quadratmetern ein Biotop mit Bienenweide entstehen. Drei E-Ladestation sind an der neuen Halle noch geplant, eine gibt es bereits am Küchenstudio.

Gas werde für die Heizung nicht mehr genutzt. Hillig setze auf "Grün" und hat Photovoltaikanlagen auf den Dächern und eine Wärmepumpe in Betrieb genommen.

Steffen Hillig übergibt an Tochter

Steffen Hillig möchte sich langsam aus dem aktiven Arbeitsleben zurückziehen und hat seine Firma bereits hälftig an seine Tochter Katrin Hillig übertragen. In knapp neun Jahren soll sie die vollständige Unternehmensleitung vom Vater übernehmen. Mit 20 Mitarbeitern inklusive eines Lehrling sei die Firma gut aufgestellt. Je ein Mitarbeiter kommt aus Polen und der Ukraine, freut sich der Chef.

Für den Verkauf wird derzeit noch ein neuer junger Mitarbeiter gesucht, der angelernt wird.

Hillig engagiert sich für die regionalen Sportvereine. Sponsorings gebe es zum Beispiel für den KSV Medingen und den dortigen Kegelverein, für Karl Bebendorf vom DSC. Dieser ist Deutscher Meister im 3.000-Meter-Hindernislauf und sogar Olympiateilnehmer, für die SG Weixdorf Abteilung Fußball und die SG Klotzsche Abteilung Biathlon sowie Dynamo Dresden, sagt Hillig.